Die Felder sind riesig und flach, am Horizont ist auf der Anhöhe das Dorf Ariany zu sehen. Es gibt keinen Zweifel, das hier ist die Ebene, der Pla de Mallorca, auf dem viele Argarfirmen Lebensmittel für die Insel kultivieren. Das Unternehmen Agrime Sat baut hier Melonen auf insgesamt 40 Hektar Feldern an.

Auf einem von ihnen kann man heute morgen acht Arbeitern zuschauen, wie sie die Sorte "Futuro" ernten, die im Spanischen "Piel de Sapo" (Krötenhaut) und im Mallorquinischen "Meló Fei" genannt wird. Während der Arbeit ruft einer von ihnen: "Todo el día cortando, de noche soñando"– frei übersetzt: Wer den ganzen Tag über schuftet, kann nachts gut schlafen. Wobei der Spruch auch noch anders interpretiert werden könnte: Wer den ganzen Tag Melonen schneidet, den verfolgen sie bis in die nächtlichen Träume.

Die Ernte der Melonen braucht gutes Timing

Die Pflanzen bedecken den Boden gänzlich, die Arbeiter schwärmen aus und biegen große Blätter zur Seite. Die reifen Früchte erkennen sie, wenn sich in der rissigen grün-weißen Haut große gelbe Flächen zeigen. Dann ist der richtige Moment gekommen, die Krötenhaut-Melonen vom Stängel zu trennen und die drei bis vier Kilogramm schweren Früchte auf ein von einem Traktor gezogenes Förderband zu heben. Dieses transportiert sie nach oben auf eine Plattform, wo sie in Obstkisten sortiert werden. "Je größer die Melone, desto höher ihr Kilogrammpreis", sagt Maria Marqués (36) von Agrime Sat.

Schon gewusst? Honigmelonen sind die süßen Verwandten der Gurke.

Zu erkennen ist die "Piel de Sapo" nicht nur an der grün-weiß gestreiften Haut, ihre Form erinnert zudem an die eines amerikanischen Footballs. Sie zählt zu Spaniens beliebtesten Melonensorten. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie für lange Lagerzeiten geeignet ist. Wenn man sie im August oder September erntet und trocken lagert, schmeckt sie sogar noch an Weihnachten. So gibt es auf dem spanischen Festland Bars, in denen diese Melonensorte in Netzen an der Decke hängt.

Die Krötenhaut-Sorte und die gelbe "Marinera" schützen sich vor direkter Sonne. Nele Bendgens

So schmeckt die "Krötenhaut"

Doch jetzt wird es Zeit, sie zu kosten, beim Aufschneiden ist ein lautes Knacken zu hören. Das Fruchtfleisch ist grünlich weiß. Es schmeckt süßlich und zugleich knackig und aromatisch. Doch ein leichter Nachgeschmack erinnert daran, dass die Zuckermelonen, zu denen alle in diesem Artikel beschriebenen Melonen (Cucumis melo) zählen, eng mit der Gurke (Cucumis sativus) verwandt sind.

Und so die "Marinera"

Ein paar Autominuten auf Feldwegen entfernt wächst die Sorte "Marinera", eine Honigmelone mit glatter gelber Schale. Die zwei bis drei Kilogramm schwere Sorte hat ein weiches Fruchtfleisch. Es schmeckt sehr süß, wobei sich auch bei ihr in einem schwachen Unterton die Verwandtschaft mit der Gurke zeigt.

Dann verrät die Agraringenieurin, wie sie erkennt, dass diese Melonenart reif ist. "Wenn die Haut rund um den Stängel, der als Stumpf am oberen Ende der Frucht verbleibt, sich ins Gelb verfärbt hat, ist sie reif." Sie könne nach der Ernte noch etwas nachreifen, doch bis sie in den Geschäften und beim Verbraucher ankomme, wäre der Geschmack perfekt.

Die Agraringenieurin Maria Marqués prüft eine "Marinera"-Melone.

Die Agraringenieurin Maria Marqués prüft eine "Marinera"-Melone. Nele Bendgens

Dieses Jahr sind die Melonen besonders süß

Die einjährigen Pflanzen der zwei Melonensorten kommen Mitte April in die Erde. Sie bestehen aus über 90 Prozent Wasser. Das bedeutet, dass sie zum Anwachsen und bei Hitze ausgiebig aus den Bewässerungssystemen versorgt werden müssen.

Beide Sorten bilden die Früchte an den weiblichen Blüten. "Vor ein paar Wochen zeigten sich hier noch viele Blüten, und ganze Schwärme von Wildinsekten besuchten sie", berichtet Marqués. Dieses Jahr schmeckten die Melonen allesamt besonders süß, weil sie wochenlang in tropischen Nächten Fruchtzucker bilden konnten. Geerntet würde von Juli bis Oktober. Nicht gepflückt werden beschädigte Früchte oder solche, die zum Schutz vor der Sonne keinen Platz unter den Blättern finden konnten. Sie bleiben auf der Erde liegen und sind in der nektararmen Sommerzeit eine Delikatesse für Wildinsekten.

Doch die "Piel de Sapo" und die "Marinera" sind nicht die einzigen Zuckermelonen auf den Feldern Südeuropas: Dort wächst auch die kugelrunde gelbschalige etwas kleinere Galia- oder Netzmelone, auf den Inseln "Meló eriço" genannt. Die "Cantaloupe" ist indes an der grünlich gelben Schale mit Netzmuster zu erkennen; die kleinste, aber feinste unter den Zuckermelonen ist die "Charentais", eine enge Verwandte der Melone aus Cavaillon, die nach der südfranzösischen Stadt benannt ist. Ihre Schale ist hellgrün, das Fruchtfleisch von intensivem Orange.