An diesem Donnerstagmorgen sind drei ehrenamtliche Helfer da, in Son Reus warten allerdings 82 Hunde sehnsüchtig darauf, Gassi geführt zu werden. Das geht natürlich nicht auf, nur ein geringer Teil der Hunde sieht an diesem Tag die Sonne. Trotzdem geben die Ehrenamtlichen ihr Bestes. Joana Marqués etwa macht einen Spaziergang nach dem anderen und lässt sich dabei nicht von der Mittagshitze aufhalten.

Statt den vorgegebenen 20 Minuten ist die Seniorin oft länger unterwegs, denn sie weiß: Die Hunde kommen vielleicht eine ganze Woche lang nicht mehr nach draußen. Trotz der Energie, die sie ausstrahlt, kümmert sich Marqués vor allem um die kleineren Hunde. "Auch wenn ich Tai Chi mache, allzu stark bin ich dann doch nicht", scherzt sie. María José, eine weitere Ehrenamtliche, konzentriert dagegen auf die großen Hunde. "Die Kleinen tun mir weniger leid, sie werden viel schneller adoptiert", erklärt sie.

Familie gibt Hund nach zehn Jahren ab

Durch die Pandemie hat sich die Anzahl der Helfer halbiert. Erst war es nur zehn Ehrenamtlichen überhaupt erlaubt zu kommen, jetzt machen kompliziertere Anmeldeverfahren die Neuaufnahme schwer. "Früher kamst du hier her, hast deinen Namen am Eingang hinterlassen und bist reingekommen", erklärt ein Freiwilliger. Jetzt muss bei einem Bürgeramt ein Antrag eingereicht werden, dann muss das Tierheim das Rathaus darum bitten, dem registrierten Ehrenamtlichen eine Bestätigung zu schicken. "Ich weiß von einigen, die noch auf diese Antwort warten", sagt der Helfer. Und unterdessen kommen die Ehrenamtlichen schlicht nicht hinterher.

Auf einer Tafel ist markiert, welcher Hund wann zuletzt draußen war. Die 36 etwa sitzt seit dem Wochenende in seiner Zelle. Hier ist jedes der Tiere nur eine Zahl, die Helfer geben ihnen aber immer Namen. Sie wollen nicht, dass vergessen wird, dass die Tiere Liebe und Zuneigung verdienen.

Joana Maqués mit einem der kleinen Hunde. BERNARDO ARZAYUS

María Jóse nimmt Simba mit, einen gutmütigen Riesen, der nach zehn Jahren von seiner Familie ins Tierheim gebracht wurde. Das sei kein Einzelfall, berichtet María José, oft sei es Besitzern wegen persönlicher Umstände nicht mehr möglich, sich um ihre Tiere zu kümmern. Manchmal wirke das Verhalten der Menschen aber egoistisch: "Neulich hat ein Pärchen seinen Hund hier gelassen und wirkte dabei, als würde es ihnen nichts ausmachen und als wollten sie direkt danach zum Strand", sagt sie wütend.

Tierheim Son Reus in Palma: Viele Adoptionen, aber auch viele neue Tiere

2022 werden nach historisch niedrigen Zahlen in den beiden Pandemiejahren leider wieder mehr Tiere in Son Reus abgegeben. Allerdings finden viele davon schnell ein Heim, denn auch die Adoptionszahlen sind gestiegen: 244 Hunde und 214 Katzen haben die Mitarbeiter von Son Reus in diesem Jahr schon vermittelt. Dank der guten Adoptionszahlen in diesem Jahr ist das Tierheim aktuell nur zu 70 Prozent belegt.

Wer hier hilft, nimmt deswegen früher oder später auch Tiere mit nach Hause. Seniorin Marqués hat inzwischen vier Hündinnen. Zum Beispiel eine übergewichtige alte Chihuahua-Dame, die niemand haben wollte. Ein weiterer Ehrenamtlicher hilft nach dem Tod seiner zuletzt adoptierten Hündin wieder im Tierheim aus, nachdem er die letzten drei Jahre eine Pause gemacht hatte.

Neben den 82 Hunden sind auch 79 Katzen in Son Reus untergebracht. Da sie niemanden brauchen, um spazieren zu gehen, werden sie weniger betreut als die Hunde. Doch auch sie brauchen Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit von den freiwilligen Helfern.