Das Smartphone einschalten und die SIM-Karte richtig einlegen – damit fängt der Handy-Einsteigerkurs für Senioren an, den Magdalena Gomila in Manacor leitet. „Wir beginnen bei null, ganz von vorne. Denn genau da muss ich meine Schüler abholen“, sagt Magdalena Gomila. Sie ist 27 Jahre alt, kann sich an eine Welt ohne Mobiltelefone kaum erinnern. Das Smartphone konfigurieren, das Hintergrundfoto oder den Klingelton ändern und neue Kontakte im digitalen Telefonbuch speichern – für junge Generationen sind all das Selbstverständlichkeiten, für viele ältere Menschen dagegen Herausforderungen, denen sie allein nicht gewachsen sind. Dabei hat die Pandemie die Notwendigkeit digitalen Know-hows noch erhöht und die digitale Kluft zwischen den Generationen noch vergrößert.

„Heutzutage braucht man doch für alles Mögliche ein Handy“, sagt Francisca Galmés resigniert. Sie ist eine von vielen, die Magdalena Gomilas Handykurse besuchen. Immerhin, sie traut sich mittlerweile, das Smartphone einzuschalten und damit zu telefonieren. Doch so wirklich verstehen kann sie die digitale Sprache noch immer nicht. Applikationen, Clouds, Downloads und E-Shopping – es ist eine andere Welt für viele Rentner, und das sind auch auf Mallorca wegen des demografischen Wandels einige. Laut einer Caritas-Studie ist jeder dritte Bürger Spaniens von der digitalen Spaltung betroffen. „Sie hat sich zu einem neuen Faktor der sozialen Ausgrenzung entwickelt“, heißt es in dem Bericht.

Digitale Kurse für Rentner auf Mallorca: Lange Wartelisten

Vor allem, seit Corona die Technologie noch weiter in unseren Alltag eingebracht hat. „Als die Restaurants wegen der Hygieneauflagen keine Speisekarten mehr ausgeben durften, wollten plötzlich alle meine Schüler wissen, wie ein QR-Code-Leser funktioniert. Oder besser: Sie mussten es wissen“, so Magdalena Gomila. Ganz zu schweigen vom öffentlichen Gesundheitssystem, das wegen der Ansteckungsgefahr zeitweise fast nur noch digital erreichbar war. Grundsätzliche Dinge wie einen Arzttermin zu vereinbaren, wurden zu einer kaum zu bewältigenden Herausforderung. Oder die Ausstellung des Impfzertifikats. „Ich habe innerhalb einer Woche bestimmt 120 Impfzertifikate heruntergeladen. Alle meiner Schüler waren damit überfordert, aber alle brauchten sie“, so Gomila.

Bereits seit Oktober 2019 ist die Informatikerin als Kursleiterin für das Rathaus von Manacor tätig. Die Gemeinde subventioniert die Kurse für Rentner ab 64 Jahren. „Vor der Pandemie habe ich acht Kurse pro Woche gegeben, mittlerweile sind es zwölf, und trotzdem haben wir noch lange Wartelisten“, berichtet die 27-Jährige. Neben den praktischen Dingen, für die man das Smartphone im Alltag immer häufiger brauche, sei durch die Pandemie bei vielen Senioren vor allem der Wunsch gestiegen, trotz Kontaktbeschränkungen mit der Familie in Verbindung zu bleiben. „Was die Senioren aktuell am meisten interessiert, sind WhatsApp und vor allem die Videoanrufe, damit sie ihre Enkel und Kinder sehen können. Viele von ihnen waren während des Lockdowns sehr einsam.“

Ein Glück für die, die damals bereits im Kurs angemeldet waren. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in der wir uns ausgetauscht haben. Es ging um praktische Tipps, aber es war auch die soziale Komponente, die vielen geholfen hat“, so Gomila. Ältere Menschen bevorzugten in der Regel immer den persönlichen Kontakt. „Auch wenn sie jetzt wissen, wie sie online einen Arzttermin vereinbaren können, gehen viele doch lieber selbst ins Gesundheitszentrum oder rufen an.“

Senioren auf Mallorca werden wütend

Dass der persönliche Umgang immer seltener wird, führt unter den Senioren nicht nur zu Resignation, sondern auch zu Wut. Der 78-jährige Carlos San Juan aus Valencia sorgte Anfang des Jahres mit seiner Unterschriftensammlung „Soy mayor, no idiota“ („Ich bin alt, nicht dumm“) für Aufsehen. Er protestierte damit vor allem gegen die Digitalisierung des Bankwesens und die Schließung der Filialen – den einzigen Anlaufstellen, an denen die Finanzangelegenheiten noch im persönlichen Gespräch geklärt werden können. Knapp 650.000 Menschen unterschrieben.

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Auf Mallorca gibt es aktuell keine Senioren-Protestbewegung, die Problematik und der Frust bestehen aber auch hier. Laut der spanischen Zentralbank gab es auf Mallorca 2018 noch 1.256 Bankfilialen, im Jahr 2021 waren es nur noch 568 – das sind 45 Prozent weniger. „Wir Rentner interessieren die Banken nicht, vermutlich, weil wir keine großen Geldmengen bewegen. Also nehmen sie uns die Anlaufstellen, verringern die Öffnungszeiten oder zwingen uns vor einen Automaten oder das Smartphone, sodass wir letztlich Hilfe brauchen wie kleine Kinder“, schimpft Catalina Febrer, eine andere Kursteilnehmerin in Manacor. „Man sollte uns mehr respektieren“, findet auch Sebastià Gelabert. Er ist 80 Jahre alt und einer der wenigen im Kurs, der eine App seiner Bank auf dem Smartphone installiert hat. „Ich nutze sie aber nur, um meinen Kontostand zu überprüfen, nicht für Überweisungen, das mache ich dann doch lieber vor Ort.“

„Die größte Schwierigkeit, mit der ich im Kurs zu kämpfen habe, ist die Angst der Teilnehmer, sie könnten etwas falsch machen“, berichtet die Dozentin Magdalena Gomila. Viele machten deshalb trotz jahrelanger Kursteilnahme auch keine Fortschritte, die über die Nutzung von WhatsApp und Handykamera hinausgehen. Selbst bei den Mutigeren sei eine Grenze erreicht, wenn es um Geld gehe. „Sie sind dann in der Lage, kulturelle Veranstaltungen im Internet herauszusuchen, aber wenn es darum geht, den Knopf zu drücken, um Tickets zu kaufen, schrecken sie zurück.“ Zu oft hätten sie von Angehörigen zu hören bekommen: „Pass auf“, „Mach nichts kaputt“, oder „Lass lieber die Finger davon“. Dabei, findet Magdalena Gomila, wäre es eigentlich die Aufgabe der Jüngeren, die Älteren zu unterstützen. Sie zu ermutigen und sich Zeit dafür zu nehmen. Damit die digitale Kluft nicht noch weiter wächst.