Mallorca Zeitung

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Wahre Kriminalfälle auf Mallorca: Die Giftmörderin von Pollença

Catalina Domingo soll fünf ihrer Familienmitglieder vergiftet haben. Vor Gericht wird sie allerdings nur für einen der grausamen Morde verurteilt. Dritte Folge im True-Crime-Podcast „Mörderisches Mallorca“

Catalina Domingo wird auch die "Giftmörderin von Pollença" genannt DM (Archiv)

Ein Mörder ruft bei Journalisten an, um seine Geschichte zu erzählen, ein deutscher Arzt tötet im Urlaub seine beiden Kinder, eine Frau vergiftet nach und nach ihre ganze Familie. In „Mörderisches Mallorca“ beschäftigen wir uns mit wahren Kriminalfällen auf der Insel.

Mallorca in den 60er-Jahren: Der Anfang des Tourismusbooms verschafft vielen Mallorquinern ein gutes Einkommen. Zeitzeugen erinnern sich an eine schöne und sorglose Zeit. Doch im beschaulichen Pollença erschüttert ein schrecklicher Verdacht die Gemeinde. Die 38-jährige Catalina Domingo soll insgesamt fünf Familienmitglieder vergiftet haben. Darunter ihre zwei kleinen Kinder.

Catalina Domingo wuchs in Pollença als Tochter einer gut situierten Familie auf. 1954 heiratete sie mit 23 Jahren den Nachbarssohn Pedro Coll. Das Paar galt als verliebt und gesellig, die beiden verbrachten viel Zeit in Bars oder bei Freizeitveranstaltungen.

1958 kam der gemeinsame Sohn der beiden, Rafael Ángel Coll, zur Welt. Vier Jahre später folgte Domingos Tochter María Luisa Coll. Doch im selben Jahr überkam die Familie ein großes Unglück. Oder zumindest dachte damals noch jeder an ein Unglück. Der nur vier Jahre alte Rafael erkrankte, und die Ärzte konnten sich nicht erklären, was die schlimmen Bauchschmerzen des Jungen verursachte. Nach einigen Tagen im Krankenhaus schien es ihm besser zu gehen. Doch zu Hause verschlechterte sich sein Gesundheitszustand wieder, und er musste erneut ins Krankenhaus aufgenommen werden, wo er am 20. Februar 1962 verstarb.

Nur zwei Jahre später musste Catalina Domingo scheinbar den nächsten Schicksalsschlag verkraften. Ihre Tochter María Luisa starb am 17. Februar 1964. Auch sie hatte Bauchschmerzen, Fieber und innere Blutungen. Während Catalina Domingo ihr Umfeld damit überraschte, dass sie nach dem Tod ihrer Kinder schnell wieder ganz die Alte war, konnte ihr Mann den Verlust nicht verkraften. Er soll depressiv geworden sein, kaum noch das Haus verlassen haben.

Immer wieder Bauchschmerzen, Fieber und innere Blutungen

Vier Jahre später wurde auch er krank. Am 19. Januar 1968 verstarb Coll mit den gleichen Symptomen, die schon seine Kinder aufgewiesen hatten. Die trauernde Witwe zog zu ihrer Tante Juana María Domingo, die mit ihrem Ehemann in Palma wohnte. Wenige Monate später, am 5. Mai 1968, verstarb der Mann ihrer Tante. Auch Luis Palmer hatte Bauchschmerzen, Fieber und innere Blutungen. Immer noch scheint niemand Verdacht geschöpft zu haben, dass es sich bei den Todesfällen um Verbrechen handeln könnte.

Neun Monate nach dem Tod ihres Mannes heiratete Catalina Domingo einen verwitweten Taxifahrer, der mit seiner Tochter in Pollença lebte. Kurze Zeit später erkrankte Domingos Tante. Die frisch verheiratete Nichte nahm sie bei sich auf und pflegte sie. Am 18. September 1969 starb Juana María Domingo mit den gleichen Symptomen wie die anderen vier Familienmitglieder.

Die fünf mutmaßlichen Opfer der Giftmörderin. Nur für den Mord an ihrer Tante (großes Bild in der Mitte) wurde Catalina Domingo verurteilt. DM (Archiv)

Die Behörden gingen auch in diesem Fall von einer natürlichen Todesursache aus – doch dann ging bei der Polizei ein anonymer Hinweis ein. Fünf Monate nach ihrem Tod exhumierten Gerichtsmediziner den Leichnam von Juana María Domingo. Die Untersuchung ergab, dass die Dame an einer Arsen-Vergiftung gestorben war. Schnell geriet Catalina Domingo als alleinige Erbin in Verdacht. Die Beamten vermuteten, dass Domingo statt ihre Tante zu pflegen, Arsen in ihr Essen und Trinken gegeben und so den langsamen und qualvollen Tod verursacht hatte. Das Arsen könnte aus Insektiziden gestammt haben.

Nur acht Jahre in Haft

Domingo gestand die Tat zunächst. Später nahm sie das Geständnis allerdings zurück. Die Gerichtsmediziner exhumierten auch die Leichen der anderen vier Verstorbenen. In allen fanden sich Spuren von Arsen. Die Toten lagen aber schon zu lange unter der Erde, um die Todesursache festzustellen. Trotzdem beschloss die Staatsanwaltschaft, Domingo wegen der fünf Morde anzuklagen.

Ein Gericht verurteilte Catalina Domingo 1970 für den Mord an ihrer Tante zu 30 Jahren Haft. Die weiteren Morde sahen die Richter nicht als erwiesen an. Bei der Tante lag durch das Erbe ein Motiv vor, in den anderen Fällen fehlte es. Domingo konnte das Gefängnis bereits acht Jahre später wegen guter Führung verlassen. Nach Pollença kehrte sie nicht mehr zurück. 1986 verstarb die Giftmörderin im Alter von 55 Jahren, offenbar eines natürlichen Todes. In ihrem Körper fand sich kein Arsen.

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