Immer wieder ist es in den vergangenen Wochen plötzlich ungewohnt still geworden um Julia Holz. Wenn die 35-Jährige einige Tage lang als „mrs.julezz“ keine sogenannte „Story“ und auch kein neues Foto in dem sozialen Netzwerk Instagram hochgeladen hat, ist das meist kein gutes Zeichen. Wer ihr dort gemeinsam mit 542.000 anderen Nutzern folgt, ahnt dann, dass Holz wohl gerade wieder im Krankenhaus ist, mit den Nebenwirkungen ihrer Chemotherapie zu kämpfen hat oder möglichst jede Minute mit ihrer Familie verbringen will. Holz hat Gebärmutterhalskrebs im fortgeschrittenen Stadium und ihre Diagnose Ende April öffentlich gemacht.

Die ehemalige Betreiberin von vier Restaurants auf der Insel hatte sich über die vergangenen neun Jahre hinweg eine digitale Fangemeinde als Influencerin aufgebaut. Sie nutzt ihre Präsenz und Reichweite in den sozialen Netzwerken, um Produkte oder Lebensstile zu bewerben und damit auch Einnahmen zu generieren. Seit der Diagnose geht es in ihrem Profil jedoch fast ausschließlich um ihre Krankheit. „Ich habe mich dazu entschlossen, es mit euch zu teilen, denn ich möchte andere Frauen davor schützen“, schrieb Holz damals in einem Post, der auch ein Eingeständnis war. „Ich hätte viel früher zur Vorsorgeuntersuchung gehen müssen. Genau aus diesem Grund bitte ich euch, macht euch einen Termin bei eurem Frauenarzt“, appellierte sie an ihre Follower.

Julia Holz nach einer Operation vor sechs Wochen in der Charité in Berlin. Privat

Julia Holz mit Iwan van Buul und Tochter Daliah. Privat

Die Krankheit eher dezent zeigen

Auch Britt Jolig ist zumindest mittlerweile davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, ihre Krankheitsgeschichte publik zu machen. Nachdem das Model im Jahr 2016 wegen eines bösartigen Tumors an der Brust operiert worden war, hatte man bei ihr Anfang 2017 eine Riesenzellarteriitis mit zerebraler Beteiligung diagnostiziert – eine Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem den eigenen Körper angreift.

„Vor allem Alex (ihr Mann, Anm. d. Red.) war es ein Anliegen, meine Krankheit öffentlich zu thematisieren“, erzählt die 54-Jährige, die neben ihrer Arbeit als Fotografin und Künstlerin auch von Kooperationen in den sozialen Netzwerken lebt. Das Paar musste schließlich plötzlich viele Termine absagen, oder man sah den Ex-„Big Brother“-Teilnehmer Alex Jolig allein, was die Gerüchteküche brodeln ließ. „Ich fand mich nicht wirklich zeigenswert. Die Immunsuppression hat mich aufgefressen, ich wog nur 54 Kilogramm und hatte mal mehr, mal weniger Haare“, erinnert sich Britt Jolig. Damals wusste das Paar zudem selbst lange nicht genau, woran sie litt. „Heute bin ich an einem Punkt, an dem ich weiß, dass ich nicht mehr gesund werde, und will die Menschen mehr mit auf meine Reise nehmen“, erzählt die Bonnerin.

Und die besteht keineswegs nur aus Sorgen und Krankenbesuchen. Zwischen Bildern vom Golfen, gemeinsamen Rollertouren mit Alex am Strand, Ausflügen mit den beiden Hunden des Paares und alten Fotos von Shootings ist eher dezent auch die Krankheit und die körperliche Veränderung immer wieder Thema. „Meine Wimpern sind aufgrund der Medikamente nicht mehr wie davor“, schreibt Jolig in einem Post im Juli. Dennoch zeige sie sich schon lange, wenn ihr danach ist, auch ganz natürlich und ungeschminkt.

Vermutlich ist es genau dieses Normal- und Authentischsein, was ihre Follower an ihr schätzen, und dazu gehört auch, dass ihre Krankheit zumindest im Hintergrund eine Rolle spielt. Sie gehört eben seit einigen Jahren zu ihr. Schließlich habe Britt auch etwa in Sachen Freizeitaktivitäten lernen müssen, auf ihren Körper zu hören, wie sie oft verrät. „Nicht alle Tage bin ich topfit. Ich habe gelernt, dass ich langsamer machen muss als davor. Es muss nicht alles an einem Tag geschafft werden“, ruft sie ihren Followern zu und verrät im selben Moment, wie sie trotzdem in kleinen Schritten den Tag meistert.

Britt und Alex Jolig mit ihren beiden Hunden Uschi und Zorro. Nele Bendgens

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Motivation ist überhaupt wie bei Julia Holz ein wichtiger Bestandteil ihrer Inhalte, für die sie sogar eigene Hashtags hat: #Muddivation und #Vaddipower. „Muddi“ und „Vaddi“ nennt sich das Paar seit 2011 gegenseitig. Immer wieder habe Britt die Erfahrung gemacht, dass die Motivation auch von gut 15.000 Fans bei Instagram kommt, wenn sie zugebe, eine schlechten Tag zu haben. Und trotzdem muss sich Jolig, die mit ihrem Mann seit August 2020 in einer schicken Mietwohnung in Ciutat Jardí wenige Meter vom Meer entfernt wohnt, ab und an auch einige missgünstige Kommentare gefallen lassen. Einmal habe etwa ein Nutzer geschrieben, dass so jemand wie sie mit ihrer „Botoxfresse“ eigentlich gar nicht leben dürfe. Da ihre rechte Gesichtshälfte nach zwei Schlaganfällen gelähmt ist, korrigiert sie sie teils mit Botox, erzählt Britt Jolig. „Ich würde mich trotzdem jederzeit wieder dazu entscheiden, die Krankheit öffentlich zu machen“, so die Residentin.

Indes wendet sich Julia Holz mit mehreren Lebenszeichen wieder an ihre Follower. Sie freut sich unter anderem über etwas mehr Farbe im Gesicht. Die komme durch das Kortison der Chemo-Behandlung. In ihrem Profil prangt weiterhin die Krebsschleife mit dem Zusatz „Cancerfighter“ und „Neubeginn in Berlin“.