Wenn SPD-Kandidat Olaf Scholz bei der Bundestagswahl die meisten Stimmen holte, hat daran auch eine Deutsch-Mallorquinerin ihren Anteil: Laura Galmés Schwarz gehörte dem Team an, das die Wahlkampfstrategie entwarf. Die Tochter des früheren Robinson-Club-Regional-Managers Monti Galmés hat sich in Deutschland als Brand Consultant mit Kampagnen und Markenidentitäten einen Namen gemacht. Als ihr früherer Chef Raphael Brinkert mit seiner Agentur Brinkertlück in Hamburg den Zuschlag für die SPD-Kampagne bekam, holte er die 35-Jährige mit ins Boot.

Worin bestand Ihre Aufgabe in der Wahlkampagne der SPD?

Sie war hauptsächlich strategisch. Zum Anfang war diese Verantwortung sehr wichtig, um die Kampagnenrichtung und die Ziele festzulegen. Jeden Dienstag hatten wir mit dem ganzen Team ein Jour fixe, um die Fortschritte zu verfolgen und neue Ideen und Maßnahmen festzulegen. Auch gab es Workshops, wo wir die strategischen Ziele definieren mussten. So war ich zum Beispiel noch vor dem Sommer in Hamburg, um die Strategien und Kampagnenmaßnahmen der folgenden Monate zu definieren. Für die Umsetzungen waren dann die Kollegen der Agentur zuständig. Eine lustige Anekdote war, als ich für zwei der Kampagnenfilme die Sprechstimme geben durfte. Diese habe ich im Tonstudio Sonoteque auf Mallorca aufgenommen! So war ich zum Beispiel die Stimme, die bei der Programmvorstellung der SPD im Dezember 2020 in der großen Halle in Berlin zu hören war.

Was war – neben der Schwäche des Gegners – das Erfolgsrezept der SPD?

Der Slogan ‚Soziale Politik für Dich‘ stellte den Wähler ins Zentrum der Kommunikation und versprach einen neuen Parteiauftritt. Der Stil wurde einheitlich und plakativ mit knalligem Rot und markanten Schwarz-weiß-Fotos umgesetzt, um für Aufmerksamkeit und Differenzierung zu sorgen. Hinzu kamen klare und quantifizierbare Botschaften wie ‚12 Euro Mindestlohn – bessere Bezahlung für 10 Mio. Deutsche‘.

Wahlplakat der SPD vor dem Willi-Brandt-Haus in Berlin dpa

Was haben Sie während der Zusammenarbeit mit der SPD gelernt?

In politischer Kommunikation wie in Markenkommunikation: „It takes a lot of effort to win a customer (in diesem Fall einen neuen Wähler) and only seconds to lose one.“ Man muss vorsichtig sein mit allen Aussagen, die man macht. Du musst nicht nur potenzielle Wähler überzeugen, sondern auch Gegner fernhalten. Dabei hat man ganz viel Presse um sich herum, die auf neue Skandale und Headlines wartet. Strategie, PR-Know-how und Risiko-Management sind wirklich wichtig. Aber wenn man so einen Wechsel wie den der SPD erreichen will – von 13 auf 26 Prozent! –, dann muss man sich auch was trauen. So hat das Team einen Film mit Matroschkas entwickelt, wo man sieht, „was alles in der CDU drinsteckt“. Dieser Film war kontrovers, aber hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt und der Partei viel Charakter und Haltung gegeben. Auch habe ich nochmals gelernt, wie wichtig es in Kommunikation ist, klar und deutlich zu sein und das ultimative Ziel immer vor Augen zu haben. Oftmals verlieren die Leute, die sich den ganzen Tag mit einem Thema beschäftigen, den Überblick und den Fokus auf das Wesentliche. Unsere Aufgabe war es, die Komplexität des Wahlprogramms zu vereinfachen. Wir haben uns darauf konzentriert, die Menschen darüber zu informieren, was die SPD vorhat, und einen klaren Wechsel in der Haltung der Partei deutlich zu machen. Das haben wir mit klaren Aussagen und Versprechen und einem plakativen und einheitlichen Stil erreicht. Wenn Politik transparenter wäre, vermieden wir viele Missverständnisse und Enttäuschungen, und die Menschen würden eventuell weniger aus sentimentalen und mehr aus rationalen Gründen wählen. Das wäre insbesondere in Spanien ein riesiger Fortschritt.

Hätte die Kampagne genauso auch in Spanien funktioniert?

Man könnte mit Sicherheit eine ähnliche Kampagne in Spanien durchführen. Das Problem ist, dass man für so eine faktenorientierte Kampagne auch ein sehr durchdachtes und konkretes Programm braucht. Je mehr ein Parteiprogramm auf Ideen und Versprechen anstatt umsetzbaren Zielen basiert, desto schwieriger wäre die Umsetzung einer effektiven Kampagne. Manchmal hätte ich Lust, die verschiedenen Programme der Parteien in Spanien komplett durchzugehen und in eine Übersicht zu packen, wo man genau sieht, was sie alle vorhaben, welche Maßnahmen davon überhaupt umsetzbar sind, ohne sich vollkommen zu verschulden, und welche Konsequenzen diese ganzen Maßnahmen in anderen Bereichen hätten. Aber so viel Zeit habe ich nicht.