Ona und Roc sind seit frühester Kindheit befreundet. Sie leben in einem Dorf auf Mallorca, wo mit großer Begeisterung Sant Antoni gefeiert wird: das berauschend-wilde Fest am 16. Januar zu Ehren des Heiligen, mit Dämonen, Trommeln und Feuer. Jahrelang verkörperte Rocs Vater dabei den großen Teufel Espira de Foc. Und natürlich möchte er, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt. Der kleine Roc ist jedoch nicht sehr überzeugt davon: Er ist schüchtern und steht selbst nicht gern im Mittelpunkt. Für Ona hingegen ist genau das der Traum – auch wenn der Brauch eine Männerdomäne ist, die keinen Platz für Mädchen hat.

Diese Geschichte erzählt ein neues Kinderbuch: „N’Ona la dimoniona“ (etwa: „Ona, die Teufelin“, Triangle Kids, 16 Euro) von Núria Duran und der Illustratorin Bàrbara Sansó. „Das Wichtigste ist das Fest selbst und nicht, wer dabei mitmacht“, sagt die Autorin. Die Idee, diese Geschichte zu schreiben, kam ihr auf einer Sant-Antoni-Feier in einem Dorf auf der Insel. „Ich weiß noch, wie ich mir sagte: ‚Das sind alles Männer, warum gibt es keine Frauen?‘ Dann wird einem klar, dass es bei traditionellen Festen viele Tabus gibt und dass es schon immer so gemacht wurde. Aber es ist Zeit, die Dinge zu ändern. Vor allem für die Kinder.“

Cover und Blick ins Buch. N'Ona la Dimoniona

Gleichberechtigung, Freundschaft und Mut

Ihr Buch soll das Bewusstsein schärfen und dazu beitragen, gegen verstaubte Mentalitäten zu kämpfen. Und auch die Protagonistin hat auf ihrem Weg Kämpfe auszutragen: „Jeder kann sich dieser Rolle als würdig erweisen. Die Leute, die Ona als Dimoni sehen, akzeptieren das aber zunächst nicht, obwohl sie der Meinung sind, dass sie es gut gemacht hat“, so Duran.

Die Geschichte vermittle Werte wie Gleichberechtigung, Freundschaft und Mut, sagt die Illustratorin Bàrbara Sansó, die an dem Projekt große Freude hatte: „Ich habe schon Arbeiten zu Dimonis gemacht, aber dieser feministische Ansatz gefiel mir“, sagt sie. Ihre Ona wollte sie als entschlossenes Mädchen zeichnen, das sich etwas traut.

Dass sie sich aus diesem Grund entschied, Ona nicht mit blonden Haaren darzustellen, um sie „nicht zu süß“ wirken zu lassen, dem zurückhaltenden Roc dafür bewusst einen blonden Schopf verpasste, könnte man nun wieder kritisieren – weil man genauso wenig brünett wie ein Junge sein muss, um mutig zu handeln.

Roc, sein Vater und Dimoni-Fan Ona. N'Ona la Dimoniona

Jedes Dorf hat seinen eigenen Teufel

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Um niemandem auf den Schlips zu treten, vermied Sansó übrigens, das Dorf einem real existierenden Ort zuzuschreiben. Auch der Dimoni sei eine Neuerfindung – jedes Dorf auf Mallorca hat seinen eigenen Teufel. Vor dem Fest gibt es noch einige Buchpräsentationen: Am 13. Januar um 18 Uhr im Kinderbuchladen La Il·lustrada in Manacor, am 14. Januar bei Rata Corner in Palma und am 15. Januar um 12 Uhr im Theater von Artà.