Karina Helios, Verantwortliche für Marketing und Verkauf im Hotel Bahia del Sol in Santa Ponça

In der Hotelbranche ist momentan sehr viel Flexibilität gefragt, wir müssen uns ständig an die aktuelle Situation anpassen. Das ist auf der einen Seite sehr schwierig, es birgt aber auch Vorteile. Wir können kreativ werden. Es macht mir Spaß, neue Wege zu finden, mich durchzuboxen und zu sehen, dass es weitergeht. Das Hotel gehört der Kette Seetelhotels aus Usedom an, und ich bin mehr als froh, dass das Unternehmen absolut hinter dem Personal steht, risikobereit ist und anpassungsfähig. Wir haben uns in diesem Jahr beispielsweise umorientiert, was die Quellmärkte angeht und uns auch mehr für den innerspanischen und französischen Markt geöffnet. Das ist spannend, und 2022 werden wir diesen Weg weitergehen.

Außerdem waren wir vergangenen März das erste Hotel in Santa Ponça, das gewagt hat, früh zu öffnen. Dieses Jahr peilen wir die Eröffnung am 4. Februar an und hoffen auf älteres Publikum, das geimpft und geboostert ist. Bis dahin wird das Haus umfassend renoviert. Wir gehen auch mehr über Direktbuchungen als früher, obwohl ich davon überzeugt bin, dass die Zusammenarbeit mit den Reiseveranstaltern weiterhin wichtig ist, alleine schon wegen der Flugkontingente.

Karina Helios vom Bahia del Son in Santa Ponça privat

Außerdem wollen wir 2022 verstärkt Strategien in Richtung Nachhaltigkeit präsentieren, sie sind aber noch nicht spruchreif. Ich blicke recht positiv auf das neue Jahr, denn auch das Bewusstsein der Gäste hat sich verändert. Viele sind unheimlich froh, endlich wieder im Urlaub sein zu können, gleichzeitig herrscht nicht mehr diese Panik wie zu Anfang der Pandemie. Das ist angenehm.

Vermutlich liegen wieder verschiedene Phasen vor uns, und eine Jahresplanung ist kaum möglich. Ich finde es gut, dass wir Hoteliers immer verschiedene Pläne A, B und C haben. So hat man trotz der Unsicherheiten etwas, woran man sich orientieren kann. Hoffentlich fällt bald die Hochrisiko-Einstufung weg, denn die schreckt doch einige Leute ab.

Xavier Mesquida, Corona Koordinator im Hospital Manacor

Xavier Mesquida im Krankenhaus Manacor Nele Bendgens

Die Corona-Situation ist gerade sehr kompliziert. Die Ansteckungsrate ist enorm, und entsprechend haben wir wieder so viele Patienten wie während der fünften Welle im Sommer, auch wenn der Anteil der schwer Erkrankten insgesamt wegen der Impfungen geringer ist. Vor allem der Januar wird noch sehr hart werden, auch im Februar und März werden wir die Konsequenzen spüren. Aber der optimistische Teil in mir will glauben, dass es dank des hohen Ansteckungsniveaus danach gelingen wird, die Pandemie unter Kontrolle zu bekommen, weil dann sehr viele Menschen Antikörper haben, auch Ungeimpfte. Vielleicht ist die Immunität dann so hoch, dass die Pathologie von Corona Mitte, Ende 2022 nicht mehr so gefährlich ist.

Was ich daraus lerne ist, dass wir Menschen nicht so unbesiegbar sind, wie wir immer dachten, dass sich unser Handeln ändern muss und dass uns in der ersten Welt nicht egal sein darf, wie es in anderen Teilen der Erde zugeht, weil es uns alle betrifft. Ich sehe die Pandemie als Teil der Klimakrise. Ich bin immer gerne gereist, habe gerne viel gesehen, aber damit ist jetzt Schluss. Meine Familie und ich werden seltener und anders verreisen, langsamer. Überhaupt ein ruhigeres Leben führen.

Mein absolutes Ziel für 2022 ist es, mal ein paar Wochen abschalten zu können, das war in den vergangenen zwei Jahren unmöglich. Ich muss nicht unbedingt wegfahren, ich lebe auf dem Land und meine fünf Hunde geben mir sehr viel Ruhe und Frieden.

Seit zwei Monaten bin ich Vorsitzender von Médicos del Mundo auf den Balearen. Auch da wollen wir 2022 vieles weiterführen. Hauptthemen sind Obdachlosigkeit wegen des Wohnraummangels, die Arbeit mit Prostituierten und neuerdings auch mit Bootsmigranten. Das werden wir verstärkt angehen, auch auf Ibiza und Menorca.

Edwin Weindorfer, Veranstalter der Mallorca Championships

Edwin Weindorfer privat

Mein Plan ist eigentlich jedes Jahr gleich. Der Januar startet verhältnismäßig entspannt. Ich werde eine Woche bei den Golfturnieren in Abu Dhabi und Dubai sein. Dort muss ich mit den Vertretern der European Tour sprechen und mit den Spielern über eine mögliche Teilnahme bei den Mallorca Golf Open verhandeln. Die zweite Ausgabe des Turniers wird im Oktober ausgetragen. Es ist noch nicht klar, ob wieder in Santa Ponça gespielt wird. Vier verschiedene Golfplätze sind derzeit noch im Rennen.

Im Februar werde ich mich auf Mallorca um verschiedene Projekte kümmern. Generell bin ich meist alle zwei Wochen für zwei bis drei Tage auf der Insel, vorzugsweise in Pollença und Formentor. Im März klappt das nicht. Dann stehen bei den Tennisturnieren in Miami und In-dian Wells die Treffen mit der ATP an. Da dort alle Tennisspieler vor Ort sind, kann ich über die Teilnahme bei meinen Turnieren in Berlin, Stuttgart und Palma im Juni verhandeln. Nebenbei suche ich Sponsoren.

Ein weiterer Eckpfeiler ist unser neuer Mallorca Country Club in Santa Ponça, um den ich mich kümmern muss. Neben dem normalen Betrieb mit Fitnessstudio, Pool, Tennis- und Paddelplätzen will ich im Juli und August mehrere Konzerte dort veranstalten. In Arbeit ist auch ein neues Paddeltennis-Turnier mit dem höchsten Preisgeld, das jemals in dieser Sportart ausgeschüttet wurde. Im Oktober stehen dann die Mallorca Golf Open und das ATP 500-Turnier in Wien an. Gegen Ende des Jahres wird es dann endlich wieder etwas ruhiger, ehe alles wieder von vorne beginnt.

Lothar Koopmann, Unternehmer und Besitzer eines Ferienhauses bei Llucmajor

Zweithausbesitzer Lothar Koopmann privat

Seit 2015 versuche ich, dem Alltag in Deutschland zu entfliehen und auf unsere Finca bei Llucmajor zu kommen, regelmäßig, etwa einmal im Monat knapp eine Woche lang. Egal wie das Wetter ist, ich liebe Mallorca auch zwischen Februar und Juni, oder im Oktober und November. Meine Kinder sind auch schon im reisefähigen Alter und nutzen das Haus oft. Die Pandemie hat dem Ganzen natürlich einen ziemlichen Schlag versetzt. Durch Corona ist das Reisen viel komplizierter geworden, man hat nicht mehr dieselbe Freiheit wie vorher, und ich hoffe, dass sich dies im Laufe des neuen Jahres ändert. Ich bin selbstständig, führe einen Elektrobetrieb, und habe die vergangenen anderthalb Jahre fast durchgearbeitet. Da kommt man im Alltag aus der Arbeit nicht heraus, entsprechend sind die Tage auf der Insel goldwert. Ich wünsche mir für 2022 eben dieses Rauskommen, Ruhe, keine Hektik, denn die habe ich in Deutschland genug. Und ich habe auch Hoffnung, dass das klappt – ich bin seit vier Wochen geboostert.

Geplant habe ich noch keinen Mallorca-Aufenthalt, aber ich reise momentan ohnehin vor allem adhoc, wenn es mir kurzfristig passt. Mittlerweile haben wir uns ja auch alle mit den Möglichkeiten des Homeoffice angefreundet, das kann man mit der Quarantäne oder anderen Auflagen leichter kombinieren. Trotzdem wäre es schön, wenn das ganze Hin und Her mit den Reiseauflagen sich im nächsten Jahr legen würde.

Es muss nicht immer Mallorca sein. Wenn es möglich ist, will ich zur Sommersonnenwende mit einem Wohnmobil zum Nordkap in Norwegen fahren. Seit Corona war das Reisen nach Skandinavien kompliziert, aber vielleicht klappt es. Gebucht habe ich auch diese Reise noch nicht, aber ich würde sie sehr gerne 2022 antreten und nicht weiter hinauszögern.

Stephan "Steff" Jerkel, Gastronom und zusammen mit Peggy TV-Auswanderer bei "Goodbye Deutschland"

Steff Jerkel und Peggy Jerfoke in ihrem Lokal Martiki in Cala Ratjada. Sophie Mono

Bei uns steht für 2022 einiges an. Da ist der Umzug. Wir wollen unser Haus auf jeden Fall im neuen Jahr verkaufen und etwas finden, das für unsere Tochter Josephine geeigneter ist. Wir haben schon zwei Interessenten, die unbedingt reinwollen, aber ich will es vernünftig übergeben. Wir werden das Dach neu machen und auch zwei neue Fenster einbauen, es hübsch machen. Ich hatte schon ein Grundstück für eine neue Finca gefunden, aber Peggy gefiel es nicht. Sie möchte lieber ein kleineres Häuschen. Wir wissen also noch nicht, wo es uns hin verschlägt, aber auf jeden Fall in der Ecke Capdepera/Cala Ratjada.

Was unsere Gastronomie angeht, ist es schwierig. Unser Martiki in Cala Ratjada hat die Tische ja bisher direkt am Wasser gehabt, genau deshalb habe ich das Lokal angemietet. Das war mein Traum. Jetzt bauen die Gemeinde und die Küstenbehörde die gesamte Promenade um, und das ist eine Katastrophe. Der Spazierweg soll nun direkt am Wasser verlaufen und die Gastro-Terrassen direkt an die Restaurants rücken, dabei waren die Außenbereiche am Meer immer das Schönste in Cala Ratjada. Noch ist völlig unklar, wie groß unser neuer Außenbereich sein wird, welche Möbel ich dort aufstellen darf und wann die Bauarbeiten beendet sind. Wir haben am 30. Dezember eine Besprechung, hoffentlich sagt man uns dann endlich Konkretes. Davon hängt natürlich sehr viel ab, und ich muss irgendwie versuchen, den Laden zu retten. Wenn es nur annähernd so gut läuft wie diesen Sommer, wird es klappen, der war fantastisch, aber die neuen Bedingungen machen es sehr schwer. Eigentlich sollen die Arbeiten am 31. März abgeschlossen sein, aber jetzt war die Rede von fünf Monaten, dann wären wir im Juni,. Denn wir müssen ja sicherlich auch noch Stromkabel neu verlegen und das Mobiliar anpassen.

Was ich konkret im Januar angehen werde, ist die Ferienvermietung, wir erwerben drei Wohnungen mit Lizenzen am Hafen in Cala Ratjada, die sollen ein zweites Standbein werden. Auch da gibt es noch einiges umzubauen. Und gesundheitlich will ich mehr auf mich achten. Der Hautkrebs, den sie entdeckt haben, wurde ja weggeschnitten und hat nicht gestreut, aber es hat mir gezeigt, dass ich mehr für meine Gesundheit tun will. Außerdem kommt unsere Kleine im Sommer in die Schule. Es wird also nicht langweilig.

Alfonso Robledo, Vorsitzender der Gastronomen im Unternehmerverband CAEB

Alfonso Robledo, Vorsitzender des Gastronomieverbands CAEB DM

Ich würde gerne für das neue Jahr 2022 vorplanen können, aber für uns Gastronomen ist das wegen der Pandemie noch immer unmöglich. Wir sind machtlos. Auf der einen Seite sind es die Beschränkungen, die uns von oben auferlegt werden, auf der anderen Seite ist es die Planungsunsicherheit im Alltag wegen des Reservierungsverhaltens unserer Gäste. Früher hatten wir Monate im Voraus Reservierungen, heute gehen sie am selben Tag ein – oder die Gäste sagen spontan ab oder kommen einfach nicht. Wir können also am Anfang des Tages sein Ende nicht planen, geschweige denn das kommende Jahr.

Fakt ist nur, dass etwa 30 Prozent aller Gastronomen auf den Balearen durch die Pandemie in den Ruin gerutscht sind – und das, obwohl die letzte Sommersaison nicht schlecht lief. Wir können nicht mehr. Wir fordern, dass die Verwaltung die Pandemie endlich in den Griff bekommt und auch das Risiko des Virus neu bewertet. Wenn es kaum noch schwere Fälle gibt, dann müssen wir schlichtweg lernen, mit Corona zu leben. In die Richtung müssen wir denken, nach vorne. Die neue Sperrstunde in Katalonien dagegen ist in meinen Augen ein Schritt zurück, davon müssen wir wegkommen. Ich betreibe seit vier Jahren das Restaurant und die Höhlen in Gènova. Aber es gibt praktisch keine Touristen. Da hängen wir ja auch noch von den Inzidenzen anderer Länder wie Deutschland und Großbritannien ab. Im Januar, Februar und März wird es sicherlich nicht besser, vielleicht ab Ostern. Aber ich wage keine optimistische Prognose für 2022.