Der Reporter muss erst einmal in einer Art Freiluftkäfig eingesperrt werden und den Riegel hinter sich schließen. Dann lässt Ana Bujan Fehlandt ihre mallorquinischen Schäferhunde frei, die am Gitter hochspringen und kläffen wie ein Fußballtrainer, dessen Mannschaft gerade den dritten Elfmeter gegen sich gepfiffen bekommt. „Keine Angst, die sind überhaupt nicht gefährlich“, ruft Ana Bujan. Sie wollten den Gast nur mit ihrer Zuneigung überschütten. „Und 100 Kilo Hund können einen schon mal umhauen“, sagt die Halterin von Malik, Maduixa und Neus, die zusammen mehr als die meisten ausgewachsenen Männer auf die Waage bringen. Wobei Neus eingesperrt bleibt, weil sie sich mit der anderen Dame, Maduixa, nicht versteht.

l Trophäen und die Ankündigung für die Hundeschau am Wochenende. | FOTOS: PERE JOAN OLIVER

Eingeladen hat uns Ana Bujan Fehlandt, Deutsch-Spanierin, auf ihre Finca ins Niemandsland zwischen Campos und Ses Salines. Dort lebt die 47-Jährige mit ihren drei mallorquinischen Schäferhunden. Die Rasse heißt auf mallorquí Ca de Bestiar und ist eine von sechs autochthonen Hunderassen der Balearen. Selbst wer sonst eher wenig mit Hunden am Hut hat, muss zugeben: Diese Tiere sind schön. Das schwarze glänzende Fell, der kräftige Körperbau – da stimmen die Proportionen.

Wie nahe kommen die Hunde dem Rassestandard?

Das ist es auch, was Ana Bujan Fehlandt an den Cans de Bestiar so fasziniert. Mit ihren drei Hunden nimmt sie am Samstag (24.9.) bei der einmal im Jahr stattfindenden Hauptausstellung der Hunderasse statt. Diese sogenannte Exposició Monogràfica ist eine Art Catwalk für den Hund. In diesem Jahr werden 45 mallorquinische Schäferhunde in verschiedenen Kategorien nach ihrer Optik bewertet. Sprich: „Ein Richter überprüft die Tiere darauf, wie nahe sie dem Rassestandard kommen“, erklärt Bujan.

l Ana Bujan Fehlandt mit ihren beiden mallorquinischen Schäferhunden Maduixa (li.) | UND MALIK. johannes krayer

Diesen Standard definierte 1980 der Club Ca de Bestiar, in dem Ana Bujan Mitglied ist und der auch die Hundeschau auf die Beine stellt. Der Club hat sich zum Ziel gesetzt, den mallorquinischen Schäferhund zu erhalten und die Züchtung zu verbessern. „Die Definition des Rassestandards war eine längere Debatte, weil es in den verschiedenen Ecken der Insel auch verschiedene Schönheitsideale bei den Hunden gab“, sagt Bujan. Zehn Jahre hätten die ersten Liebhaber der Hunde über den Standards gebrütet. Trotzdem gebe es bis heute Leute auf der Insel, die sich über den nun gültigen Standard beklagten.

50 Briefe an Züchter geschrieben

2008, als Bujan dem Club beitrat, lebte sie noch in Hamburg. Sie war begeisterte Hundehalterin und hatte einen Labrador-Retriever-Mischling, mit dem sie erfolgreich Hundesport betrieb. „Als der dann aber älter wurde und für den Sport nicht mehr infrage kam, habe ich einen Nachfolger gesucht“, berichtet Bujan. In einem Buch wurde sie auf die Cans de Bestiar aufmerksam. Sie recherchierte im Internet, um mehr über sie zu erfahren und schrieb an die 50 Mails und Briefe an Züchter in Spanien. „Ich habe drei Antworten erhalten, alle von Mallorca.“ Ihren ersten Ca de Bestiar allerdings holte sie dann aus Valencia, wo es gerade einen Wurf frische Welpen gab. Eine Untersuchung ergab dann, dass der Hund eine sogenannte Hüft- und eine Ellenbogendysplasie hatte – Fehlbildungen, mit denen Sport tabu war.

Die Brücke nach Mallorca aber war gebaut. Als sich im Privatleben einige Umbrüche ergaben, beschloss Ana Bujan, nach Mallorca überzusiedeln. Die Gegend rund um Campos gefiel ihr besonders gut, „weil ich da viel Platz für die Hunde habe“. Eine Stadtwohnung kann sie sich heute nicht mehr vorstellen. Einige Cans de Bestiar hatte sie seitdem auf ihrer Finca, mehrere von ihnen sind bereits gestorben.

Gute Chancen auf einen Preis

Bei der Hundeschau in diesem Jahr könnte besonders Malik gute Chancen auf einen Preis haben. „Beim letzten Mal ist er auf dem zweiten Platz gelandet“, erzählt Ana Bujan. Bei anderen Ausstellungen fuhr Malik bereits erste Plätze ein. Die Proportionen beim vierjährigen Malik seien besonders gut, die Ohren nicht zu groß. Hinzu kommen dunkle Augen. Bei neueren Züchtungen würden die Augen immer heller, sagt Bujan.

Den Schäfern, die die Hunde einst als Aufpasser für ihre Tiere benötigten, war die Optik herzlich egal. Die Tiere sollten die Schafherden bewachen und vor Angriffen anderer Hunde bewahren. Dafür kommt den Cans de Bestiar ihr Jagdtrieb zugute, den sie nicht zum Angriff benutzen, sondern lediglich zur Verteidigung der Herde. Den Tieren etwas beizubringen, sei schwieriger, sagt Bujan. „Die Hunde haben eine relativ hohe Individualintelligenz, aber eine niedrige Lernintelligenz.“ So reagierten sie auf Befehle eher zögerlich, kleinen Kindern nicht unähnlich. „Das Gehorchen ist nicht so ihres, sie wurden schließlich für selbstständiges Arbeiten gezüchtet“, sagt Bujan. Mal sehen, wie geduldig sie die Begutachtung des Richters über sich ergehen lassen.