Es ist ein Traum vieler Auswanderer: ein erfolgreiches Lokal auf Mallorca führen. Marianne „Nanni“ Burba lebt diesen Traum. Sie und ihr Mann Harald führen das Café Pablo in Santanyí. Den Schritt auf die Insel wagte das Paar im Alter von rund 50 Jahren. 15 Jahre ist das nun her. Nanni Burba hat sich noch einen anderen Traum erfüllt: Ihr Buch „Eine Prise Meersalz“ erscheint am 6. August.

Seit 45 Jahren ist das Paar in der Gastronomie tätig. Alles begann 1975 mit einer Studentenkneipe im Münsterland. Es folgten ein Café, ein Feinschmecker- und ein Ausflugslokal im im westfälischen Gronau. 2006 fassten die Burbas den Entschluss, nach Mallorca auszuwandern. Der Anlass war ein Brand in ihrem damaligen Lokal. Bis heute sagen sie: Alles richtig gemacht! „Eigentlich hatten wir die Nase voll von der Gastronomie und wollten etwas anderes machen.“ Cala Llombards wurde die neue Heimat des Paares. Es folgten mehrere Jobs und Erfahrungen, unter anderem eine im Buch beschriebene Episode als Hausmeisterpaar bei einer exzentrischen Millionärswitwe in Son Vida. 2009 eröffneten sie das Café Pablo in Santanyí. „Schuster, bleib bei deinem Leisten, heißt es doch so schön“, begründet die 63-Jährige die Entscheidung, doch wieder ein Restaurant zu betreiben.

Wie ist die Idee entstanden, über ihr Leben ein Buch zu schreiben? „Der Verlag ist auf mich zugekommen“, erzählt Nanni Burba. Ihre Töchter pflegen das Internetblog Mallorca-Momente und hatten so Kontakt in die Verlagsbranche geknüpft. Im November 2019 traf sich die Wahl-Mallorquinerin mit Vertretern von Eden Books, und dann ging die Arbeit auch schon los. Entstanden ist das Werk gemeinsam mit dem Co-Autor Oliver Domzalski. „Ich hatte schon ab und zu mal daran gedacht, ein Buch zu schreiben“, erzählt die Gastronomin. Regelmäßig brachte sie witzige Episoden zu Papier, damit diese nicht Vergessenheit geraten. „In der Gastronomie passiert ja immer viel“, sagt sie und lacht.

Eine ihrer Lieblingsgeschichten im Buch ist die vom „Rölleken“. Sie handelt davon, wie das Rölleken, das Geldröllchen mit den gesamten Ersparnissen des Paares, beinahe vom Hotelbalkon an der Playa de Palma gerollt wäre, als die Burbas auf Wohnungssuche waren. Wäre das Geld verschwunden, wäre auch der Traum vom Leben auf Mallorca hinüber gewesen.

Das Pablo befindet sich nahe der Kirche in Santanyí. Nanni Burba steht in der Küche: „Wir sind dort ein eingespieltes Frauenpower-Team.“ Ihr Mann Harald führt die Theke und verzaubert die Gäste. Denn sein Hobby ist die Zauberei. Das Lokal verfügt auch über einen Zaubersalon, wo er seine Tricks aufführt.

Das Restaurant hat sich besonders in der Deutschen-Szene etabliert. Auch Promis wie Uwe Ochsenknecht und Jörg Pilawa gehen ein und aus. Fans von deutschen TV-Soaps dürften das Pablo gut kennen. Denn dort wurde 2011 ein Teil der Fernsehserie „Verbotene Liebe“ gedreht. El Stefano hieß das Lokal in der Serie, ein altes Schild davon gibt es heute noch. „Eines Tages kam ein Mann bei uns vorbei, Locationscout sagt man glaube ich heute, und fragte, ob wir einen Ruhetag hätten, er suche ein Restaurant für Dreharbeiten“, erzählt die Wirtin. Immer Donnerstag hat das Lokal geschlossen. Und immer donnerstags wurde dann dort „Verbotene Liebe“ gedreht. „Die Straßen mussten dafür abgesperrt werden, aber die Mallorquiner waren sehr tolerant.“ Heute noch kommen Fans der 2015 eingestellten Soap nach Santanyí, um den Drehort zu besichtigen. Natürlich wollen sie auch ein Foto mit Nanni Burba.

„Santanyí ist einfach das schönste Städtchen auf Mallorca“, schwärmt Nanni Burba, „als wir vor 15 Jahren hierher kamen, ging es noch hippiemäßiger zu.“ Damals gab es drei Boutiquen, mittlerweile habe sich deren Anzahl wohl verzehnfacht. Im Sa Cova hatten die Münsterländer Kontakte geknüpft, die schließlich zum Pablo führten. Das Lokal war damals sowohl bei Einheimischen als auch bei Residenten und Urlaubern beliebt. Inzwischen wird Sa Cova von Uwe Ochsenknecht geführt. Auch Schauspieler Til Schweiger ist mittlerweile in Santanyí in die Gastronomie eingestiegen. Der Ort hat sich gewandelt. „Santanyí ist inzwischen chic und etabliert und weniger wild.“ An den Markttagen schieben sich die Menschenmassen durch den Ort. Gerade nachdem das Reisen vereinfacht worden war, kamen so viele Besucher wie nie: „Die Leute wollen einfach das Leben genießen.“

Heimlich ins Restaurant

Auch die Burbas wurden von der Corona-Krise schwer gebeutelt. Nanni Burba kann sich noch gut erinnern: „Am 13. März 2020 hatten wir schon aufgemacht. Das Kühlhaus war voll, wir hatten geputzt, Soßen und alles vorbereitet, was man so macht.“ An diesem Tag kehrten viele Stammgäste ein. Am 15. März kam dann der Lockdown. Bis Ende Juni hatte das Pablo geschlossen. „Mein Mann musste 14 Tage lang Gemüse essen, das fand er gar nicht lustig“, erklärt die Wirtin die Verwendung der Vorräte des Lokals. „Wir sind im Lockdown heimlich ins Restaurant gefahren, um zu schauen, ob alles okay ist.“ Eine Tages war der Strom ausgefallen, die Tiefkühltruhe lief nicht mehr. Lebensmittel im Wert von rund tausend Euro wanderten in den Müll. „Da habe ich echt geschrien und geschimpft.“

Belastend waren in dieser Zeit die Fragen: Wie geht es weiter mit dem Personal? Wann macht das Pablo überhaupt wieder auf? Im Sommer 2020 arbeitete das Team nur sechs Wochen lang, dann war die Saison schon wieder vorbei. „Hier gibt es ja kaum Unterstützung. Wir mussten in unsere Rentenkasse greifen, das ist schon hart.“ Nanni Burba versucht das Positive zu sehen: An Weihnachten waren die beide Töchter mit den drei Enkeln zu Besuch. „Die Enkel sagen immer, sie fahren zu Opa-llorca und Oma-llorca“, erzählt die Wirtin. „Wir hatten ganz viel Zeit für alle, waren mit ihnen am Strand, das war schön“, erinnert sie sich. Denn normalerweise herrscht im Pablo rund um die Festtage Hochbetrieb, da bleibt wenig Zeit für Besucher.

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Im April dieses Jahres eröffnete das Café wieder. Die Stammgäste sind treu geblieben: „Wir waren total gerührt.“ Glücklicherweise hänge Santanyí nicht so extrem vom Hoteltourismus ab wie andere Regionen auf Mallorca. Viele der Menschen, die dort verkehren, haben eine Finca oder Ferienimmobilie. „Doch wie es nun weitergeht, das weiß man nicht“, sagt Nanni Burba über die aktuellen Entwicklungen in der Pandemie.

Nanni Burba mit Oliver Domzalski: „Eine Prise Meersalz. Mein Traum vom Restaurant auf Mallorca“. Eden Books. 16,95 Euro