Mallorca-Sendungen laufen in der deutschen Fernsehwelt bekanntlich in einer Art Dauerschleife. Jetzt hat ARD Alpha, der "Bildungskanal" des Bayerischen Rundfunks, aus den Archiven etwas herausgekramt, das die x-te Wiederholung von "Goodbye Deutschland" oder der Zugfahrt auf Mallorca wahrlich alt aussehen lässt. In einem dreiteiligen Themenabend geht es um die Ferieninsel, wie sie einmal war, um den vielleicht urigsten aller deutschen Auswanderer sowie die erste Tuchfühlung der Ostdeutschen mit der Lieblingsinsel der Westdeutschen.

Los geht es mit "Das andere Mallorca" aus dem Jahr 1968. "Da wurde auf dem Land noch mit dem Eselkarren gefahren, da wurden die Erdnüsse noch auf der staubigen Straße vor dem Haus getrocknet – und zwar nicht für die Kamera, sondern weil man das damals halt noch so gemacht hat", heißt es in der launig geschriebenen Programmankündigung, in der auch davon die Rede ist, dass "sehr, sehr lange der Verkehr in Palma gezeigt wird: einschließlich der damals dort vorhandenen Automobile – vom kleinen Fiat über den dicken Benz bis zum so genannten Ami-Schlitten". Der Film sei "erstaunlicherweise" bereits in Farbe gedreht und zeige ein Mallorca, das noch nicht in deutscher Hand ist (20.15 bis 21.00 Uhr).

Weiter geht es mit "Herbert und der Archiduque" von 1984. Der Filmemacher Arpad Bondy porträtiert darin Herbert Schiffl, einen professionellen bayerischen Tänzer, der 1973 nach Mallorca kam und in s'Arracò (Gemeinde Andratx) schon bald darauf damit begann, was man heute "ökologische Landwirtschaft" nennen würde. Als er dann auch noch auf die Bücher des ebenso naturverbundenen und in Mallorca vernarrten Erzherzogs Ludwig Salvator (1847-1915) stieß, wurde aus ihm so eine Art Wiedergeburt des Habsburgers. Die MZ besuchte diesen bemerkenswerten Menschen zuletzt im Jahr 2015. Anlass war auch damals eine Ausstrahlung dieses Films (21-21.45 Uhr).

Und schließlich ist da noch "Brüder zur Sonne... Eine Woche Mallorca für arme Deutsche" von 1990. Der Film von Juliane Endres dokumentiert, wie DDR-Bürger 1990 zusammen mit westdeutschen Sozialhilfeempfängern zum ersten Mal in ihrem Leben eine Woche Urlaub auf Mallorca machen. "Mehr oder weniger in einer Whisky-Laune beschließen im November 1989 spanische Touristiker, in den nächsten beiden Jahren 10.000 Bürgern der damals noch existierenden DDR einen Urlaub auf Mallorca zu spendieren", heißt es in der Programmbeschreibung. Der spanische Tourismusminister wollte das als eine humanitäre Geste nach der Öffnung der Mauer verstanden wissen: "Es gibt keine kommerziellen Ziele dabei. Wir sind der Ansicht, dass wir beim deutschen Volk für seine Unterstützung des Inseltourismus in den letzten dreißig Jahren eine Dankesschuld abzutragen haben."

Das könnte Sie interessieren:

Unterstützt wurde die Aktion von führenden deutschen Reiseveranstaltern, die die Kosten für die Flüge übernehmen sowie von spanischen Hotel-, Bus- und Restaurantunternehmen. Da Mallorca damals massive Umsatzeinbußen beim Tourismus zu verzeichnen hatte, darf man davon ausgehen, dass sehr wohl kommerzielle Interessen hinter dieser großzügigen Geste standen. Man wollte sich mit den Bürgern aus Ostdeutschland einen neuen Markt erschließen." (21.45-22.25 Uhr).

Nach der Ausstrahlung sollen die Filme auch in der Mediathek zu sehen sein.