Dass Mallorca für Costa Cordalis eine Art Ausgangspunkt für ein Comeback werden würde, dürfte der Schlagersänger kaum geahnt haben, als er hier in den 80ern erstmals sporadisch auftrat. Damals hatte die Neue Deutsche Welle die Stilrichtung des gebürtigen Griechen mit den wallenden Haaren und den güldenen Ketten so „uncool“ werden lassen, dass er sich zeitweise als Langlauf-Sportler versucht hatte.

In dieser Zeit bildete sich an der Playa de Palma bekanntlich langsam ein deutsches Party-Biotop, das als „Ballermann“ Kultstatus erreichen sollte. Und woran Costa Cordalis großen Anteil hatte, wie er selbst in seiner jetzt zu seinem 70. Geburtstag erschienen Autobiografie „Der Himmel muss warten“ durchaus stolz feststellt.

Cordalis und Drews ließen eine Schlagerwelle auf die Insel schwappen

Er und Kollege Jürgen Drews ließen „etwa ab 1995 eine regelrechte Schlagerwelle auf die Insel schwappen“, so der Barde, der in den 70ern mit dem Song „Anita“ berühmt geworden war. Und von der Insel aus sei diese mit Partyrhythmen durchsetzte Welle dann wieder nach Deutschland zurückgeschwappt.

Mit seinem Song „Viva la noche“, den der Grieche 1997 erstmals im „Oberbayern“ zum Besten gab, zementierte er diesen Trend. „Etwa 150.000 verkaufte Einheiten je Album – das sind doch mal wieder hervorragende Ergebnisse“, so Cordalis in seinem Buch. „Eine Erfolgsschiene, die uns nach der einige Kapitel zuvor geschilderten Schlagerflaute wieder etwas ruhiger schlafen lässt.“ Denn: „Ein Lied, das auf Mallorca ein Ohrwurm ist, schafft oft auch den Weg in die deutschen Hitlisten.“

Aufstieg zum umjubelten Superstar mit "Anita"

In „Der Himmel muss warten“ wird Cordalis‘ unauffällige Existenz in einem liebevollen Elternhaus in einem griechischen Dorf genauso ausführlich geschildert wie seine erste Reise als bitterarmer Teufel nach Deutschland, wo er gesangstechnisch im Rotlichtmilieu von Frankfurt/Main erste Gehversuche machte. Dem Aufstieg des Sängers zum bejubelten Schlagerstar in den 70ern kommt erwartungsgemäß genügend Platz zu, vom Ausbrüten seines Superliedes „Anita“ in seinem Anwesen im Schwarzwald nicht zu reden.

Nach nicht so fetten Jahren wieder gesettelt in Santa Ponça, bedient Costa Cordalis die Youngster und nicht mehr ganz so Jungen am Ballermann nunmehr schon seit einer kleinen Ewigkeit mit seinen Gassenhauern. Er, der diese Party-Schlagerwelle losgetreten hatte, erlaubt es sich denn auch, verbale Auswüchse zwar naserümpfend, aber auf die ihm eigene gentlemanmäßige Art mit leicht humoriger Attitüde zu geißeln: „Oder was halten Sie davon, wenn Mickie Krause "Finger im Po Mexiko" singt?“

Dschungelcamp und Krankenhausaufenthalt

Von der Insel aus organisierte Cordalis zwecks Selbstvermarktung auch seine bis heute nicht in Vergessenheit geratene Anwesenheit in der ersten Staffel der denkwürdigen „Dschungelcamp“-Serie des Senders RTL im Jahr 2004, an deren Ende er zum „König“ gekrönt wurde. So wichtig Mallorca für das Leben des Costa Cordalis war, über Gebühr oft kommt die Insel in dem über 200 Seiten starken, mit vielen Fotos aus den Privatalben bestückten und angenehm vergnüglich und luftig geschriebenen Werk nicht vor. Es wird unter anderem mit viel Liebe zum Detail ein Aufenthalt in einem nicht spezifizierten Krankenhaus vor etwa zwei Jahren nach einer falschen Bewegung im Fitness-Studio und darauf folgenden bohrenden Rückenschmerzen geschildert.

Und dann ist da noch eine angebliche Episode, die seinerzeit von Deutschlands Boulevardpresse aufgeregt hinausgeprustet worden war. Costa Cordalis soll – viele Jahre ist es bereits her – unter anderem die auf Mallorca durchlebte Beziehung seines ebenfalls singenden Sohnes Lucas mit einem knackfrischen Girl namens Katharina torpediert haben. Das sei alles von der Boulevardpresse erfunden worden, schreibt er. Gut, dass das auch geklärt ist.

Kein schäbiges Resultat von misslungenen Schönheitsoperationen

Was die Zeitungen mit den großen Überschriften angeht, so lässt der Sänger an ihnen erwartungsgemäß kaum ein gutes Haar: „Mein Aussehen wird als schäbiges Resultat von misslungenen Schönheitsoperationen mit Botox präsentiert“, klagt der Künstler. Dabei sei er wegen zu viel Cortison momentan so aufgebläht im Gesicht. Er sieht dies gelassen, lässt seine Ehefrau seit immerhin 45 Jahren, Ingrid, sogar witzeln: „Costa, du siehst aus wie der Michelin-Mann.“

Costa Cordalis mit Gitarre an der Playa de Palma - umgeben von seinen Fans. Sebastià Terrassa

Und das war‘s mit Mallorca in diesem Buch, obwohl man doch auch gern mal wüsste, wie Cordalis heute hier so lebt. Ob er einen Pool hat, ein Boot oder eine Palmenansammlung im Garten. Und welches Auto er fährt und wo er morgens gern mal seinen Kaffee trinkt. Und wo er einkauft und was er so für Hobbys hat und welches sein Lieblingsstrand ist. Der locker-lustige Stil des Textes ist sicherlich auch dem Co-Autor, dem ausgebufften Journalisten Stefan Alberti, zu verdanken.

Der beschäftigte sich mit dem bewegten Leben des Griechen vor allem in dessen Anwesen auf Mallorca. Das „publizistische Lebenswerk“ entstand „mit akribischer Arbeit und nach vielen emotional bewegenden Momenten“, wie es im Klappentext heißt. Das kann man angesichts des empfindsamen und sanften Wesens von Costa Cordalis voll und ganz glauben.

„Der Himmel muss warten“ ist im Verlag NOZ-Medien Osnabrück erschienen und kostet 24,95 Euro.