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„Acnalb avalbmes ram al“: Was die geheime Botschaft auf der Plaça d'Espanya in Palma bedeutet

Die neue Plaça d’Espanya in Palma hält eine geheime Botschaft bereit. Jetzt konnte sie entschlüsselt werden

Hommage an Jaume I.: An diesem Denkmal verbirgt sich das Vermächtnis des Stadtarchitekten.  | FOTO: GUILLEM BOSCH

Hommage an Jaume I.: An diesem Denkmal verbirgt sich das Vermächtnis des Stadtarchitekten. | FOTO: GUILLEM BOSCH

Man kann sich schon gut vorstellen, wie künftig Touristenführer in Palma ihr Wissen mit neugierigen Gästen teilen, jetzt, da endlich auch die Plaça d’Espanya eine geheime Botschaft zu bieten hat. So wie die Kathedrale von Salamanca die Skulptur eines Astronauten in der Fassade versteckt hält oder das Vereinslogo des FC Barcelona in den Glasfenstern der Catedral del Mar aufgespürt werden kann, lohnt es nun auch, sich auf dem gerade frisch instand gesetzten Platz gegenüber von Palmas Zentralbahnhof genauer umzuschauen. Und das nicht nur, weil jetzt der einstige Verlauf der mittelalterlichen, Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissenen Stadtmauer in den Bodenplatten markiert wurde und man sich deswegen ein bisschen an die Berliner Mauer erinnert fühlt.

Ein echter Insider

Die überaus diskrete Botschaft hält der Brunnen im Zentrum des Platzes bereit. Darin erhebt sich ein Monument mit der Statue von Erobererkönig Jaume I., der hoch zu Ross in Siegerpose dargestellt ist. Vor dem Becken befindet sich ein kniehohes Geländer, das gleichzeitig als Sitzgelegenheit dient. Es ist ein echter Insider, den Palmas Stadtarchitekt Antoni Sbert hier versteckt hat, eine Art Vermächtnis kurz vor seiner Pensionierung. Dumm für die Touristenführer ist nur, dass auch noch so viele Tipps nicht auf die Sprünge helfen dürften, wenn die Besucher nicht zufällig mittelalterliche Geschichte studiert und Katalanisch gelernt haben sowie darüber hinaus das Morse-Alphabet beherrschen.

So verging denn auch gut eine Woche seit der Einweihung des Platzes, bis das Geheimnis gelüftet werden konnte. Ihm auf die Spur kamen schließlich eine Linguistin und ein promovierter Elektroingenieur, Maria Gené und Gabriel Torrens, beide von der Balearen-Universität (UIB). Nachdem sie in der Zeitung von der Botschaft gelesen hatten, hätten sie sogleich beschlossen, den Platz genau zu inspizieren, berichtete Gené der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“.

Welche Sprache ist das, Klingonisch?

Dass die Eisenstäbe des Gatters vor dem Brunnen nicht regelmäßig angeordnet sind, mag gleich in den Blick fallen. Doch dass die Abstände für kurze und lange Signale sowie Pausen im Morse-Alphabet stehen, erfordert Fantasie. Zumal sich beim Transkribieren zunächst eine recht kryptische Botschaft ergibt: ACNALB AVALBMES RAM AL. Welche Sprache soll das bitte sein, Klingonisch?

Es ist nicht das erste Mal, dass Stadtarchitekt Sbert in Palmas Zentrum Botschaften hinterlässt. So verewigte er im Eisengatter, das seit einem Jahr den viel fotografierten verknorrten Olivenbaum vor dem Rathaus in Palma schützt, ein Zitat aus dem Gedicht „L’olivera mallorquina“ (Der mallorquinische Olivenbaum) des katalanischen Lyrikers Joseph Lluis Pons y Gallarza.

Dass der vermeintliche Buchstabensalat auf der Plaça d’Espanya ebenfalls in der Inselsprache verfasst ist, zeigt sich dann erst beim Lesen von rechts nach links. Es ergibt sich der mallorquinische Satz „La mar semblava blanca“ – das Meer wirkte weiß.

Das bedeutet die Botschaft

An dieser Stelle kommt nun historisches Wissen ins Spiel. Das Fragment ist eine Anspielung auf einen Satz in der „Crònica“, worin der mit dem Denkmal geehrte König einst seine Erinnerungen an die Eroberung Mallorcas niederschreiben ließ: „Tota la mar semblava blanca de veles“. Auf Deutsch: Das Meer war weiß vor lauter Segeln. Jaume I. beschrieb damit den Blick aufs Meer und die Dimensionen seiner Flotte, als er im September 1229 vom heutigen Tarragona aus gen Mallorca in See stieß, um die Insel von den Arabern zurückzuerobern.

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