Es war die erste richtige Semana Santa nach zwei Jahren Pandemie. Die Bruderschaften, auf Spanisch cofradías, hatten sich lange vorbereitet, waren voller Vorfreude. Die großen Heiligenstandbilder (pasos) konnten endlich wieder rausgeholt werden. Aber für eine Bruderschaft endete die Osterwoche anders als erhofft.

Am letzten großen Umzug am Karfreitag brach die Bruderschaft "Nuestro Padre Jesús del Buen Perdón y Nuestra Señora de la Angustia" die Prozession ab. Die Träger der Statue Virgen de la Angustia waren am Ende ihrer Kräfte, sie konnten nicht mehr weitertragen. Weinend beschlossen sie, die Statue der Jungfrau nicht mehr hochzuheben. Die Präsidentin der Bruderschaft, Marisa Pérez, erklärt, was passiert ist und wie es weitergeht.

Wie kam es dazu, dass Sie den Umzug abbrechen mussten?

Die Costaleros (Träger, Anm. der Redaktion) konnten einfach nicht mehr. Sie hatten am Palmsonntag die Statue Jesús del Buen Perdón getragen, am Montag der Bruderschaft "Santo Tomás de Aquino" geholfen, die Virgen de la Piedad zu stemmen, am Gründonnerstag wieder die Virgen de la Piedad getragen und den Jesús del Buen Perdón gerollt. Als am Karfreitag dann die Virgen de la Angustia an der Reihe kam, waren sie schon sehr müde. Es waren nur noch 25, manche hatten sich verletzt oder konnten nicht kommen, weil sie von den vergangenen Umzügen zu erschöpft waren. Wir mussten den Umzug nach der Hälfte irgendwann abbrechen. Die Costaleros selbst wollten nicht, aber wir konnten nicht zulassen, dass sie sich verletzen. Außerdem wollten wir den Umzug nicht aufhalten. Manchmal muss man harte Entscheidungen treffen.

Die Träger selbst wollten also gar nicht abbrechen?

Nein, sie wollten nicht. Sie kamen unter dem Applaus des Publikums raus. Am Ende ihrer Kräfte, weinend, mit einem gebrochenen Herzen. Sie waren mit so einer Vorfreude in die Woche gestartet und konnten es selbst nicht fassen. Sie hatten das Gefühl, unsere Jungfrau im Stich gelassen zu haben.

Waren es zu wenige Costaleros?

Wir sind sehr knapp mit Costaleros besetzt in diesem Jahr. Deshalb mussten alle alle Umzüge mitmachen und waren sehr erschöpft. Früher hatten wir insgesamt 50 bis 60 Costaleros. Es war eine Frauen- und eine Männergruppe. Jetzt haben wir nur noch eine Gruppe mit Männern und Frauen. Am Freitag waren es dann eben nur noch 25. Die Bruderschaften haben alle in der Pandemie Mitglieder verloren. Viele Büßer und Costaleros kamen aus anderen Provinzen Spaniens. Durch die Pandemie haben sie ihren Job verloren und sind wieder zurückgekehrt. Palma hatte früher um die 5.000 Menschen, die auf den Prozessionen mitgelaufen sind, dieses Jahr waren es 3.500.

Wie geht es den Costaleros inzwischen? Haben sie das Erlebnis inzwischen verkraftet?

Diesen Moment, in dem sie aufgeben mussten, werden sie nie vergessen. Aber ich habe mit ihnen gesprochen und ihnen gesagt, dass sie stolz darauf sein müssen, was sie geschafft haben. Ich bin stolz auf sie alle, sie haben alles gegeben und haben eine große Liebe für ihre Heiligenbilder gezeigt. Sie haben nicht nur ihren Glauben bewiesen, sondern waren auch solidarisch mit einer anderen Bruderschaft. All das war vorbildlich. Außerdem geschieht alles aus einem Grund. Vielleicht wollte die Jungfrau einfach nicht weiter. Durch den Abbruch war sie viel in der Presse, hat viel mehr Menschen erreicht als nur durch den Umzug. Danach haben wir sehr viel Anrufe, sehr viel Solidarität und Unterstützung von Mitgliedern anderer Bruderschaften erhalten. Außerdem haben viele Menschen angerufen, um im kommenden Jahr bei der Prozession mitzulaufen. Allein das ist viel wert.