Vor 247 Millionen Jahren, noch bevor Dinosaurier die Welt bevölkerten, trieb auf Mallorca bereits die erste Mücke ihr Unwesen. Ein internationales Forscherteam hat die älteste Larve der Diptera, einer Insektengruppe, zu der Fliegen und Mücken gehören, auf der Erde identifiziert. Das Fossil wurde zwar bereits vor einigen Jahren in der Nähe der Bucht von Estellencs im Westen der Insel gefunden, konnte aber erst jetzt durch neue Forschungstechniken untersucht werden. Die Larve befindet sich derzeit im Katalanischen Institut für Paläontologie Miquel Crusafont in Barcelona, wo es für seine Überführung und dauerhafte Aufbewahrung auf Mallorca vorbereitet wird.

An der Forschung waren das Spanische Institut für Geologie und Bergbau, das Balearische Naturkunde-Museum, das Nationalmuseum für Naturgeschichte, die Universität Sorbonne und das Naturkundemuseum der Universität Oxford beteiligt. Die Arbeit wurde in dem angesehenen Magazin Papers in Palaeontology veröffentlicht. Die Autoren haben eine neue Gattung und Art beschrieben, die der Wissenschaft bisher unbekannt war: Protoanisolarva juarezi, benannt nach Josep Juárez, der das Fossil bei Ausgrabungen entdeckt hat. Die Larve hatte im Gestein einen schwachen, kohlenstoffhaltigen Abdruck hinterlassen.

Mücke stammt aus einer postapokalyptischen Welt

Enrique Peñalver, Hauptautor der Studie, bearbeitete diesen Abdruck dann mit Alkohol, um den Kontrast zu verstärken. "Es war faszinierend! Ich konnte sofort die äußere und innere Struktur des Kopfes, einige Teile des Verdauungssystems und vor allem das Atmungssystem in Form von Spirakeln sehen", erzählt der Wissenschaftler der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca".

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Rafel Matamales Andreu, Paläontologe am Balearischen Naturkunde-Museum und ebenfalls einer der Autoren der Studie, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Mallorca während des Trias-Zeitalters sowie den Veränderungen, die diese Gegend im Laufe der Jahrmillionen erfahren hat. "Wenn wir uns in die Zeit zurückversetzen könnten, in der dieses Tier lebte, würden wir ein Gebiet mit großen Flüssen und Überschwemmungsgebieten vorfinden, in dem ein ähnliches Klima herrschte wie heute im tropischen Afrika, wo sich Trocken- und Regenzeiten abwechselten", erklärt er.

Die Mücken-Larve lebte nur wenige Millionen Jahre nach einem der größten Massensterben der Erdgeschichte. Am Ende der sogenannten Perm-Zeit verschwanden mehr als 80 Prozent der Arten auf dem Planeten. Dementsprechend sei bei der Larve ein Teil der Anpassungen an die postapokalyptische Umwelt des frühen Trias-Zeitalters zu beobachten, erklärt Ricardo Pérez de la Fuente, einer der Autoren, der am Naturkundemuseum der Universität Oxford forscht. "Ein Beispiel dafür ist das Atmungssystem, das wir noch heute bei verschiedenen Insektengruppen beobachten können", sagt Pérez de la Fuente. /mwp