Wenn es um Holz geht, ist Mark Wiersma in seinem Element. Doch dem Webdesigner reicht ein Werkstoff allein nicht aus. Deshalb war es für den Holländer umso interessanter, dass auf seinem im Jahr 2013 erworbenen, rund drei Hektar großen Anwesen bei Selva eine Industrieruine steht. Die 1987 geschlossene Förderanlage für Kohle gehörte ursprünglich dem Stromkonzern Gesa, der später im Energieversorger Endesa aufging. Es war eine von ursprünglich sechs minas in der Nähe des Dorfes am Fuße der Tramuntana.

So beginnt also auch der Rundgang durch das Anwesen an dem Förderturm, der wieder zum Laufen gebracht werden könnte. Dafür ist der Besitzer des Anwesens mit dem Bürgermeister im Gespräch. Bis aber aus den verrosteten Eisenteilen etwas wird, arbeitet er mit seinem Lieblingswerkstoff: Holz.

Schnelles Wachstum

Unter allen Holzarten fasziniert Wiersma am meisten das weiche Holz der Paulownia (Paulownia tomentosa bot.), auch Blauglocken-, Kiri- oder Kaiserbaum genannt. Auf dem Weg zu der Werkstatt, aus der ohrenbetäubender Lärm einer Säge ertönt, geht der Weg an einem Stapel Paulownia-Baumstämmen vorbei. Sie stammen aus einem Sturmbruch vor drei Jahren, und jeder von ihnen hat einen kleinen, runden Hohlraum in der Mitte.

Danach geht es weiter zu einem Raum mit Gewölbe, hier sägt ein Mitarbeiter Kanthölzer zu kürzeren Stücken und dann zu sechs mal sechs Zentimeter breiten und sechs Zentimeter hohen Würfeln. In einem weiteren Raum ist eine riesige Stammsäge untergebracht. Daneben stehen Hocker aus Kiefernstämmen, die wie Holzklötze aussehen. Auf ihnen wird Brennholz gespalten. An den Wänden lehnen Querschnitte von Eichen-, Mandel- und Kieferbäumen mit schwer zu erkennenden Jahresringen. Ganz anders das Stück eines Stammes der Paulownia, deren Ringe im hellen und faserigen Holz gut zu sehen sind.

Auf die Frage, wie lang dieser Baum zum Wachsen braucht, bis er gefällt werden kann, zeigt der 60-Jährige auf einen Querschnitt: „An den Jahresringen ist zu sehen, dass dieser Baum in neun Jahren 24 Zentimeter erreicht hat.“ Wie schnell die Art wächst, hänge von den Bodenverhältnissen und dem Klima ab. So könne die Paulownia beispielsweise auf der Insel nur dort gut gedeihen, wo ihre Wurzeln die Möglichkeit haben, sich tief in die Erde zu graben. Auf felsigen Untergründen könne das rasante Wachstum nicht gelingen. Kiefern dagegen suchten sich beispielsweise auch auf Felsen einen horizontalen Weg für ihre Wurzeln. Im Gegensatz zu dieser Baumart verträgt die Paulownia obendrein keine Konkurrenz von anderen Bäumen.

Das Weichholz

In der Werkstatt zählt der Holzliebhaber nun die Vorteile der Paulownia auf. Weil die Bäume weltweit diejenigen mit dem schnellsten Wachstum sind, ist ihr Holzpreis niedrig. Auch die Blätter wachsen schnell und können gut CO₂ aufnehmen. Im Herbst wirft der hybride Baum seine Blätter ab und bildet sie dann im Mai gleichzeitig mit den Blüten neu. Diese werden, wegen ihres Nektars, häufig von den Inselbienen besucht.

Die Paulownia-Stämme haben keine Astlöcher. Denn alle Äste bilden sich – regelmäßiges Schneiden vorausgesetzt – hoch oben in der Krone. Zusammen mit dem Balsaholz, das aus tropischen Ländern importiert werden muss, zählt die Art zu den leichtesten Hölzern, die sich auch für den Bootsbau eignen. Es sei sehr elastisch, so Wiersma, und krache oder splittere auch beim Biegen nicht so leicht. Es enthält kein Harz und verzieht sich oder „arbeitet“ nicht. Wegen seiner Kapazität zur Wärmedämmung ist diese Holzart auch für den Innenausbau begehrt.

Spiele mit Licht

Auf der Terrasse steht im Schatten ein selbst geschreinerter Tisch. Obenauf sind drei blaue Boxen platziert. Daneben neun Holzwürfel, teilweise blau bemalt. Einer von ihnen soll nun beweisen, wie leicht das Holz ist: Er bringt gerade mal zehn Gramm auf die Waage. Man könnte nun die Würfel wie Bauklötze nutzen, doch das ist dem technikversessenen Webdesigner dann doch nicht genug.

Seit einem Jahr arbeitet er an einem System, das die Würfel miteinander verbindet. In den blauen Boxen befindet sich das Zubehör. Zuerst bohrt er mit einer eigens für ihn in den USA gefertigten Fräse Vertiefungen in jeden Würfel, jedoch nur an den Seiten, an denen sie mit anderen verbunden werden sollen. Darin sitzen Metallstücke, die sich mit einem Klick verbinden lassen. Das Werkzeug hierfür kam aus einem 3 D-Drucker.

Das Ende eines Kabels steckt jetzt in der Steckdose an der Hausfassade, eine winzige LED-Lampe verströmt intensives Licht. Sie habe, so der Holländer, nur zwei Watt, verbrauche minimal Strom und benötige keinen Transformator. Die LED-Lampen sollen aus dem Würfelsystem aus Paulownia-Holz eine variable Lichtinstallation machen. Noch warte er auf die Lieferung von Bauteilen aus China. Doch 1.000 Würfel seien bereits in Arbeit.