Schon wieder gibt es ein Video der Schlagersängerin Melanie Müller, das eine mögliche Nähe der Leipzigerin zur rechtsradikalen Szene belegt. Müller, die durch Auftritte auf Mallorca und ihre Würstchenbude auf der Insel bekannt ist, ist in den Aufnahmen aus dem Sommer 2022 bei einem Boxsport-Event in ihrer Heimatstadt zu sehen. Müller hatte, so berichtete zunächst "Der Spiegel", an der Veranstaltung des Vereins „Frontière – Respect of the Streets“ teilgenommen. Der Chef dieses Mixed-Martial-Arts-Clubs hat, so lassen es zumindest seine Tattoos vermuten, Sympathien für die Neonazi-Szene.

Auf dem rund zehnminütigen Video, das auch auf Youtube zu sehen ist, steht Melanie Müller in einem Kleid und mit einem Bierbecher in der ersten Reihe direkt am provisorischen Boxring, der aus aufeinandergestapelten Autoreifen besteht. Die gesamte Szenerie wirkt wenig einladend: Der Kampf findet im Hinterhof eines Betriebs statt. Stahlrohre, Container und ein großer grüner Bagger bilden die Kulisse für die Kämpfe. Kurz vor Ende der ersten Runde im Kampf zwischen Jerome und Mukhtar macht sich auch Melanie Müller bemerkbar: "Gib ihm! Komm, zieh durch, jetzt", ruft sie gut hörbar, gefolgt von weiteren Anfeuerungen, die nicht mehr zu verstehen sind.

Wie der "Spiegel" weiter schreibt, war der Kampf zwischen Jerome und Mukhtar "Teil eines vorgeblichen CharityEvents". Im August habe "Frontière – Respect of the Streets" zu einer Veranstaltung mit dem Namen "Boxing, MMA, Kickboxing und Vale Tudo" eingeladen. Der Plan sei gewesen, einen Leipziger Verein für trauernde Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Der Frontière-Gründer und Türsteher Steffen S. ist häufig nur mit vermummtem Gesicht zu sehen.

NS-Reichsadler und Aufschrift "Deutscher Kämpfer"

Das allein ist noch nicht grenzwertig, aber auf seiner Brust prangt, so der "Spiegel" neben der Silhouette einer Kalaschnikow, ein NS-Reichsadler. Wie das Magazin weiter schreibt, steht auf seinem rechten Oberarm "Deutscher Kämpfer" in Fraktur. Verboten sind die Tattoos nicht, verwendet werden sie vornehmlich von Rechtsradikalen. Auf seinem Instagram-Account posiert Steffen S., genannt La Vie, offen mit den Motiven. Müller ließ sich neben Steffen S. fotografieren, das Bild ist ebenso bei Instagram zu finden.

Und Steffen S. scheint laut "Spiegel" nicht der Einzige im Team von Frontière zu sein, dessen Tattoos auf rechtsradikales Gedankengut hiweisen könnten. Zu den wichtigsten Sponsoren des Kampfzirkels gehört laut "Spiegel" das Modelabel Streetwar Authentic Clothing. Alexander O. ist in der Öffentlichkeit die sichtbare Repräsentation der Marke.

Auch er ist laut "Spiegel" tätowiert: im Gesicht mit einer schwarzen Sonne. Dabei handelt sich sich um ein ein Symbol der SS, das Neonazis gerne als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz nutzen. Und dann gibt es da noch drei in Deutschland strafbare Motive: zwei doppelte SS-Siegrunen, ein SS-Division-Totenkopf und die Aufschrift "Blut und Ehre".

War Müller eingeladen oder kam sie spontan vorbei?

Frontière stritt gegenüber dem "Spiegel" jegliche Verbindung zu Rechtsextremen ab. Unklar blieb zunächst noch, wie Müller genau zu dem Kampfsport-Event kam. Sie gab zu Protokoll, eingeladen gewesen zu sein. Bei Frontière hieß es, die Schlagersängerin sei auf eigene Initiative vorbeigekommen. Sie sei nicht eingeladen gewesen.

Das Video aus Leipzig rückt Melanie Müller einmal mehr in die Nähe rechten Gedankenguts. Mitte September war ein anderes Video von Melanie Müller aufgetaucht, in dem sie bei einem Konzert den Hitlergruß zeigt. Das Beweisvideo veröffentlichte die „Bild-Zeitung“ Ende September. Bei der Konzertbühne handelt es sich um eine ehemalige Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald. Inzwischen soll es als Neonazi-Stützpunkt genutzt werden.

Müller distanzierte sich von rechtem Gedankengut

Und einen Tag zuvor hatte die "Bild" ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie Personen bei diesem Konzert im Publikum den Arm zum Hitlergruß heben und „Sieg heil“ rufen. Melanie Müller guckt darin kurz etwas verdutzt, reagiert dann, indem sie „Zickezacke, zickezacke“ ruft. Statt „Hoi, hoi, hoi“ antwortet das Publikum jedoch mit „Heil, heil, heil“.

Auf die Medienberichte antwortete Müller mit einem Video in den sozialen Netzwerken, in dem sie ein Statement vorliest. „Ich bin zutiefst bestürzt, dass es dazu während meines Auftritts gekommen ist. Ich distanziere mich von rechtem Gedankengut“, sagt sie und behauptet, sie habe das Konzert sofort abgebrochen.

Wohnung von Melanie Müller durchsucht

Das könnte Sie interessieren:

Wie das Video vom Mittwoch zeigt, war dem anscheinend nicht so. Es ist nicht klar, ob das zweite Video vor oder nach dem ersten aufgenommen wurde. Sprich: ob Müller die rechten Parolen erwidert oder gar initiiert hat. In der 16-sekündigen Aufnahme ist zu sehen und zu hören, wie die Sängerin Sprechchöre mit „Ost, Ost, Ostdeutschland“ anstimmt und anschließend den Hitlergruß zeigt.

Mitte Oktober wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Leipzig die Wohnung von Melanie Müller durchsucht. Es sei um die Ermittlungsverfahren zu dem Verdacht des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gegangen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Leipzig damals. /jk