Mallorca Zeitung

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Frisch, bio und regional: Hier gibt es auf Mallorca Obst und Gemüse aus dem Öko-Anbau

Die Kooperative Coanegra setzt in Marratxí auf nachhaltige Produkte

Hier kauft man mit einem Lächeln ein. Nele Bendgens

Es begann mit Gemüsekisten. Landwirte aus Santa María del Camí lieferten sie gefüllt mit Produkten aus ökologischem Anbau an Haushalte der Umgebung. Auch an Xisco Mengod. „Das war unsere erste Bekanntschaft mit Bioprodukten“, erinnert sich der Mallorquiner, der sich heute gemeinsam mit Matías Ribas um den Einkauf für die „Botiga“ in Marratxí kümmert. Das ist das Lebensmittelgeschäft der Kooperative Coanegra. Die beiden sorgen drei Mal die Woche für Obst und Gemüse und das Auffüllen der Regale.

Die Bezieher der Kisten wollten bald mehr als nur Gemüse, doch das Angebot in den Biogeschäften war ihnen zu teuer. Und so fanden sich 20 Mitstreiter, die 2011 die gemeinnützige Kooperative gründeten, ihr den Namen Coanegra gaben und je 3.000 Euro in eine Gemeinschaftskasse einzahlten. Der Direkteinkauf soll die Preise erschwinglich halten, und den Landwirte dennoch ein faires Einkommen sichern. So können sie verstärkt auf Qualität statt immer nur auf Quantität achten. Die Mitglieder sahen darin auch eine Chance, die Arbeit auf dem campo wieder attraktiver zu machen und die Felder bodenschonend ohne Pestizide und Düngemittel zu beackern.

Einkaufen beim Händler mit Öko-Zertifikat

Viele der Waren im Geschäft sind mit dem Öko-Zertifikat des Consell Insular (CBPAE) ausgezeichnet. Das gilt laut Mengod beispielsweise für das Gemüse, das die Landwirte liefern, die drei Hektar Land in Santa Maria im Auftrag der Kooperative bewirtschaften. Aber auch für Produkte, die auf kleinen Höfen der Umgebung biologisch angebaut werden. Wie auf dem von Matías Ribas, der für sich und seine Familie Gemüse pflanzt und das, was sie nicht konsumieren können, in den Verkauf gibt. Weiteres zertifiziertes Biogemüse kommt von Sa Teulera bei Petra.

Komplizierter gestaltet sich derzeit das Ordern von Obst. „Reif sind im Bioanbau auf der Insel derzeit nur Zitrusfrüchte“, sagt Mengod. Erdbeeren gibt es nur auf Vorbestellung, Aprikosen sind nur wenige zu erwarten. Weil aber zur gesunden Ernährung auch eine Vielfalt an Früchten zählt, zwingt das zu Kompromissen und mehr Lieferungen mit aufwendigeren und längeren Transporten und entsprechend höherem CO₂-Fußabdruck.

Obst und Gemüse von der Cooperativa Coanegra. Nele Bendgens

Die Äpfel kommen derzeit aus dem katalanischen Lleida, weil die Bioäpfel von der Insel ausverkauft und erst im Herbst wieder reif sind. Mangos werden nicht aus Südamerika und Kiwis nicht aus Neuseeland geliefert, sondern kommen von italienischen oder griechischen Biobauern. „Mittlerweile werden tropische Früchte auch auf Mallorca reif, doch sie brauchen viel Wasser“, sagt Mengod. Wie die Avocados, deren Wasserverbrauch auch auf der Insel hoch ist. Es gäbe die Möglichkeit, sie in Bioqualität in Peru zu bestellen. Doch das kommt für die Einkäufer nicht infrage: Der Anbau ist nicht nachhaltig, die Transportwege zu lang und der CO₂-Fußabdruck hoch.

Einfacher ist das Thema Olivenöl. „Wir beziehen es vom Biobetrieb Sa Teulera. Sie sind die Einzigen auf der Insel, die Ölivenöl in Fünf-Liter-Flaschen anbieten“, sagt Mengod. Kostenpunkt: 65 Euro. Die Halbliterflasche eines anderen Herstellers kostet 12 Euro.

Von Sa Teulera stammen auch Marmeladen, von Especias Crespí Biogewürze. Son Caló aus Ruberts liefert die gemahlene Paprikaschote Tap de Cortí, die es in der Botiga in kleinen Mengen abgepackt mild oder scharf zu kaufen gibt. Und natürlich dürfen Vollkornpasta und Mehl aus dem Weichweizen (xeixa), sowie Dinkel (Eepelta) nicht fehlen. Biolammfleisch gibt es auf Vorbestellung.

Günstiger als auf dem Markt

Kunden mit kleinerem Budget können saisonal Gemüse von der Insel aus konventionellem Anbau einkaufen. Wenn Landwirte nicht direkt liefern, kauft die Botiga ein auf dem Großmarkt von Palma, Mercapalma, aber nicht in den Hallen der Großhändler, sondern dort, wo Landwirte ihre Ware selbst verkaufen. Die Preise in der Botiga liegen etwas unter dem der Wochenmärkte auf der Insel.

Die Cooperativa Coanegra bietet nicht nur Obst und Gemüse an. Nele Bendgens

So gibt es jetzt Aprikosen, die letzten nísperos (Wollmispeln) der Saison und frische Erdbeeren von Frespi aus Sa Pobla. Die großen hellroten Tomaten sind in den Gewächshäusern der Insel gezogen worden. Von der Bodega Sebastià Pastor aus Santa María stammt der Weißwein Prensal Blanc sowie ein Rotwein aus der Mantonegro- und der Syrah-Traube, letzterer kostet – nur als Beispiel –, für einen Mallorca-Wein günstige 7 Euro.

Die Kunden sind treu

Sogenannte Unverpackt-Ware (a granel) sorgt für Kundentreue. Deshalb gibt es etwa Kanister für Reinigungsmittel mit kleinen Zapfhähnen. Für diejenigen, die kein passendes Behältnis zum Abzapfen dabeihaben, sind leere Gläser vorrätig. Die Botiga bietet auch Spenderflaschen einer Naturkosmetikmarke mit Shampoo, Bade- oder Körperlotion an. Sind sie leer, wird einfach nachgefüllt.

„Wir verstehen uns auch als Kommunikationszentrum“, sagt Mengod, „deshalb feiern wir Sant Jordi und den Frauentag oder organisieren Koch- und Back-Workshops mit mallorquinischen Rezepten.“

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