Mallorca Zeitung

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Katalanisch und die Mallorca-Deutschen: "Sprachen lernen öffnet Horizonte"

Albert Hauf, Katalanisch-Philologe mit deutschen Wurzeln, über die Situation der Insel-Sprache und wie man sich ihr nähern sollte

„Escrit a València“ beinhaltet Texte, die Hauf zwischen 1982 und 2015 veröffentlichte.

„Der Weiße Ritter Tirant lo Blanc“ von 1490 gilt als Grundstein in der Geschichte des modernen Romans. Albert Hauf ist ein ausgewiesener Experte für diesen Ritterroman in Altvalencianisch, einer Variante des Katalanischen. Dabei habe er die Sprache in der Schule nie gelernt, so der Deutsch-Mallorquiner. Katalanisch, oder besser gesagt Mallorquinisch, das sei zwar zu Hause und auf der Straße gesprochen worden. In der Schule dagegen war damals Spanisch die Unterrichtssprache. „Sogar Kurse an der Universität über katalanische Sprache und Literatur wurden auf Spanisch abgehalten“, erinnert sich Hauf. „Die katalanische Grammatik musste ich mir letztendlich selbst beibringen. Man war quasi Analphabet in seiner eigenen Muttersprache.“

Wie bedroht ist Katalanisch?

Heute, mehr als 40 Jahre nach dem Ende der Franco-Diktatur, stehen die Zeichen umgekehrt, ein Großteil des Unterrichts an öffentlichen Schulen findet auf Katalanisch statt. Doch auf dem Pausenhof wird meist Spanisch gesprochen, genauso wie in den Medien. „Castellano ist eine wunderbare, universelle Sprache“, so Hauf. Aber der Druck, den sie auf das Katalanische ausübe, sei umfassend, die Inselsprache in ihrer Existenz bedroht. „Es ist eine Frage von Leben und Tod.“

Wie sollte man also die katalanische Sprache in einem solchen Umfeld schützen und fördern? „Ich weiß keine einfache Lösung, nötig ist ein ganzes Paket von Maßnahmen.“ Dabei müsse es vor allem um die Förderung der Bereitschaft gehen, sich auf die Sprache der Insel einzulassen, auf der man nun mal lebt. Es fehle das Verständnis, dass eine Sprache nicht nur zur Verständigung diene, sondern auch eine enorme kulturelle Bereicherung sei.

Der Katalonien-Konflikt

Ihr Übriges für die Ablehnung vieler Spanier gegenüber dem Katalanischen täten die traditionell schlechten Beziehungen zwischen Katalonien und dem Rest Spaniens. „Die politische Mitte schaut mit Argwohn auf Katalonien. Die Geschichte des ausbleibenden Dialogs wiederholt sich beständig.“ Dabei ließe sich mit einem Minimum an Offenheit auf beiden Seiten der Konflikt beilegen. Bei den Kontroversen vermisst Hauf die Bereitschaft, seinem Gegenüber die Fähigkeit zuzubilligen, ebenfalls recht haben zu können.

Die Mallorca-Deutschen

Gerade Mallorca-Deutsche sollten offen an die Inselsprache herangehen. „Sprachen lernen öffnet Horizonte. Den Unterschied macht, ob ein Wille da ist oder aber, ob Gleichgültigkeit vorherrscht, die auf Unwissen basiert.“ Er habe Deutsche kennengelernt, die in einem Jahr Walisisch gelernt hätten.

Hinzu komme, dass Katalanisch viele Ähnlichkeiten mit anderen romanischen Sprachen habe – „befreundete Wörter“, die sich leicht ableiten lassen. „Aus puerto (Hafen) wird port, aus muerto (Toter) wird mort – solche Regeln lassen sich in einer halben Stunde lernen.“

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