Mallorca Zeitung

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Restaurant-Tipp im Herzen von Palma de Mallorca: Das Ambigú

Das Ambigú in Palma avanciert von der Tapas-Kneipe zum gesetzteren Restaurant

Tintenfischtentakel auf Kartoffelpüree mit geräucherter Paprika-Alioli. Nele Bendgens

Die Eltern Gastronomen und auch der Rest der Familie gastro- und kochaffin – was macht man da als Tochter? Man wächst auf in einem Lokal, wäscht schon mit acht Jahren Kalmare und Muscheln, schält Kartoffeln, serviert später und hilft, wo es geht. Das ist die Vorgeschichte von Eva Martín Soler aus dem galicischen Vigo, die vor wenigen Tagen 51 Jahre alt wurde. (Glückwunsch nachträglich!)

Während die einen mit einer derartigen Historie ebenfalls Gastronomen oder Koch werden und vielleicht irgendwann das Lokal der Eltern übernehmen, war es bei der jungen Eva Martín zunächst anders: „Ich wollte da raus, hatte keine Lust mehr auf diese Atmosphäre und auf das verrauchte Lokal, das eher Gastro-Bar denn Restaurant war.“ Stattdessen studierte sie Film und Fotografie, arbeitete als Kameraassistentin und hängte schließlich auch noch ein Kunststudium dran – fernab der Heimat, in Madrid, an der renommierten Universität Complutense.

Eva Martín Soler mit ihren Köchinnen Karla Maia Costa (li.) und Jessica Castro. Nele Bendgens

Dann verschlug sie die Liebe nach Mallorca, und als es darum ging, welches Geschäft man denn gemeinsam mit dem damaligen Partner aufmachen könnte, entschieden sich die beiden für die Gastronomie. „Von der Kunst können nur die wenigsten leben, und in der Gastronomie kannte ich mich aus“, erklärt Eva Martín die Kehrtwende. So eröffnete das Paar im August vor 15 Jahren die Altstadtkneipe Ambigú. Gemalt hat Eva Martín weiterhin, ihre Werke sind teils im Restaurant zu sehen (und zu kaufen), und hin und wieder bestreitet sie damit auch Ausstellungen, etwa im CCA in Andratx.

Von der Tapasbar zum Restaurant

Anfangs war das Ambigú mit seiner schönen Terrasse– direkt hinter der Kirche Santa Eulàlia gelegen, mit Blick auf Kirchenmauern und -fenster – eher auf Tapas fokussiert. Mit der Zeit aber hat es sich weiterentwickelt, ebenso wie das Viertel rundum, in dem viel restauriert worden ist und sich andere Geschäfte angesiedelt haben. „Früher kamen die meisten Gäste für Drinks, aßen dazu einen Snack, eine Tapa und saßen am liebsten an der Theke. Heute sind wir ein Restaurant – die Wertigkeit hat sich gedreht und damit auch unser Anspruch“, erzählt Eva Martín Soler.

Falafel mit Birnenchutney im Ambigú in Palma.

Falafel mit Birnenchutney im Ambigú in Palma. Nele Bendgens

Die Gastronomin freut sich darüber, dass die vielen Boutique-Hotels in der Nachbarschaft zu einem guten Gäste-Mix aus Ansässigen und Auswärtigen beitragen. Auch Hollywoodstar Michael Douglas verfiel dem Charme des Ambigú, als er das Lokal im Sommer mit seiner Familie ebenfalls für sich entdeckte.

Auf der Karte stehen Gerichte aus aller Welt. Eva Martín Soler hat sich durch Restaurantbesuche und Reisen in alle Welt dazu inspirieren lassen. Da finden sich ein sehr feines Hummus mit Gemüsesticks und Mandelblättchen, wobei die wichtige Zutat Tahini (Sesampaste) selbst gemacht ist, oder Falafel, die im Salatblatt auf einer griechischen Joghurtsauce und mit einem scharfen süßsauren Birnenchutney serviert werden.

Curry mit Huhn, Mandeln und Jasminreis Nele Bendgens

Knuspriges Secreto-Fleisch

Das Curry wird mit Huhn, Mandeln und Jasminreis serviert, und für Fleischfreunde gibt’s knuspriges Secreto-Fleisch, angerichtet mit Püree und konfierter Artischocke. Bei einer Galicierin dürfen aber auch zart gebratene Tintenfischtentakel auf Kartoffelpüree mit geräucherter Paprika-Aioli nicht fehlen. Darüber hinaus finden sich auf der Karte Salate, Thunfisch-Tatar, Rindfleisch- und vegetarisches Couscous, Lamm, Caprese-Nudeln mit Burrata und Pesto sowie noch einiges mehr.

Secreto-Fleisch mit konfierter Artischocke Nele Bendgens

Die von der Brasilianierin Karla und der Ecuadorianerin Jessica in der Küche zubereiteten Portionen sind üppig, alles ist hausgemacht. Die drei Frauen nutzen dabei vorrangig lokale frische Produkte. So stammt das Pitabrot etwa als Beilage für den Hummus von der bekannten Firma Mana Pan Pita, weiteres Brot stammt vom Quartiersbäcker, und der Metzger ums Eck liefert das Fleisch (Vorspeisen 8–16 Euro, Hauptspeisen 13–22 Euro, Desserts 6–8 Euro.)

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