Ende August werden auf Mallorca Pflaumen mit gelber, roter, blauer und schwarzer Haut reif. Sie alle sind kugelrund, aber es gibt eine Ausnahme: die auf Mallorca und in Katalonien heimische Mönchspflaume (pruna de frare mall., colló de frare kat.). Sie vereint alle diejenigen Merkmale, die im deutschen Sprachraum bekannterweise die Zwetschge von der Pflaume unterscheiden.

Ihre Form ist länglich oval, an beiden Enden läuft die Frucht etwas spitz zu, die Farbe der Haut reicht von Blau bis Dunkelviolett. Meist ist sie „bereift“, also von einer dünnen weißen Schutzschicht aus natürlichem Fruchtwachs überzogen. Zu erkennen ist die Sorte jedoch auch an einer Furche, die sich längs durch die Frucht zieht. Das gelbe Fruchtfleisch löst sich leichter vom Kern als bei den Pflaumen. Es schmeckt hocharomatisch, nicht sehr saftig, auch nicht extrem süß – ein perfekt aromatischer Fruchtgeschmack also, der von einem leichten Hauch Zimt gekrönt wird.

Auf dem Wochenmarkt schnell ausverkauft

Auf den Wochenmärkten ist die Mönchspflaume häufig schnell ausverkauft, denn die Sorte ist als Zutat zu einer Art Marmelade sehr begehrt. Gastro-Autoren zitieren gern Erzherzog Ludwig Salvator, der in seinem Werk „Die Balearen“ ein Rezept mit einem Kilogramm Mönchspflaumen auf 600 Gramm Zucker und einer Tasse Wasser hinterlassen hat.

Etwas präziser sind die Informationen von Esperanza Moras von der landwirtschaftlichen Kooperative in Porreres. „Die pruna de frare wird mitsamt ihren Kernen eingekocht und zum pa amb oli mit Sobrassada und Käse gegessen.“ Besonders die Kombination dieser Pflaumenart mit würzigem Inselkäse schmecke fantastisch, erklärt die Expertin.

Die Mönchspflaume ist, wie alle anderen Pflaumen auch, sehr gesund: Sie gilt als Allrounder unter den gesündesten Obstsorten und enthält zahlreiche Spurenelemente sowie Mineralstoffe wie Kalium, Eisen, Magnesium und Zink, aber auch Provitamin A sowie die Vitamine C, E und B. Der hohe Gehalt an Pektin und Zellulose in der Frucht hat verdauungsfördernde Wirkung. Deshalb werden Pflaumen bis heute als schonende natürliche Mittel gegen Verdauungsstörungen genutzt.

Mit dem Mandelbaum

Wie alle Pflaumenbäume ist auch die heimische Inselzwetschge mit dem Mandelbaum verwandt. Früher propfte man Edelreis der Pflaumenbäume (Prunus domestica bot., ciruela span., pruna kat.) auf die Unterlage eines Mandelbaums, wobei es durchaus dazu kommen konnte, dass auf der einen Seite der prunera gelbe und auf einem anderen Ast blaue Pflaumen reif wurden.

Die Zwetschge ist botanisch eine Unterart der Pflaume, Prunus domestica subsp. domestica genannt. Der lateinische Namen Prunus ist bei Botanikern begriffsgebend für die gesamte Gattung innerhalb der großen Familie der Rosengewächse: Pflaume, Kirsche, Mandel, Pfirsich – sie alle sind Prunus-Arten. Bei diesen Obstsorten handelt es sich um Steinfrüchte. Ihr Kern umhüllt mit harter Schale eine meist mandelförmige Frucht.

Wie es zu dem Namen pruna de frare kam, kann nicht mit Sicherheit geklärt werden, die Spekulation, dass er auf Mönchshoden anspielen könnte, verneint Esperanza Mora lachend. „Die sehen ja wirklich anders aus.“ Eine andere Erklärung könnte sein, dass Mönche hervorragende Köche waren und in ihren Küchen gute Rezepte entstanden. Doch im Französischen werden die Zwetschgen sogar cojón de Papa (Papsthoden) genannt.

Vermutlich sind Pflaumen und Zwetschgen aus zwei Elternarten entstanden: aus der wilden Kirschpflaume (Prunus cerasifera), die im Süden Sibiriens wild wächst, und der weit verbreiteten Schlehe (Prunus spinosa). Und weil sich verschiedene Nachkommen gern und unkontrolliert kreuzten, haben sich unzählige Spielarten entwickelt.

Manche Bäume verweigerten die Fruchtbildung

Weil die pruna de frare in den Inselküchen so beliebt war, pflanzte man den Baum häufig in die Obstgärten der großen Landgüter. Denn seine Früchte überbrückten die Zeit im Jahr, in der die Aprikosen abgeerntet und die Feigen noch nicht reif waren. Doch in diesem Jahr war wegen der anhaltenden Hitze alles anders: Im August reiften viele Früchte zum gleichen Zeitpunkt. Dieses Jahr verweigerten manche Mönchspflaumenbäume sogar die Fruchtbildung. Die Ernten sind ohnehin nicht so üppig wie die der anderen Pflaumensorten, die für hohe Erträge gezüchtet worden sind.

Auch die Anschaffung eines Jungbaumes macht Probleme: „Die Veredelung ist sehr schwierig“, erklärt Mora. Wenn sie 100 Jungbäume beim Züchter bestellen, würden ihr nur 20 geliefert. Doch ein paar Exemplare der einheimischen Sorte stünden immer in der Kooperative für Käufer bereit.

Die Expertin empfiehlt den Mönchspflaumenbaum für den Fincagarten. Mit den Jahren kann er sich zu einem hohen Schattenspender mit weit ausladenden Ästen entwickeln. Dies kann jedoch durch regelmäßigen fachgerechten Schnitt verhindert werden, wenn die Früchte vom Boden aus geerntet werden sollen. Ansonsten gelten die Bäume als pflegeleicht, Gießwasser ist nur in der Anwachszeit notwendig. Zu viel davon könnte ohnehin den unverwechselbaren süßsauren Geschmack der pruna de frare verwässern.