In der Welt der Jäger und Sammler würde man sich einen Mann wie Henning Baum an seine Seite wünschen. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie der blonde Hüne mit einem Speer Säbelzahntiger bekämpft. Der Schauspieler lebt das Macho-Image. Auf der Leinwand spielt er knallharte Typen, privat schläft er auch mal auf einem Bärenfell. Gerade hat der 48-Jährige auf Mallorca die Dreharbeiten zur RTL-Serie „König von Palma“ beendet, wo er den Protagonisten „Matti“ Adler spielt. Die MZ trifft Baum bei der Mallorca Tierrettung in Felanitx.

Henning Baum kann auch seine zarte Seite zeigen. Zum Beispiel wenn sich eine Katze im Interview einmischt. | FOTO: GIAMPAOLI Ralf Petzold

Was können Sie uns über Ihre Rolle im „König von Palma“ verraten?

Es ist ein Mann, der 1945 geboren wurde und in der Mitte seines Lebens feststellt, dass das Leben ihm nicht genug bietet. Er lebt mit seiner Familie in Dortmund. Es geht ihr nicht schlecht, aber der Mann verfällt der Tristesse des Alltags und der Bedeutungslosigkeit. Es taucht die Frage auf: Wozu das Ganze? Er hat dann die Gelegenheit, nach Mallorca zu ziehen. Hier hat er eine Vision, wie es laufen könnte, und er pachtet für viel Geld eine Bar an der Strandpromenade. Starke Menschen können unglaubliche Energien freisetzen und Widerstände überwinden. Und das passiert. Auf kriminelle Art und Weise wird ihm das Leben schwer gemacht, und Gangster versuchen, ihn zu brechen. Sie schaffen es aber nicht und wundern sich darüber. So einen Typen haben sie noch nicht erlebt.

Die Serie spielt in den 90er-Jahren an der Playa de Palma. Waren Sie damals auch ein typischer Ballermann-Tourist?

1990 war ich 18 Jahre alt. Ich war nie der typische Ballermann-Tourist. Das würde mir nicht entsprechen, zu keiner Zeit meines Alters.

Würde für Sie ein Familienurlaub auf Mallorca schon eher infrage kommen?

Gewiss, ich hatte vor dem Dreh die Insel nicht gut gekannt. Vor vier Jahren war ich für ein paar Tage im Frühling da. Das Meer war kalt, aber das machte mir nichts aus. Jetzt habe ich Mallorca besser kennengelernt. Es ist eine gute Insel, und es gibt gute Leute hier.

Sie geben wieder einen harten Kerl. „Lappen müssen andere spielen“, haben Sie früher mal gesagt. Ist es für einen Schauspieler denn kein Nachteil, wenn er nur den einen Typ verkörpern kann?

Das war ein rotziger Satz, der es aber auf den Punkt bringt. Ich bringe als Persönlichkeit etwas mit, was sich für bestimmte Rollen eignet. Bereits vor dreieinhalb Jahren wurde ich für den „König von Palma“ angefragt. Ich habe die Rolle mit beeinflusst. Es ist kein Nachteil, es ist eine Entsprechung. Es passt einfach zu mir. Ich muss nicht alles spielen. Die Komplexität dieser Rolle ist sehr groß. Sie hat sehr viele Facetten, und ich weiß gar nicht, ob ich sie alle erfassen kann.

Sie gelten als der Prototyp Mann in Deutschland. Sind Sie privat auch so ein Testosteronmonster?

Das ist ein bisschen ein Etikett. Die Typen, die ich spiele, sind mir nicht fremd. Ich muss sie nicht erfinden. Das hilft mir dabei, die Rolle zum Leben zu erwecken. Auch ich habe viele Seiten, sehe mich aber nicht gezwungen, sie alle der Öffentlichkeit zu zeigen.

Verstecken Sie Ihre sanfte Seite also?

Ich verstecke gar nichts. Ich muss sanft sein, um meinen Beruf auszuführen.

Henning Baum beim MZ-Interview im Tierheim in Felanitx. Petzold

Inwiefern?

Wäre ich nicht sanft, würde ich Dinge überhören. Ich muss auf meine innere Stimme hören. Das ist wie ein Musiker, der auf einem feinen Instrument spielt. Es gehört viel Übung und ein feines Gespür dazu, um eine Rolle auszufüllen.

Es heißt, Sie würden auf einem Bärenfell schlafen. Haben Sie das Tier selbst erlegt?

Nein, und ich schlafe inzwischen auf einem Bett. Es ändert sich alles im Leben. Aber ein paar Jahre lang habe ich auf dem Fell geschlafen. Das ist sehr angenehm, sehr flauschig.

Sind Machos in der heutigen Gesellschaft überhaupt noch gefragt?

Weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass man eine gewisse Entschlossenheit und Willenskraft braucht, um voranzukommen. Das hat nichts mit Machotum zu tun. Es ist Härte in der Ehrlichkeit gegen sich selbst nötig. Dazu ist die Gesellschaft nicht bereit. Es wird rumgeeiert und sich etwas vorgemacht.

Wie ist für Sie der ideale Mann von heute?

Jedenfalls nicht so wie Henning Baum. Ich bin nicht der perfekte Mann und kein Idealbild. Ich sehe mich als ramponierten V8-Motor, der trotz einiger Beulen noch ganz anständig läuft.

Mit Ihrer Aussage, die Kinder von heute seien verweichlicht, sind Sie ganz schön angeeckt. Sie sind selbst vierfacher Vater. Worauf achten Sie bei der Erziehung?

Ich achte vor allem darauf, über meine Kinder nichts zu sagen. Die Verweichlichung rührt daher, dass mit den Kindern nicht ehrlich umgegangen wird. Sie werden in Watte gepackt. Es bedarf in der Erziehung ebenfalls einer gewissen Härte, man braucht Leitplanken. Das Kind darf nicht sich selbst überlassen werden. Das ist wie wenn man ein Schwert schmiedet. Sind Amboss und Hammer nicht hart genug, dann kommt nur eine sinnlose, ungeformte, ungeschliffene Masse heraus. Es müssen Funken fliegen, damit die Formung stattfindet. Das gilt für Kinder genauso wie Erwachsene.

TVNow