Endlich kann man wieder, ohne Baulärm ertragen zu müssen und (fast) ohne optische Bau-Beeinträchtigungen auf der schönen, erhöhten Terrasse des Restaurants Del Mar in erster Linie an der Promenade in Cala Ratjada speisen und den Blick aufs Meer genießen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass man als Wirt nicht durchgedreht ist und die Behörden verklagt hat, die die neuerlichen Bauarbeiten erst viel zu spät begonnen, dann sehr zögerlich in Angriff genommen und nicht vor der Saison beendet haben.
Das Del Mar in Cala Ratjada hat ein neues Konzept
„Ehrlich gesagt denken wir gerade als Gruppe über eine Klage nach, man kann sich ja nicht alles gefallen lassen“, meint der Schweizer Jürgen Lanker, dem zusammen mit seiner Lebensgefährtin Simone Wenk, ebenfalls eine Eidgenossin, das Lokal gehört, mit dem sie im Juni 2009 starteten und das sich zu einer der kulinarisch besten Adressen des trubeligen Küstenorts entwickelt hat.
Doch eröffnen konnten sie aufgrund der Bauarbeiten tatsächlich erst wieder Mitte Juni, und das mit einem ein wenig verändertem Konzept. „Wir befinden uns in bester Meerlage, deshalb fokussieren wir uns jetzt mehr auf Fisch und Meeresfrüchte, die nun etwa 80 Prozent unserer Karte ausmachen, ohne natürlich auf unsere fleischlichen Highlights wie beispielsweise das Lamm zu verzichten.“ Dies kommt als Duo auf den Tisch: Karree und Schulterstück. Auch ein Rinderfilet mit Trüffelgnocchi und Gemüse findet sich auf der Karte.
Bei den leckeren Meeresbewohnern achten die Schweizer auf hohe Qualität. Der Fisch – zum Beispiel wilder Wolfsbarsch, Drachenkopf oder Seeteufel – , kommt zum einen von der Lonja in Cala Ratjada, zum anderen von renommierten Fischhändlern. Verarbeitet wird er zu Sushi oder Ceviche, einem Asia-Mix-Teller (mit Jakobsmuscheln, Garnelen und Thunfisch-Tataki), einem roten Thai-Curry, einem Risotto mit Garnelen, Fischfilets und Muscheln oder zu einer „Pasta del Mar“ mit hausgemachten Bandnudeln (dem persönlichen Favoriten der Autorin).
Schweizer Spezialitäten sind von der Karte des Del mar in Cala Ratjada verschwunden
Weitere Angebote sind : Tintenfisch auf Wok-Gemüse, der Tagesfisch, den es auch beispielsweise pochiert mit Safransauce geben kann, oder auch eine reichhaltige gemischte Platte. Ein schöner Einstieg ist das Trio von Pesto (Mandel-, Paprika- und Trockentomatenpesto) mit Yuca-Chips und rohen Gemüsesticks.
Die Schweizer Spezialitäten wie das Zürcher Geschnetzelte sind von der Karte verschwunden, werden aber auf Bestellung gern ebenfalls zubereitet. „Es gibt viele Liebhaber unserer Heimatküche, die wir natürlich nicht enttäuschen wollen“, so Lanker. Ein bisschen Schweiz ist mit dem Toblerone-Mousse allerdings noch vorhanden.
Für die Küche verantwortlich sind neben dem ausgebildeten Koch Lanker, der allerdings nicht selbst am Herd steht, die Köche Jürgen Kämpf und Marco Cristofaretti (Vorspeisen 9–26 Euro, Hauptspeisen 17–37 Euro, Desserts 8 Euro).
Wer die Del-Mar-Speisen lieber auf der heimischen Terrasse verzehren möchte, für den gibt es einen Catering-Service, der zukünftig noch weiter ausgebaut werden soll. „In der Pandemie-Zeit haben viele Menschen gesehen, dass man sich nicht nur Pizza nach Hause bestellen kann, sondern auch hochwertiges Essen. Daher nutzen viele nun diesen Service, um auf der eigenen Terrasse oder auch der gemieteten Finca gemütlich zu essen“, sagt Jürgen Lanker.
Für das attraktive Interieur mit Mosaiktischen, vielen Fischen und marokkanischen Accessoires, speziell auch im Inneren des Lokals, ist Simone Wenk verantwortlich: „Ich wollte mit unserem legeren Boho-Look zeigen, dass wir trotz gehobener Küche keine gehobene oder gar abgehobene Atmosphäre bieten – bei uns geht es lässig zu“, sagt sie. Dies trifft im Übrigen auch auf die anderen Betriebe der beiden zu, wie das Lokal Heidi Schnitzelhütte, ebenfalls in Cala Ratjada, oder das kleine Boutique-Hotel samt Restaurant Canyamar in Canyamel.