"Ich nehme es ihm nicht übel": Peter Maffays Sohn Yaris über seine nicht immer schöne Kindheit auf Mallorca
Yaris Makkay (Starnberg, 2003) ist der Sohn von Rock-Ikone Peter Maffay. Er ist aber auch viel mehr als das: Mallorquiner, Musiker, Menschen-freund – und sehr darauf bedacht, seinen eigenen Weg zu gehen. Im MZ-Interview sprach er über Mobbing, Inselverbundenheit und das, was ihn ausmacht

„Jeden Tag lehne ich die Musik ab und nehme sie aufs Neue wieder an“: Yaris Makkay im Yachthafen von Port de Pollença. / Ana B. Muñoz
Seine Kindheit verbrachte Yaris Makkay auf der Insel, vor vier Jahren zog er zurück nach Deutschland, um seine Karriere zu starten. Ja, auch er macht Musik, ja, auch er setzt auf Deutschrock. Und doch will er sich (zumindest fast) ohne die Unterstützung seines berühmten Vaters hocharbeiten. Im Dezember erscheint das erste Album des 21-Jährigen. Beim MZ-Interview in Port de Pollença wirkt er reif, reflektiert und angenehm offen. Seinen Milchkaffee bestellt er auf Mallorquinisch – dabei hat er hier auch schwere Momente erlebt.
Mit fünf Jahren sind Sie nach Mallorca gezogen und gingen – mit zwei Jahren Unterbrechung an einer Privatschule in Palma – auf öffentliche Schulen in Pollença. Haben Sie diese Zeit in guter Erinnerung?
In der Grundschulzeit war ich ein völliger Außenseiter. Als einziger Deutscher unter Spaniern, blonde, lange Haare wie ein Mädchen. Das war schon echt heavy für mich, ich wurde echt gemobbt und bin oft heulend nach Hause gekommen. Das war aber nur diese Phase der Grundschule. Danach hat sich das relativiert.
Hegen Sie Groll gegen die Insel?
Gar nicht. Ich denke, durch die Phasen, die man als Kind durchlebt, entwickelt man sich ja. Und wenn man sich dann zum Besseren entwickelt, warum soll man dann noch nachtragend sein?
Sowohl Sie als auch Ihr Vater gehen offen damit um, dass er früher nicht oft für Sie da war und dass Sie darunter gelitten haben. Sind Sie auch daran gewachsen?
An allen Sachen, die man im Leben durchlebt, wächst man. Genauso wie das mit dem Mobbing ist auch die Sache mit meinem Vater etwas, das in dem Moment nicht schön war. Aber seitdem ich den Job selbst mache, verstehe ich, warum mein Vater teilweise nicht da war. Ob es jetzt zu 100 Prozent richtig war, oder ob ich es genauso machen würde, das ist etwas völlig anderes. Aber ich nehme es ihm weder übel noch werfe ich es ihm vor. Es hat mich alles zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.
Was sind Sie denn für ein Mensch?
Ich bin sehr ehrgeizig. Dadurch, dass ich meinem Papa immer so ein bisschen zeigen wollte: „Hey, ich mache mein eigenes Ding“, dadurch wird man sehr ehrgeizig. Da muss man aufpassen, dass es nicht zu viel wird. Gleichzeitig habe ich von meiner Mutter als Kind so viel Liebe bekommen, dass ich mich als sehr empathischen Menschen beschreiben würde. Sehr oft, wenn ich einen Streit mit jemanden habe, kann ich mich in die Person hineinversetzen und raste nicht komplett aus. Und ganz wichtig für mich ist Respekt. Ich hasse Ungerechtigkeiten, sei es bei Frauen, sei es bei Männern, sei es bei Tieren. Das ist ganz wichtig für mich.
Wie oft war Ihr Vater, als Ihre Eltern noch zusammen waren, bei Ihnen auf Mallorca?
Ich kann mich nicht an so vieles aus meiner Kindheit erinnern. Wahrscheinlich weil ich vieles weggedrängt habe. Woran ich mich erinnern kann, ist, dass er mal ab und zu da war und dann auch Zeit mit uns verbracht hat. Er hat mir Schach beigebracht. Immer wenn wir ernst reden mussten, haben wir dabei Schach gespielt. Er hat Stockkampf mit mir gemacht, er hat mir Schießen mit dem Bogen beigebracht. Wir sind mit den Hunden rausgegangen. Er war nur wahrscheinlich im Großen und Ganzen nicht so da wie andere Eltern für ihre Kinder. Wenn die Papas der anderen Kids abends nach Hause kamen, dann saß ich halt mit meiner Mutter da.
2013, da waren Sie zehn, sagte Ihr Vater in einer Doku: „Der Kleine ist das Beste in meinem Leben.“ War Ihnen das bewusst?
Ich habe mich letztens mit Seppi, dem Security meines Vaters, unterhalten. Er hat mir erzählt, dass es früher, als er mit meinem Vater unterwegs war, scheißegal war, wo sie gerade waren oder was sie gemacht haben, er jeden Tag immer irgendwann gesagt hat: „Ich muss den Kleinen anrufen.“ Und das stimmt. Er hat mich wirklich jeden Tag angerufen. Auch wenn’s nur ein paar Sekunden waren, aber die Zeit hat er sich zumindest genommen. Das rechne ich ihm hoch an.
Nach Deutschland gezogen
2021 sind Sie von Mallorca nach Deutschland gezogen. Fühlen Sie sich mit der Insel nicht mehr verbunden?
Doch, total, ich trage auch immer noch den Ring mit dem Pollença-Siegel. Für mich ist hier meine Heimat. Ich bin Vollblut-Mallorquiner. Ich habe nur in Deutschland mittlerweile eine zweite Heimat gefunden. Dort mag ich das System, die Abläufe, wie die Arbeit ist. Ich bin ja hauptsächlich wegen der Musik hingezogen. Auf der Insel wurde es mir, was das angeht, irgendwann zu eng.
Wäre zurückkommen denn irgendwann mal eine Option?
Zumindest zum Teil. Ja. Als Kind habe ich immer gesagt, ich werde jetzt darauf hinarbeiten, dass ich erst einmal zwei Drittel des Jahres in Deutschland verbringe und ein Drittel des Jahres auf Mallorca, und dann irgendwann ein Drittel des Jahres in Deutschland und zwei Drittel auf Mallorca. Ob das jetzt so umsetzbar ist, keine Ahnung. Aber ich finde, der Plan klingt schon nicht schlecht. Ich habe immer noch Freunde hier. Und in mir drin stecken spanische Eigenschaften wie die Offenheit gegenüber Menschen. Auch kulturell bin ich durch und durch Mallorquiner. Ich komme jedes Jahr zu den zwei Riesendorffesten her. Zum Pi de Pollença und zu Moros i Cristianos, und dann wird schön die Tracht angezogen. Den Pi bin ich ja mal fast hochgekommen, 2022. Da gibt es ein Video (hält stolz sein Smartphone hin).
Respekt. Schon der Versuch, die Kiefer hochzuklettern, gilt als Ehre.
Ja, Fremde dürfen da ja gar nicht mitmachen, und mich kennt das ganze Dorf. Es gab an dem Tag einen, der hat geschrien: „Holt den guiri (umgangssprachlich für Ausländer, Anm. d. Red.) da runter.“ Und da haben alle anderen ihn gepackt und rausgeschmissen.
"Ich habe spanische Songs"
Sie singen nur auf Deutsch. Warum nicht auf Mallorquinisch oder Spanisch?
Ich habe spanische Songs. Im Spanischen denke ich weniger nach. Aber die Songs waren nur für mich geschrieben. Sport und Musik waren immer die einzigen beiden Ventile, die ich hatte. Dann habe ich das, was ich fühlte, versucht, in Songs zu verpacken. Die meisten habe ich dann verbrannt, sobald sie fertig waren. Das war dann meine Therapie. In der Öffentlichkeit will ich mich erst einmal auf eine Sache fokussieren. Beim Musizieren für andere fühle ich mich im Deutschen wohler. Wahrscheinlich, weil ich es ein Stück weit mehr kenne.
Sie haben ein Sportabi und ein Sound-Engineering-Studium abgebrochen. Wovon leben Sie?
Ich wusste schon immer: Ich will Musik machen. Dieser Zwischenweg mit Studieren, das war nichts für mich. Ich habe immer schon gerne gearbeitet, deswegen habe ich gesagt: Ich will arbeiten und daneben meine Musik vorantreiben. Von 8 bis 17 Uhr arbeite ich in Tutzing für meinen Vater, mache für ihn Social Media, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Außerdem habe ich noch andere Jobs. Und nachts machen wir meine Musik.
Wer ist wir?
Mein Manager Fabo und die Band, die wir zusammengestellt haben. Es ist ein Soloprojekt mit Band. Fabo ist von Anfang an eine Art Mentorfigur für mich gewesen. Er hat früher in den Studios neben denen meines Vaters gearbeitet. Ich kannte ihn schon, als ich noch ein kleiner Furz war. Als ich 17 war, habe ich ihn angerufen und gesagt: „Hey, hast du Bock, eine Platte zu machen?“ Daraufhin sagte er: „Mach mal ganz locker, Platten macht man heutzutage nicht mehr.“ Aber wir trafen uns, schrieben und schon am ersten Abend hatten wir das Grundgerüst für den ersten Song. Seitdem arbeiten wir ständig zusammen, er neben seiner Arbeit und ich neben meiner. Man gewöhnt sich an zu wenig Schlaf.
Grenzen Sie sich bewusst von Ihrem Vater ab?
Ja. Mein Vater hat mich irgendwann gefragt: „Willst du meine Unterstützung, oder willst du deinen Weg gehen?“ Ich sagte, ich will es ohne ihn machen. Das fand er gut, aber er warnte mich davor, dass es harte Arbeit wird.
Ein wenig Unterstützung bekommen Sie aber doch. Sie durften mit ihm auf der Bühne stehen, vor Tausenden seiner Fans.
Da muss man zwei Sachen trennen. Wenn ich mit meinem Vater auf der Bühne bin, ist das für mich in erster Linie die Möglichkeit, Zeit mit ihm zu verbringen. Ich fühle mich in keinem Moment so verbunden mit ihm, wie wenn ich mit ihm singen darf. Sei es auf der Bühne oder im Studio. In zweiter Linie ist es natürlich eine mega große Rampe für uns, die wir sehr gerne mitnehmen. Am Anfang wollte ich mich komplett abkapseln. Also auch den Namen rauslassen und alles. Aber irgendwann ist mir klar geworden, dass ich auch nicht verleugnen will, woher ich komme. Es ist ja nichts Schlechtes. Wichtig ist mir aber, dass ich mir am Ende des Tages nicht vorwerfen lassen muss, dass ich mich auf dem Erfolg von anderen Leuten ausruhe.
Ihr Vater engagiert sich auch sozial, unter anderem in Projekten auf Mallorca. Sind Sie da auch involviert?
Ich mache bei meiner Arbeit für meinen Vater immer wieder mal kleine Sachen, sehr viel Social Media für die Stiftung, für Tabaluga und habe selbst auch schon ein Charity-Konzert zugunsten der Stiftung gespielt. In das Tagesgeschäft auf der Finca bin ich nicht direkt involviert. Aber der Verwalter ist ja mein Patenonkel, Sebastian Bosch. Der hat früher etwas die Papa-Rolle übernommen, wenn Papa nicht da war. Mit ihm bin ich heute noch im Austausch, und manchmal klinkt er mich ein bisschen ein. An Weihnachten will ich in Deutschland bei der Tafel helfen. Sich Zeit zu nehmen, hilft oft am meisten.
Hassliebe zur Musik
Zurück zur Musik: Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie Musik ganz abgelehnt haben? Vielleicht auch aus Protest gegen den Vater?
Jeden Tag lehne ich die Musik ab und nehme sie aufs Neue wieder an. Das ist ja dieses Widersprüchliche der Musik, eine Hassliebe. Aber ich würde nie in meinem Leben etwas anderes tun, weil ich Musik einfach so sehr liebe. Ich wäre unglücklich in einem anderen Job.
Die Messlatte Ihres Vaters liegt enorm hoch. Wollen Sie auch ganz nach oben?
In erster Linie geht es mir tatsächlich gar nicht so sehr um die Berühmtheit, weil ich da gar keine Messlatte von meinem Vater ansetze. Das Schönste für mich ist, gehört zu werden. Je mehr Leute dies tun, desto besser logischerweise (lacht).
Das erste Album von Yaris wird am 5. Dezember auf allen Streaming-Diensten erscheinen. Am 7. Dezember gibt es ein Release-Konzert im „Live Evil“ in München. Infos bei Instagram (@yaris_official)
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