Es war Anfang Februar 2015, als ein Video auf Mallorca und später weltweit für Entsetzen sorgte: Auf den unscharfen Aufnahmen aus dem Delfinarium Marineland im Südwesten der Insel war zu sehen, wie ein Delfintrainer die Tiere offenbar beschimpfte und körperlich attackierte. Eine Tierschutzgruppe verbreitete das Video über die sozialen Netzwerke. Der Skandal und die darauf folgenden Hassbotschaften trieben den Trainer Wochen später in den Tod.

Eine am Freitag (25.11.) veröffentlichte Netflix-Dokumentation rekonstruiert nun diese Tragödie. "¿Qué le pasó al rey de los delfines?" (Deutsch: Was geschah mit dem Delfinkönig?) zeichnet dabei nicht nur den Marineland-Skandal nach, sondern auch die Geschichte des Trainers, José Luis Barbero.

José Luís Barbero während seiner Tätigkeit als Delfintrainer im Marineland in Puerto Portals. Foto: DM

Kurz vor der Krönung seiner Karriere in den USA

Der 59-Jährige war zu dem Zeitpunkt, als das Video die Runde machte, nicht mehr bei Marineland angestellt. Kurz zuvor hatte er seinen Job gekündigt, um eine Stelle im Georgia Aquarium in Atlanta (USA) anzunehmen. Es wäre der glänzender Abschluss einer langen Karriere als Delfintrainer geworden. Nach Veröffentlichung des Videos trat das US-Aquarium von dem Vertrag zurück.

Ob der erfahrene und erfolgreiche Trainer tatsächlich systematisch die Tiere malträtierte, konnte 2015 nicht ermittelt werden. In dem Video waren Sätze zu hören wie "Du faules Stück", "Bist du dumm oder stellst du dich nur so an", "Nimm' den Scheiß-Ball" oder "Ich schlag' dir auf den Kopf". Auch Schläge und Tritte waren zu erahnen.

Ein Delfin im Marineland Foto: Terrassa

Barbero erklärte nach Veröffentlichung der Aufnahmen, das diese "mit böser Absicht" manipuliert worden seien. Er erstatte eine Anzeige wegen Verleumdung. Das Marineland stellte sich hinter den Trainer. Auf der Website erklärte das Delfinarium, dass die Tiere mittels positiver Verstärkung sowie "mit viel Zuneigung und Liebe" trainiert würden.

Großangelegte Suchaktion nach dem Delfintrainer

Anfang März 2015 wurde Barbero dann als vermisst gemeldet, nachdem er bei einem Termin nicht erschienen war. Die Guardia Civil unternahm eine großangelegte Suchaktion, bei der Hubschrauber und ein Boot der Küstenwache zum Einsatz kamen.

Vier Tage nach dem Verschwinden wurde der Leichnam des Delfintrainers im vierten Stock des Parkhauses am Flughafen Mallorca gefunden. Alle Anzeichen deuteten auf Selbstmord hin.