Der Zeitpunkt für die Exhumierungsarbeiten am Strand von Sa Coma an der Ostküste von Mallorca steht fest: Die Suche nach sterblichen Überresten von Opfern aus dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) soll Mitte März beginnen. Das hat der zuständige Koordinator der balearischen Landesregierung, Jesús Jurado, am Mittwoch (8.2.) auf einer Pressekonferenz angekündigt.

Es werde die erste Suche nach Bürgerkriegsopfern an einem Strand sein. Die Gefangenen seien zwischen August und September 1936 verscharrt worden, so Jurado. Der Politiker der Linkspartei Podemos kündigte zudem an, dass die Arbeiten in zwei Phasen stattfinden sollen - zum Beginn der Hauptsaison werde man eine Pause einlegen.

Vierte Stufe

Das Projekt in Sa Coma ist Teil der vierten Stufe des Plans zur Suche nach Bürgerkriegsopfern, für die 1,3 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Der Fokus unterscheidet sich deutlich vom bisherigen Vorgehen: Wurde bislang nach Opfern der Repression gesucht, die zu Beginn des Bürgerkriegs von Franco-Schergen ermordet und anonym verscharrt worden waren, geht es nun in erster Linie um die Aufarbeitung der kurzen, aber heftigen Kampfhandlungen auf Mallorca, nachdem im August 1936 republikanische Milizionäre bei Porto Cristo gelandet waren.

Die Verteidiger der Republik wurden von den Putschisten mithilfe italienischer Faschisten zurückgedrängt und besiegt. Nur wenige der Milizionäre kehrten lebend nach Barcelona zurück. Die meisten kamen zu Tode oder verschwanden. Dass bis heute nicht nach ihnen gesucht wurde, ist in erster Linie mit der langen Franco-Diktatur (1939–1975) und dem Schweigepakt der jungen spanischen Demokratie zu erklären. Und auch, wenn mit der Öffnung von Gräbern aus der Bürgerkriegszeit vor inzwischen neun Jahren begonnen wurde, blieb Sa Coma bislang außen vor, da die Opfer der Repression Priorität hatten.

Weitere Standorte

Zwischenzeitlich wurden vier Standorte identifiziert, an denen sterbliche Überreste der Kämpfer zu finden sein dürften. Neben dem Strand selbst sind das die Finca Son Escrivà am Puig de sa Font, das Hospital de Sang – der Name für das einstige Lazarett – sowie auch der frühere Friedhof von Son Carrió. Insgesamt mehr als 500 Opfer könnten demnach an diesen Standorten verscharrt sein, in ihrer Mehrheit Milizionäre des republikanischen Lagers. Im Gebiet des Hospital de Sang sollen die Exhumierungsarbeiten am 2. Mai beginnen. Eine weitere Projektphase ist zudem auf dem alten Friedhof Son Coletes bei Manacor geplant.

Seit 2014 das erste Grab im Dorf Sant Joan geöffnet worden war, folgten in den vergangenen Jahren balearenweit 20 weitere. Dabei wurden 241 Skelette geborgen und 52 von ihnen identifiziert. Die sterblichen Überreste von mehr als 40 Opfern konnten inzwischen Angehörigen übergeben werden.