Die Dorfstraßen sind schon geschmückt. Am Samstag (4. Juni, 16.30 bis 21.30 Uhr) steigt in Porreres die „Fira de l’albercoc“. Dafür, dass das Aprikosenfest schon jetzt stattfindet, gibt es mehrere Gründe: Durch die Hitzewelle im Mai ist die frühe Sorte, die primerenc, schon reif und will verzehrt werden, außerdem sind von den späten Sorten spärliche Ernten zu erwarten.

„Dafür sind die geringen Regenmengen verantwortlich. Im vergangenen Winter wurden bei uns nur 40 bis 60 Liter Niederschläge gemessen“, berichtet Gabriel Mora, Besitzer einer 40.000 Quadratmeter großen Plantage, die einzige in der Gemeinde, auf der die Aprikosenbäume (Prunus armeniaca bot., albaricoquero span., albercoquer kat.) im Öko-Anbau wachsen. Seit elf Jahren führt der Mallorquiner das Restaurant L’Escrivania. Die Speisekarte sieht am Tag der fira für die meisten Gerichte Aprikosen als Zutat vor.

Die frühe Sorte „Primerenc“ ist für viele die beste aller Inselaprikosen Pere Joan Oliver Orell

Alles dreht sich um Aprikosen

Esperanza Mora (57) ist Sprecherin der Cooperativa Agrícola de Porreres, mit Gabriel ist sie nicht verwandt, doch auch ihre Familie besitzt seit Generationen Aprikosenplantagen. Weil sie die fira am kommenden Samstag mitorganisiert hat, berichtet sie hier, was die Besucher erwartet: Die Mitglieder der Kooperative werden auf ihren Ständen frisch geerntete reife Früchte verkaufen. Dazu wird all das angeboten, was aus Aprikosen hergestellt werden kann: von Marmeladen über Liköre bis hin zu den coques de albercocs und den gedörrten orejones. Auf der Plaça von Porreres wird zu sehen sein, mit welchem Spezialmesser die Ohren (Aprikosenhälften) zugeschnitten, auf Schilfrohren getrocknet und danach geschwefelt werden.

Kinder können an einem Show-Cooking teilnehmen, bei dem Gerichte mit Aprikosen zubereitet werden. Auf einer Ausstellung mit alten Fotografien wird zu sehen sein, wie die Bearbeitung der Felder und die Ernte anno dazumal im Dorf ausgesehen haben. Und es wird ein Buch über die traditionelle Zubereitung der Aprikosen von der Autorin Margalida Forteza vorgestellt werden.

Warum gerade Porreres?

Porreres wird häufig als Hochburg des Aprikosenanbaus bezeichnet. Das kommt nicht von ungefähr. Etwa 25 Hektar Aprikosenplantagen besitzen die Mitglieder der Kooperative gemeinsam. „Mit dieser Zahl kann man eigentlich nicht viel anfangen, es kommt darauf an, dass bei uns die Bäume auf den Plantagen dicht an dicht wachsen“, sagt Esperanza Mora.

Die meisten Aprikosenbäume sind auf Mallorca zwischen Sant Joan, Porreres und Montuïri zu finden. In dieser ebenen Zone herrscht genau das Mikroklima, das dieses Steinobst für gutes Gedeihen braucht. Dazu gehören winterliche Phasen mit Temperaturen um die null Grad ebenso wie winterlichen Niederschläge zu einer Zeit, in der die Aprikosen noch nicht reif sind.

Garbriel Mora befürchtet, dass die Porreres-Aprikose ihre besten Zeiten hinter sich hat. Die Winter wären nicht kalt genug und häufig regnete es zur Unzeit. Er selbst hat in guten Jahren 2.000 Kilogramm geerntet, dieses Jahr werden es gerade Mal 300 sein. Die Zahlen der Kooperative zeigen dagegen eher ein Auf und Ab. 2020 wurden 14 Tonnen gepflückt, 2021 waren es 25 Tonnen. In diesem Jahr wird die Ernte wohl nur acht bis neun Tonnen betragen.

Die alten Bäume

Die meisten Aprikosenbäume auf seiner Plantage hat Moras Großvater gepflanzt. Er selbst bewirtschaftet die Felder in vierter Generation. Ob seine ein Jahr alte Tochter Tonita ihren Platz in der fünften Generation einnehmen wird, muss sich noch zeigen.

Einer der ältesten Bäume auf seinen Feldern ist mehr als 130 Jahre alt. Jüngere sind auf Unterlagen von Mandel- und Pflaumenbäumen veredelt. Doch die ganz alten wurden aus dem Kern einer galta vermella gezogen. Neben dieser alten Sorte sind auf Moras Plantagen alle frühen Sorten vertreten, von den primerencs über carlet vermell bis zu canino. Aber auch die späteren wie palabra, murto und moscatel.

Auf die Frage, welche Sorte sich für Marmelade eignet, lautet die Antwort: „Alle Sorten. Die Früchte müssen reif sein und über ein Maximum an Zuckergehalt verfügen.“ Dadurch ließe sich auch ungesunder Zucker sparen.

Die Bio-Plantage

Als kleiner Junge begleitete Mora seinen Großvater oft in den Obstgarten und lernte so schon früh die natürlichen Anbaumethoden des abuelos kennen. Damals wie heute gedeihen die Bäume nach dem Prinzip secano ohne Bewässerung. Als sein Vater die Felder übernahm, setzte er zahlreiche chemische Produkte ein und praktizierte das, was man heute als konventionellen Anbau bezeichnet.

Doch das sollte sich ändern, als Gabriel Mora sein Studium der Anglistik abgeschlossen hatte, sein Restaurant an der Plaça von Porreres am Laufen war und er vor sechs Jahren die Plantage übernahm. Denn der heute 43-Jährige entschied sich für den ökologischen Anbau. Er setzte sich mit Apaema (Associació de la Producció Agrària Ecològica de Mallorca) in Verbindung und folgte den Anweisungen der Öko-Fachleute. „Das Kuriose war, dass die Methoden, die mir dort empfohlen wurden, denen meines Großvaters sehr nahe kamen“, sagt Mora. Er säe jetzt wieder wie früher unter den Bäumen ein, mähe das Gras und verteile es um die Stämme. Das kühle die Wurzeln und spende den Bäumen Vitamine.

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Zum Einsatz kämen heute wie früher unbedenkliche Kupferlösungen, aber auch Paraffin- und andere ungiftige Öle oder Laugen von verschiedenen Seifen. Alle diese natürlichen Mittel kämen präventiv zum Einsatz, bevor die Schädlinge die Bäume angreifen.

Doch zurück zum Samstag: Dann wird Esperanza Mora an dem Stand der Kooperative Früchte verkaufen und, wie sie von sich selbst sagt, ununterbrochen über das Thema Aprikosen reden. Gabriel Mora wird seine Restaurant-Gäste mit Aprikosengerichten verwöhnen. Viele Tische sind ausgebucht, aber noch sind einige Plätze frei.