Mallorca Zeitung

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Dieser Mann ist der seriöseste Hütchenspieler an der Playa de Palma

Mit der Lizenz zum Betrügen: Maik M. Paulsen ist von Beruf Falschspieler - und warnt eindringlich vor seinen kriminellen Kollegen auf Mallorca

Der Show-Falschspieler Maik M. Paulsen gibt an der Playa de Palma eine Kostprobe seiner Kunst. Nele Bendgens

Die Verwandlung geschieht mit dem Anziehen des Jacketts. Eben noch im lebhaften Gespräch mit der Mallorca Zeitung, wendet sich Maik M. Paulsen ohne Umschweife mit dem sprühenden Charme des erfahrenen Entertainers an eine Urlauberin, die am Nachbartisch des Cafés an der Playa de Palma sitzt, und verführt sie zu einem Hütchenspiel – mit Schokolade als Einsatz. „Wenn du gewinnst, kriegst du von mir ein Küsschen. Wenn du verlierst, kannst du dir überlegen, ob du mir ein Küsschen geben möchtest oder nicht“, scherzt er und versichert: „Ich bin am Anfang relativ fair ...“

Paulsen hat natürlich nicht vor, seine Testspielerin um ihr Geld zu bringen, so wie es die kriminellen Betrüger-Banden am Ballermann tun würden. Das hätte er auch gar nicht nötig: Er hat die Kunst des professionellen Täuschens zum Beruf gemacht und verdient damit auf ehrliche Art und Weise sein Geld. Der Show-Falschspieler „lebt und betrügt“ seit mehr als zehn Jahren in Berlin, wie es auf einer seiner Websites heißt. Der – wenn man ihm das glauben mag – 38-Jährige lässt sich für geschlossene Events buchen, oft in exklusiven Lokalitäten wie Golfplatzrestaurants oder Fünf-Sterne-Hotels, jederzeit auch gern auf Mallorca. Er habe schon bei mehr als der Hälfte aller Dax-Unternehmen gearbeitet, sagt er.

Berühmt-berüchtigtes Spiel

An diesem Tag ist Paulsen tatsächlich das erste Mal im seinem Leben am Ballermann, dem bevorzugten Revier seiner unseriösen Kollegen. Es fühle sich für ihn an wie der erste Besuch in einer Bar – der Kontrast zu seiner üblichen Klientel und dem Umfeld, in dem er sich bewegt, könnte kaum größer sein. Eindringlich warnt Paulsen davor, sich im Urlaub auf Hütchenspieler einzulassen: „Bei ganz vielen Veranstaltungen kommen Leute auf mich zu und sagen: ‚Ich habe mal 50 Euro – oder noch DM – beim Hütchenspiel auf Mallorca verloren.‘ Bei uns in Deutschland ist das eng mit der Insel verknüpft.“ Diese Schilderungen zögen sich durch alle Gesellschaftsschichten.

Die Tatsache, dass das Hütchenspiel so berühmt-berüchtigt ist, dass fast jeder etwas damit verbindet, macht sich Paulsen für sein Programm zunutze, um das Eis zu brechen. „Oft komme ich an und sage: ‚Schön, dass Sie da sind, ich bin das mobile Unterhaltungssystem. Sie können jetzt erst einmal etwas gewinnen, und das Tolle ist: Das Spiel ist so fair, Sie können gar nicht verlieren!‘ Wenn man dann die drei Nussschalen rausholt, hat man den ersten Lacher auf seiner Seite“, erzählt er. Sein Schlüssel zum Erfolg sei Authentizität: Er habe sich angewöhnt, mit allen auf Augenhöhe zu sprechen. Höflich und gepflegt, ohne Verkleidungen wie einer Hasenkrawatte, mit stilvollem Equipment wie den metallenen Walnussschalen setzt er auf Humor und Improvisation, um seine Zuschauer zu unterhalten.

Wie der Trick funktioniert

Die Hütchenspieler auf der Insel sind in der Regel in Banden organisiert. Jeder hat dabei eine bestimmte Rolle: Es gibt vermeintliche Gewinner, die den Urlaubern vorgaukeln, sie hätten echte Chancen, oder Aufpasser, die Schmiere stehen und warnen, wenn die Polizei anrückt. Oft hantieren die Gauner mit ausgehöhlten Kartoffelschalen. Dass es keine gute Idee ist, bei dem abgekarteten Spiel mitzumachen, sollte eigentlich jedem klar sein: „Man kann nur verlieren. Es ist ganz klar Betrug!“, betont Paulsen und erklärt Schritt für Schritt, wie der Trick eigentlich funktioniert.

Die Kugel wird unter einem von drei Behältern gezeigt, die dann durcheinander gebracht werden. Bei diesem Vorgang wird die Kugel aber diskret aus dem Spiel herausgenommen. „Dann rätst du. Erst danach wird die Kugel wieder in das Spiel zurückgebracht – und zwar nicht unter die Schale, auf die du getippt hast“, sagt der Falschspieler.

Entertainment ist alles

Die Schwierigkeit sei nicht die Fingerfertigkeit – das könne man schnell erlernen. „Es ist das Entertainment: Dass man die Leute mit einbindet und das Tempo am Laufen hält“, so Paulsen. Das mache aber auch den Reiz aus: „Wenn ich einen Kartentrick mache, dann mache ich ihn nur mit einer Person, und alle anderen gucken zu. Aber beim Hütchenspiel kann jeder mitraten und ein Erlebnis haben.

Bei seiner heutigen Testspielerin beißt Paulsen allerdings auf Granit, obwohl er wirklich alle Register zieht und es großen Spaß macht, ihn in Aktion zu sehen – es ist wohl der berühmte Vorführeffekt. In mehreren Durchgängen lässt er die Urlauberin raten, unter welcher Nussschale sich die Kugel befindet. Mit Gags wie „Du musst noch schnell 300 Euro verlieren, dann lasse ich dich weiterziehen“, versucht Paulsen, sie zu mehr Kooperation zu bewegen. Als Außenstehender spürt man den Drang, die Dame wachzurütteln. Normalerweise sei das Publikum konzentriert dabei, sagt Paulsen später.

Immer mit einem Ass im Ärmel

Schon als Jugendlicher fing Paulsen, der in Hamburg geboren wurde und eigentlich Schauspieler werden wollte, an zu jonglieren. Zuerst machte er eine normale Ausbildung, im Anschluss besuchte er die Artistenschule in Berlin und verdiente einige Jahre als Jongleur seine Brötchen. „Dann bin ich ein bisschen in die Close-up-Zauberei, also die Tischzauberei, abgedriftet“, sagt er. „Das ist ein relativ geschlossener Zirkel, aber wenn man es lernen will, findet man Möglichkeiten.“ Man suche sich Lehrer, lerne aus Büchern und Videos im Internet, besuche Kongresse.

Paulsen übte sich im Hütchenspiel und im Falschspiel mit dem Casinotisch, der heute zu seinem festen Repertoire gehört. Für einen guten Aha-Effekt zeigt er schon mal vollen Körpereinsatz: Einer spontanen Eingebung folgend ließ er sich die Spielkarte Pik Ass auf den Arm tätowieren. Sie kommt durchaus mal bei seinen Shows zum Einsatz. „In meinem Job brauche ich immer ein Ass im Ärmel“, sagt er. Wenn Paulsen mit seinem mobilen Casino anrückt, spielt er Black Jack und kann dabei konkret beeinflussen, wer von den Teilnehmern gewinnt und wer verliert, sagt er. „Wenn sie frech sind, gewinne ich. Und ganz am Ende gewinne ich sowieso immer ganz zufällig.“

Wenn Sie Maik M. Paulsen auf Mallorca für eine Veranstaltung buchen wollen, können Sie sich auf mallorca-entertainment.de ein Angebot geben lassen. 

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