Warum das "Disgusting Food Museum" auf Mallorca nach nur drei Monaten wieder dichtgemacht hat
Das ging schnell: Das Museum für Ekel-Essen in Palma hat seine Pforten für immer geschlossen. Die MZ hat nachgefragt, wie es dazu kam

Museumsgründer Andreas Ahrens (li.) wollte Besucher auf den Geschmack bringen. | F.: MANU MIELNIEZUK
Die "Open every day"-Beschilderung ist nur noch Zierde: Das eiserne Tor zu dem prächtigen Gebäude im Carrer de Sindicat in Palma, wo erst Mitte Juli ein Ableger des "Disgusting Food Museum" eingezogen war, ist und bleibt nun geschlossen. Auf der Website des Museums für Ekel-Essen ist zu lesen: "Danke, Palma. Das Disgusting Food Museum Palma hat seine Türen geschlossen. Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns besucht, gelacht, sich überraschen lassen und mit uns die Neugier auf die seltsamsten Speisen der Welt geteilt haben. Es war uns eine Freude, Teil dieser wunderbaren Stadt zu sein."
Das Konzept war sicherlich gewöhnungsbedürftig. Doch angesichts des Enthusiasmus, mit dem der Museumsgründer Andreas Ahrens das Projekt angegangen war, überrascht es doch, dass er nach nur drei Monaten buchstäblich den Löffel abgegeben hat. Zumal der Schwede viel Geld in die aufwändige Renovierung der mehrere Jahre leer stehende Immobilie investiert haben dürfte, die bis 2020 den Bergsportladen Es Refugi beherbergt hatte.
"Wir hatten einfach nicht genug Besucher"
Die MZ hat bei Ahrens nachgefragt, warum es ihnen auf Mallorca nicht geschmeckt hat: "Leider mussten wir schließen. Wir haben unser Herzblut in das Museum in Palma gesteckt. Das Team dort hat großartige Arbeit geleistet, Besucher empfangen, Verkostungen durchgeführt und etwas wirklich Unterhaltsames und Unvergessliches geschaffen", bedauert der Schwede.
Diejenigen, die gekommen sind, seien begeistert gewesen. "Wir haben eine unglaubliche durchschnittliche Bewertung von 4,9 erhalten. Aber wir hatten einfach nicht genug Besucher", so Ahrens. "Wir haben weniger als die Hälfte unserer Gewinnschwelle erreicht und sind nicht schnell genug gewachsen, um den Winter zu überstehen. Das ist schade, denn das Konzept hat bei den Besuchern wirklich gut funktioniert. Wir hätten nur mehr davon gebraucht." Für den neuen Standort hatte Ahrens ein zwölfköpfiges Team angeheuert - was bei den spärlichen Besuchern nahezu auf eine "1:1-Betreuung" hinausgelaufen sein dürfte.

Eklige Erfrischungen gab es an der "Tasting Bar." / B. Rohm
Mallorquiner nicht recht auf den Geschmack gekommen
Das interaktive Konzept des "Disgusting Food Museum" besteht darin, Besuchern ungewöhnliche "Delikatessen" aus aller Welt näherzubringen, die teilweise in einer "Tasting Bar" selbst verkostet werden dürfen. Wem das auf den Magen schlägt, der kann direkt zur Eintrittskarte greifen, die aus einer Kotztüte besteht. Es gehe um den Abbau von Vorurteilen und um den Lerneffekt mit Spaß am Ekel, erklärte der Gründer der MZ in den Tagen der Eröffnung.
Im Norden Europas scheint das durchaus anzukommen: Das erste Museum eröffnete Ahrens in Malmö. Partnermuseen gibt es mittlerweile in Berlin und in Stuttgart. Dass die Besucher auf Mallorca nicht recht auf den Geschmack gekommen sind, hat mutmaßlich mehrere Gründe: Hauptzielgruppe waren die Urlauber, die wohl bei einem Städtetrip nach Palma eher darauf erpicht sind, leckeres Essen im Restaurant zu genießen. Und die Mallorquiner haben sich womöglich von Eintrittspreisen um die 20 Euro abschrecken lassen (wobei das Museum mit Rabatten für Residenten lockte).
Ahrens möchte sich nun nach eigener Aussage auf das Museum in Malmö konzentrieren und dafür sorgen, dass dieses "so gut wie möglich funktioniert". Es werde weitere Ableger in der Zukunft geben, "aber nicht so bald". Bitter im Abgang klingt der Schwede nicht, aber ein schaler Beigeschmack wird wohl nach dem gescheiterten Projekt bleiben.
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