Mallorca Zeitung

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Was hat es mit dem geplanten Mallorca-Club für Superreiche auf sich?

Auf der Insel soll die „erste Community für Hochvermögende im Mittelmeerraum“ entstehen. Ein Gespräch mit dem Leiter von Skyland Wealth, David A. Pieper

Ferrari und Luxusyachten in Puerto Portals: Nicht jeder Vermögende zeigt auch, was er hat. Diskretion ist ein hohes Gut. | FOTO: SEBASTIÁN TERRASSA

Es gebe da ein paar Trugschlüsse über Hochvermögende. Zum Beispiel, dass sich die meisten Vertreter dieser Gruppe untereinander kennen würden. Und dass sie auf der Basis von diesem Netzwerk auch Geschäfte untereinander machten. „Das findet aber nicht im großen Stil statt“, sagt David A. Pieper. Man kenne sich vielleicht in der Region, aber wenig darüber hinaus. Und noch stärker sei dieses Phänomen auf Mallorca zu beobachten. „Hier ist das Vermögen Europas zu Hause“, so der Unternehmer, aber die Vertreter dieses Kreises „wohnen, wenn man so will, in Nachbarvillen und wissen nicht, was der andere macht.“

Das will Pieper ändern und in den kommenden Wochen und Monaten die erste „Hochvermögenden-Community im Mittelmeerraum“ aufbauen, wie er sagt. Hinter dem Projekt steht Skyland Wealth. Das Berliner Jungunternehmen, das in den Medien bislang noch nicht allzu viel Beachtung fand, versammelt in seinem Beirat vor allem Vertreter aus den Bereichen Immobilienwirtschaft und Family Offices. Der Zweck der Community in der Eigendarstellung: Erfahrungsaustausch, Hilfestellung für Neuankömmlinge auf der Insel, diskrete Immobilientransaktionen, hochkarätige neue Kontakte, auch gerade zu den führenden Unternehmerfamilien Mallorcas.

Seriös und diskret netzwerken

Man setze auf der Insel fort, was man bereits im deutschsprachigen Raum erprobt habe, erklärt Unternehmensleiter Pieper im Gespräch mit der MZ. Das Projekt bestehe aus digitaler Vernetzung und persönlichen Kontakten gleichermaßen. Zum einen gebe es eine Tech-Plattform, wenn man so will, eine Art „Facebook der Superreichen“, nur deutlich exklusiver, seriöser und vor allem diskreter als das soziale Netzwerk. Zum anderen aber treffe sich die Community, die inzwischen mehr als 350 Mitglieder zähle, auch vor Ort, sei es zum Dinner in München oder zum gemeinnützigen Event im Berliner Zoopalast.

Aus der Vernetzung ergäben sich dann Geschäftsabschlüsse untereinander, auch eine Art „vertrauensbildende Maßnahme“, wie es der studierte Immobilienökonom formuliert, der zuvor die Vermögensverwaltung Optimus Prime sowie das Maklerunternehmen Virtù Private gegründet hatte. Denn „wenn ich mit jemandem ein Geschäft abgeschlossen habe, kann ich mit ihm auch andere Dinge angehen.“ Und darauf basiert letztendlich auch das Geschäftsmodell der 2019 gegründeten Skyland Wealth GmbH: Bei Erfolg wird eine Provision ausgezahlt, darüber hinaus plane man gerade die Einführung einer Mitgliedsgebühr für den künftigen Club.

So kommt man rein

Für die Aufnahme gibt es klare Regeln, das Stichwort lautet UHNWI. Die Abkürzung steht für „Ultra-high-net-worth individuals“, also Personen, die über mindestens 25 Millionen Euro Gesamtvermögen verfügen. Geprüft werde dies bei neuen Mitgliedern mit internen Recherchen, niemand müsse seine Steuererklärung offenlegen, so Pieper. „Wir machen einfach unsere Hausaufgaben.“ Das Vermögen kann dabei natürlich sehr unterschiedliche Formen haben, vom mittelständisches Unternehmen mit tausend Mitarbeitern über Gewinne aus verkauften Start-ups bis hin zu abbezahlten Villen in Schwabing.

Will Superreiche vernetzen: David A. Pieper

Will Superreiche vernetzen: David A. Pieper Privat

Diese 25-Millionen-Barriere garantiere, dass die Mitglieder weltweit auch die gleichen Interessen hätten. Neben privaten Anschaffungen und Geschäftsabschlüssen seien das vor allem Fragen wie: Wo kann ich langfristig investieren? Was werde ich einmal der Welt hinterlassen? Und wie gebe ich das Lebenswerk an die nächste Generation weiter?

Thema Immobilien

Und natürlich geht es immer wieder auch um Immobilien. Hieraus war schließlich auch die Idee zur Community entstanden. In Beratungsgesprächen mit vermögenden Kunden habe es immer wieder Anfragen gegeben, ob er neben der Immobilienberatung nicht auch in anderen Bereichen wie Vererbung, Nachfinanzierung oder Umstrukturierung helfen könne, sagt Pieper. Das inzwischen entstandene Netzwerk dürfe man aber keinesfalls auf dieses eine Thema reduzieren, auch wenn es zweifellos für Vermögende weltweit von zentraler Bedeutung sei: „Nicht jeden interessiert Picasso, nicht jeden interessieren Oldtimer, aber jeden interessieren Immobilien.“

Die Initiative geht auf Mallorca zu einem Zeitpunkt an den Start, zu dem die gesellschaftliche Debatte um den „Ausverkauf der Insel“, um Overtourism und Gentrifizierung intensiv geführt wird. Gerechtigkeitsdebatten kenne er aus vielen Ländern, so Pieper, jede Kultur führe sie etwas anders. Der Deutsche argumentiert, dass eine Community von Hochvermögenden auf Mallorca positive Effekte für die Insel haben werde, wenn sie erst einmal Fuß fasse. Das betreffe zum einen Investitionen in Wirtschaft und Innovation, etwa bei der Schaffung von Büroflächen oder Co-Working-Spaces, bei der Ansiedlung von Start-ups, beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Zum anderen verweist Pieper auf die Initiativen der Insel, sich vom Ballermann-Image zu lösen und sich als hochwertiger Tourismusstandort zu präsentieren. Und beim Thema Wohnungsnot müsse man klar differenzieren. „Wenn eine Villa in Andratx den Eigentümer wechselt, wird ja nicht gentrifiziert.“

Viele bereits auf Mallorca

Die Ausweitung der Community der Hochvermögenden nach Mallorca ergebe sich fast schon von selbst: Die Hälfte der jetzigen Mitglieder habe ohnehin schon einen Fuß auf der Insel, ohne bislang miteinander vernetzt zu sein. „Sie treffen jemanden in Zürich, der ist in Pollença, Sie treffen jemanden in München, der ist in Andratx, die beiden haben aber noch nichts voneinander gehört“, so der Unternehmer, der mit seiner Frau eine Wohnung in Cala Blava besitzt.

Zielgruppe seien weniger die Geschäftsführer, als die Inhaber von Unternehmen, und gerade diese seien auf der Insel zahlreich vertreten. Aber auch einheimische Unternehmer sollen in das Netzwerk aufgenommen werden. Spanien werde als vermögendes Land unterschätzt, und dass sich Kontakte etwa mit mallorquinischen Unternehmerfamilien außerhalb einer Community ergäben, sei noch einmal deutlich schwieriger. Offen sei man aber für Nationalitäten aller Länder.

Los gehen soll es auf Mallorca offiziell am 29. April, mit einem Eröffnungsevent auf dem Tramuntana-Anwesen eines britischen Gastgebers. Ursprünglich sollte diese Rolle ein deutscher Unternehmer ausüben, dieser ist aber Ende 2022 tödlich verunglückt. Treffen sind dann zunächst alle zwei Monate geplant, später auch an einem festen Standort.

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