Wie einer der größten Weinproduzenten Spaniens gegen den Klimawandel kämpft
Miguel Agustín Torres von Bodega Torres ist einer der einflussreichsten Winzer der Welt. In Palma warnte er nun vor den Folgen des Klimawandels

Die Familie Torres in einem ihrer Weinberge. / Bodega Torres
Der Genuss von Wein ist für viele Menschen etwas Besonderes. Die einen freuen sich, möglichst preiswerten, halbwegs guten Wein zu finden, andere wiederum zahlen extreme Summen für Spitzenweine. Zu welcher Gruppe auch immer Sie gehören, etwas betrifft alle Weinfans: der Klimawandel. Denn der beeinflusst das Wachstum, bringt zu viel oder zu wenig Regen, überschwemmt oder dörrt aus, verändert die Erde und somit auch die Weinstöcke. Das amerikanische Magazin „Time“ hat in einer Titelstory vor einigen Monaten 100 Personen aus aller Welt vorgestellt, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind und sich diesem Wandel nicht einfach ergeben oder – wie es einige Politiker tun – ihn schlicht und ergreifend negieren, sondern aktiv etwas dagegen unternehmen.
Zu den vier in dem Artikel vorgestellten Persönlichkeiten Spaniens zählt auch Miguel Agustín Torres (83), dem zusammen mit seiner Familie eine der größten und renommiertesten Bodegas Spaniens gehört, gegründet schon 1870 von seinen Vorfahren. Ihr Hauptsitz mit fast 1.100 Hektar Weinanbaufläche befindet sich in Katalonien. Weitere, kleinere Torres-Weingüter liegen in vier verschiedenen Regionen Spaniens und in Chile. Zum Vergleich: Eines der größten Weingüter Mallorcas, José L. Ferrer in Binissalem, verfügt über 130 Hektar, Macià Batle über 70 Hektar, die Bodega Ribas bepflanzt knapp 50 Hektar, und viele kleine Bodegas haben gerade einmal zwei oder drei Hektar.

Der Weinproduzent Miguel Torres im MZ-Interview. / Nele Bendgens
Einsatz für die Umwelt
Wie fing Ihr Einsatz für die Umwelt an?
Ich begann schon früh, mich nicht nur fürs Weinmachen zu interessieren, sondern vor allem auch für die Erde, der wir all dies verdanken. Aber die Initialzündung für aktive Veränderungen war für mich der Dokumentarfilm „Die unbequeme Wahrheit“ des früheren US-amerikanischen Vizepräsidenten und Umweltaktivisten Al Gore. Ich sah ihn 2006 mit meiner Frau Waltraud.
Was haben Sie dann konkret unternommen?
Wir haben unsere Bodegas umgestellt. Das fängt bei der Nutzung von Solarenergie, Elektroautos, Biomasse und Regenwasser sowie der Verwendung von regeneriertem Wasser an und hört bei dem erneuten Gebrauch von Glasflaschen sowie dem Energiehaus-Bau unserer Weinkeller nicht auf. Wir können den Klimawandel wahrscheinlich nicht mehr aufhalten, aber wir müssen zumindest alles tun, was in unserer Macht steht, um seine Folgen abzufedern. Dazu gehört auch, das Unvermeidliche zu akzeptieren und uns vorzubereiten, etwa mit regenerativem Weinbau oder klimaresistenteren Trauben zu experimentieren. Wir haben 2008 die Initiative „Torres & Earth“ gegründet und waren Mitgründer der Gruppe International Wineries for Climate Action (IWCA) mit mittlerweile 150 Mitgliedern weltweit, die ebenfalls umweltbewusst und nachhaltig arbeiten. Durch unsere Maßnahmen haben wir bei Torres seit 2008 unsere CO₂-Emissionen um 37 Prozent senken können, bis 2030 sollten es 60 Prozent werden, und 2040 wollen wir sogar auf null landen. Das alles war nicht ganz billig, aber es ist eine Investition in die Zukunft.
Unabhängig vom Klimawandel: Welche anderen Herausforderungen haben Sie in jüngster Zeit bewältigen müssen?
Es gab zwei einschneidende Ereignisse. Einmal die katalanischen Autonomie-Bestrebungen 2017. Sie haben uns viel gekostet. Etliche Firmen sind aus Katalonien weggezogen, weil katalanische Produkte geschmäht wurden. Wir waren eine Zeit lang in spanischen Lokalen jenseits von Katalonien nicht mehr auf den Weinkarten vertreten – aus Protest. Und dann sorgte die Pandemie noch für eine lange Durststrecke. Jetzt sind diese Krisen überwunden, und wir schauen nach vorne.
Exportvolumen nach Deutschland
Hat das umfangreiche Exportvolumen nach Deutschland bei der Krisenüberwindung geholfen?
Ja, darum kümmert sich meine deutsche Frau Waltraud Maczassek schon seit über 30 Jahren. Sie hat quasi diesen Markt für uns erschlossen. Unsere günstigen Weine „Viña Sol“ und „Sangre de Toro“ sind in Deutschland sehr beliebt, wobei wir natürlich auch unsere Spitzenweine im Angebot haben. Seit sieben Jahren konzentrieren wir uns verstärkt darauf, den Wein auch in der Gastronomie anzusiedeln und nicht nur in den Geschäften. Unser Ziel ist es, in Zukunft in 25 Prozent der deutschen Gastronomie mit mindestens einem Torres-Wein präsent zu sein. Generell sind wir sehr aktiv und erfolgreich im Exportgeschäft. Wir verkaufen in rund 150 Länder.
Die Kampagnen gegen den Alkoholkonsum nehmen weiter Fahrt auf. Was sagen Sie dazu?
Ja, vor ein paar Monaten wurde eine Kampagne gegen den Weinkonsum gestartet, die vor den gesundheitlichen Risiken warnt. Richtig: Alkohol ist kein Wasser und kann schädliche Nebenwirkungen haben. Aber nur, wenn man ihn maßlos trinkt. In Maßen getrunken ist er hingegen sogar heilsam, was viele Ärzte bestätigen. Mir hat meine tägliche „Dosis“ von zwei Glas Rotwein bislang nicht geschadet – und ich bin immerhin 83 Jahre alt. Dennoch wird der Wein generell, ohne Abstufungen verteufelt. Und das gilt auch für vieles andere, was Spaß und Lust macht, so scheint mir. Die Welt ist lustfeindlich geworden, wir alle müssen nur noch funktionieren wie Roboter.
Abonnieren, um zu lesen
- Vierter Todesfall in diesem Jahr: Mann verschluckt sich an Schinken und stirbt
- Nach Projekt auf Mallorca: Ina Müller will erstmal die Finger vom Alkohol lassen
- Plötzlich schüchtern? Deutsche buchen deutlich weniger Mallorca-Reisen in der Nebensaison
- Eröffnung erst im April 2026: Darum lädt Kultwirtin Marion Pfaff (Krümel) jetzt schon in ihr neues Lokal 'Schatzi' in Peguera ein
- Nochmal 26 Grad und Sonne: Mallorca lohnt sich derzeit für eine Auszeit vom Herbstwetter
- Mit Elyas M'Barek auf Mallorca drehen: 1.000 Komparsen für 'Der perfekte Urlaub' gesucht
- „Ich musste etwas zurückgeben“: Brite spendet Krankenhaus lebensrettendes Gerät
- An diesem Strand geht Karoline Herfurth auf Mallorca schwimmen
