Wenn das Thermometer über 35 Grad klettert, stürzen sich alle auf die Wassermelonen. Und dabei stellt sich jeder die Frage: Ist sie reif oder nicht? Nicht mal die Agrartechnikerin Catalina Maura, die auf dem Feld bei Manacor die Wassermelonenernte überwacht, hat dafür ein Patentrezept. Obwohl sie bereits seit acht Jahren für die Firma Hortalizas Pascual (Mitglied bei Agroilla) arbeitet.

„Dafür gibt es Fachkräfte“, erklärt die 34-Jährige aus Inca. Die Melonen-Kundigen beginnen immer als Erste am Morgen mit der Arbeit. Bis sie eine Wassermelone vom Stängel abtrennen, müssen zwei Faktoren stimmen.

So erkennt man, ob die Wassermelone reif ist

Erstens: Bei einem Schlag mit dem Messer muss ein dumpfer Ton erklingen.

Zweitens: Ein Blatt, das direkt über dem Stängel sitzt, muss gelb verfärbt und trocken sein. Trifft beides zu, schneiden die Experten die Wassermelonen ab und legen sie an den Rand der Felder, wo andere Arbeiter sie später am Tag aufladen. Geerntet werden die Panzerbeeren, wie Botaniker die Wassermelonen nennen, vom Johannistag Sant Joan, dem 24. Juni, bis in den Oktober hinein.

Die gestreifte Wassermelone (li.) und die schwarze. Bendgens

Schon im Frühjahr kommen die Pflanzensetzlinge in die Erde. Damit die Wassermelonen (Citrullus lanatus bot., sandía span., síndria kat.) den ganzen Sommer über reifen, pflanzt man sie im Wochentakt. Insgesamt verfügt das Unternehmen Hortalizas Pascual in Manacor über 30 Hektar Felder, auf denen Wassermelonen wachsen. Weil die Frucht zu 95 Prozent aus Wasser besteht, braucht die einjährige Pflanze laufend Bewässerung.

Agrartechnikerin Catalina Maura kennt sich aus mit Wassermelonen. Nele Bendgens

Die Früchte lieben Hitze und meiden direkte Sonne, indem sie sich unter großen Blättern verstecken. Bienen besuchen die kleinen gelben Blüten vom nahe gelegenen Bienenstock aus. Die männlichen Blüten dienen zur Bestäubung, an den weiblichen entwickeln sich die Früchte. Bei Hortalizas Pascual werden zwei hybride Sorten angepflanzt.

Knackig fest und süß

Das ist zum einen die bei den Inselbewohnern sehr beliebte gestreifte und ovale sandía mit den schwarzen Kernen. Sie wiegt zwischen neun und elf Kilogramm. Das Fruchtfleisch ist körnig und je nach Reifegrad mehr oder weniger süß. Zum anderen ist da eine züchterische Weiterentwicklung: die schwarze, kugelrunde sandía, die zwischen sechs und neun Kilogramm schwer ist. Ihr Fruchtfleisch ist knackig fest und süß, wegen ihrer winzigen Kerne, wird sie auch sandía sin pepitas genannt.

Die bestäubte weibliche Blüte mit dem Fruchtansatz. |

Das spanische sandía sowie das katalanische síndria sind arabischen Ursprungs (sindiyya), die Frucht kam ursprünglich aus einer pakistanischen Region in die arabischen Länder. Die Mauren brachten sie auf die Inseln. Wild wuchs die Wassermelone in den Savanne Südafrikas, wo sie von den Nomaden als Trinkwasserreservoir genutzt wurde. Doch die Wassermelone ist nicht nur ein Durstlöscher. Sie ist reich an Vitamin C, arm an Kalorien und enthält Lycopin, einen Wirkstoff, der die Abwehrkräfte stärkt und zudem Herz und Kreislauf in Schwung hält. Sogar die proteinhaltigen Kerne gelten als gesund.

Geschmacksprobe

Maura holt sich jetzt eine schwarze Wassermelone, schneidet sie quer auseinander, zeigt auf die Mitte und sagt: „Das Herz schmeckt besonders süß.“ Beim Verkosten erstaunt, wie kühl das Fruchtfleisch in der prallen Sonne ist und wie zuckersüß es schmeckt. „Sobald die sandía aufgeschnitten wird, verliert sie ihr Aroma rasant“, sagt die Agrartechnikerin. Bliebe die Frucht ganz, überstehe sie die Lagerung. Sie empfiehlt, Wassermelonen von der Insel zu kaufen, am besten dort, wo man beim Aufschneiden zusehen kann.