Mallorca Zeitung

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Mallorca-Orangen aus Sóller - welche Sorte wann reif wird

Von Canoneta über Navelate bis Clementine - eine Auswahl der im Orangental angebauten Zitrusfrüchte und ihrer Eigenschaften

Jetzt besonders schmackhaft: die „taronja“ (mallorquinisch für Orange). | FOTO: NELE BENDGENS

Seit die Orange im 17. Jahrhundert im Sóller-Tal ankam, fühlt sie sich hier prächtig. Vom Spätsommer abgesehen wird eigentlich immer gerade eine Sorte reif, trotz der gemeinsamen Blüte im März und April. Je nach Sonnenstunden und Regen können die Reifezeiten aber stärker variieren (siehe Grafik unten). Die Erntesaison der reifen Orangen beginnt schon in der Vorweihnachtszeit. So richtig gut sind sie aber erst im März, wenn das Zusammenspiel von Säure, einer leicht bittere Note und dem Zuckergehalt perfekt ist. Der Grund: Der Zuckergehalt kommt erst durch viele Stunden Wintersonne so richtig in Schwung.

Canoneta

Die Hauptrolle unter den Zitrusfrüchten des Tals spielt derzeit die Canoneta. Sie ist klein und fein, hat eine dünne Schale und 55 Prozent Saftanteil. Der Name der Früchte stammt von Landwirten im Sóller-Tal, denen es erstmals auf der Finca Can Oneta gelang, diese Sorte durch Veredelung zu züchten. Franz Kraus von Fet a Sóller nennt sie „einmalig“ wegen ihres besonderen Geschmacks und den vielen Möglichkeiten der Verarbeitung zu Speiseeis, Marmeladen und Säften. Da sie zu der Familie der Blondorangen gehört, schmecke der Canoneta-Saft niemals bitter.

Navelate

Doch auch die weltweit angepflanzte Navelate hat jetzt auf der Insel die richtige Reife. Sie enthält weniger Saftanteil, ist leicht zu schälen und deshalb eine beliebte Tafelorange. Der Name der aus den USA (Florida) stammenden Sorte setzt sich aus dem englischen navel für Nabel und late für spät zusammen. Zu erkennen ist sie an der an einen Nabel erinnernden kleinen Frucht in der Frucht sowie an der großporigen dicken Schale. Die Häutchen, die die einzelnen Segmente innerhalb der Frucht voneinander trennen, sind dagegen sehr zart.

Ernte-Kalender für naturbelassene Zitrusfrüchte FET A SÓLLER/ MARION DÖRR

Ortanique

Welche Rolle künftig die Ortanique spielen wird, ist ungewiss. Denn die Kreuzung aus Orange und Mandarine, die ursprünglich aus Jamaika stammt, gedeiht noch nicht lange auf der Insel. Die kernlose Frucht hat eine grobporige Schale, das Fruchtfleisch ist sehr zart und saftig. Das Zucker-Säure-Verhältnis ist ausgewogen, die Frucht kernlos.

Peret

Im März ist die Ernte noch lange nicht zu Ende. Bald reift die Peret, eine birnenförmige Orange mit hoher Lagerfähigkeit.

Clementinen

Die Clementinen wurden im Gegensatz zu den Mandarinen, die erst Anfang des 19. Jahrhunderts von China nach Europa gelangten, im Mittelmeerraum gezüchtet. Es handelt sich um eine Mandarinenart, die keine oder wenig Kerne enthält und durch eine Kreuzung der Mandarine über den Zwischenschritt Orange mit einer Pampelmuse entstanden ist. Ihr Name geht auf den Trappistenmönch Frère Clément zurück, der sie Anfang des 20. Jahrhunderts in der Nähe von Oran in Algerien entdeckte und wissenschaftlich beschrieb. Auf der Insel sind die Clementinen die ersten Zitrusfrüchte, die jedes Jahr im Oktober reif werden. Damit sie richtig süß werden, benötigen sie Kälte und Sonne. Heftige Niederschläge können den Geschmack verwässern. In Sóller reifen sie bis Mitte Januar.

Mandarinen

Meist im Dezember gibt es auf den Märkten hier und da für kurze Zeit auch noch echte Mandarinen-Sorten. Sie haben viele Kerne, aber ein ganz besonders Aroma.

Kurze Wege

Es sind nicht nur die Sonne und die Sorten, die auf Mallorca zu so schmackhaften Orangen führen. Es sind die kurzen Wege von den Plantagen zum Verbraucher. Denn je länger Lieferkette und Transportwege sind, desto früher muss geerntet werden. Die Festland-Orangen, die jetzt in den Supermärkten verkauft werden, sind vor etwa sechs Wochen noch nicht ganz sonnengereift gepflückt und dann gekühlt worden. Das ist ihrem Aroma anzumerken.

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