Herausragendes sichtbar machen: So war es bei der Verleihung der MZ-Preise 2024
Am Donnerstag (10.10.) hat die Mallorca Zeitung in der Bodega Suau die drei diesjährigen Preisträger geehrt – und gemeinsam mit Lesern und Freunden bei einem stimmungsvollen Event gefeiert

Die Preise der Mallorca Zeitung 2024 - So feierten wir unsere Preisträger / Nele Bendgens / Javier Fernández
Bereits zum fünften Mal hat die Mallorca Zeitung das Engagement von Menschen gewürdigt, die an der Schnittstelle zwischen der mallorquinischen und deutschsprachigen Gesellschaft auf der Insel Herausragendes geleistet haben. Am Donnerstag (10.10.) verlieh die MZ in den Bodegas Suau in Es Pont d’Inca drei undotierte Preise – geehrt wurden dabei in diesem Jahr der Lions Club Palma, der Psychiater Rainer Oberguggenberger und die Unternehmerin Corinna Graf. Die Preise – Glasskulpturen in Form einer Welle, die auf Sandstein bricht – stammten erneut von der auf Mallorca ansässigen kanadischen Künstlerin Connie Mildner.
Im Innenhof der geschichtsträchtigen, 1851 von dem Mallorquiner Joan Suau i Bennàssar gegründeten Bodega kamen die geladenen Gäste zunächst für einen Empfang bei einem vermú zusammen. Nach dem Photocall und dem Anstoßen auf den Beginn eines gelungenen Abends schlug die Stunde des offiziellen Programmteils.
Moderatorin Lexa Wilms führte charmant und souverän durch die Preisverleihung und übersetzte jeweils auf Deutsch oder auf Spanisch, wo dies vonnöten war. Für die feierliche Stimmung sorgte derweil der mallorquinische Pianist Magí Garcías, der Deutschland eng verbunden ist und heute selbst in Köln lebt: Er eröffnete mit dem Petrarca-Sonett Nr. 104 aus dem Klavierzyklus "Wanderjahre Italien" von Franz Liszt. Der österreichisch-ungarische Komponist verbrachte lange Zeit in Weimar – jene Stadt, in der auch Garcías zu Studienzeiten erstmals in Deutschland lebte.
Nachdenkliche Worte zum Einstieg
Chefredakteur Ciro Krauthausen schlug dann mit seiner Begrüßungsrede ernste Töne an – und musste zunächst einmal "aufseufzen", denn: "Es hat schon bessere Zeiten für das Zusammenleben zwischen Deutschen und Mallorquinern gegeben als 2024, Zeiten, in denen es leichter und unbeschwerter war, Deutscher auf Mallorca zu sein. Wir haben uns dieses Jahr schon mehrfach für das Verhalten von Landsleute fremdgeschämt." Problematisches Auftreten, gepaart mit geballter Kaufkraft auf dem Immobilienmarkt, habe bei vielen Menschen auf der Insel den Eindruck erweckt, dass "die Deutschen nun definitiv dabei sind, die Insel zu übernehmen."
Es gebe aber auch eine gute Nachricht, so Krauthausen: "Es sind nicht alle so. Im Gegenteil." Viele Deutsche, Schweizer und Österreicher würden sich seit Jahren um die Insel verdient machen – und um sie gehe es bei den Preisen der Mallorca Zeitung: "Um Menschen, die sich engagieren, in dem Melting-Pot-Mallorca aufgehen, Verantwortung übernehmen." Verantwortung war eines der Schlüsselworte, die an diesem Abend noch öfter fallen sollten.

Redaktion MZ
In Bezug auf die Zeitung betonte der Chefredakteur, dass dies bedeute, sich Fragen zu stellen wie: Müssen wir wirklich die Insel bis in den letzten Winkel, bis zum abgelegensten Strand für unsere Leser erkunden? Dürfen wir die Sehnsucht nach Mallorca mit unserer Berichterstattung noch weiter anheizen? Konzentrieren wir uns darauf, was ist, oder darauf, wovon unsere Leser träumen? "Ich lasse diese Fragen im Raum stehen. Vielleicht haben wir Gelegenheit, heute Abend darüber zu reden", sagte Krauthausen und bedankte sich zum Abschluss bei seiner Redaktion, den Gästen und den Sponsoren Trablisa, dem Weingut Sa Cabana, Fet a Sóller und dem Gastgeber Bodegas Suau.
Preisträger für soziales Engagement
Erster Preisträger war der Lions Club Palma. Er wurde für das Projekt „Comida para todos“ ausgezeichnet, das tagtäglich frische Lebensmittel von den Lidl-Supermärkten zu den Tafeln und Lebensmittelausgaben schafft. Moderatorin Wilms betonte den enormen personellen, finanziellen und logistischen Aufwand der Initiative, die einen wichtigen Baustein in der Versorgung der Menschen darstelle, die auf Mallorca in Not sind: "Die Lions-Präsidentin Dagmar Daum de Waard, der Projektleiter Wolfgang Krämer und alle ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter bewältigen ihn jetzt schon seit 15 Jahren, Chapeau!"
Dagmar Daum de Waard bekam gleich mehrere Rosensträuße überreicht, musste diese aber kurz aus der Hand geben, um Ciro Krauthausen zu umarmen und ihre Dankesrede zu halten – bei der sie wert darauf legte, nicht selbst im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. "Ich nehme diese Auszeichnung stellvertretend für unseren Club mit großem Dank an. Ohne den Club würde ich nicht hier stehen", betonte sie. "Comida para todos" sei ihr Herzensprojekt – Daum de Waard erinnerte an die bescheidenen Anfänge mit "einem verbeulten Lkw", während die Initiative heute auf zwei Kühl-Lkws und zwei festangestellte Fahrer zählt. Dankesworte fand sie auch für ihren Mann, mit dem sie in all den Jahren weniger gesprochen hätte als mit dem Projektleiter Wolfgang Krämer.

Die Preise der Mallorca Zeitung 2024 - Die Begrüßung / Nele Bendgens und Javier Fernández
Der Preis der Mallorca Zeitung sei zudem das "größte Geburtstagsgeschenk", so die Präsidentin, da der Lions Club am 6. Dezember sein 20-jähriges Bestehen feiern wird. Und so nutzte sie die Gelegenheit, einen "großen Geburtstagswunsch" zu äußern: "bei den Bewohnern der Insel mit diesem fantastischen Projekt mehr wahrgenommen zu werden" – und auch bei der spanischen Gesellschaft bekannter zu werden. Denn nur so könnte die Zukunft des spendenbasierten Projekts, das jeden Monat 9.000 Euro kostet, gesichert werden.
Preisträger für gesellschaftliches Engagement
Nach dem ersten Preis gab es ein weiteres musikalisches Intermezzo, bei dem Magí Garcías eine gefühlvolle Eigenkomposition spielte: "Palma Ciutat Trista: Crui I". Nach diesem etwas melancholischen Stück verstand es der zweite Preisträger, die Stimmung im Saal wieder zu heben: Der Österreicher Rainer Oberguggenberger nahm die Auszeichnung für gesellschaftliches Engagement entgegen und fand für seine Dankesworte einen humorvollen Einstieg, indem er auf die Probleme verwies, die sein konsonantenreicher Name sowohl für Mallorquiner als auch für Deutsche darstellt. Und der seit 2013 als Leiter der Psychiatrie in Palma tätige Facharzt fand einen eleganten Übergang zu seiner Tätigkeit: Er erklärte eine Eselsbrücke, um sich seinen Namen zu merken und betonte, dass er sich stets darum bemühe, "komplizierte Dinge zu vereinfachen".
Ciro Krauthausen hatte in seiner Laudatio Oberguggenbergers Haltung gelobt, "sich für neue Dinge zu öffnen und andere Perspektiven einzunehmen". Er habe sich schnell im öffentlichen Gesundheitssystem eingefunden und für dessen Modernisierung und Professionalisierung engagiert. Nichtsdestotrotz wies der Psychiater in seiner Rede darauf hin, dass ihn dasselbe Problem umtreibe, das auch der Lions Club bemängelte: fehlende Sichtbarkeit. "Viele Menschen fahren jeden Tag an der Psychiatrie vorbei und fragen sich: Was ist das?" Manch einer halte das Gebäude gar für eine militärische Einrichtung.
Heutzutage sei der Ansatz nicht mehr üblich, sich auf die Institution, auf den Betrieb und auf die Ärzte zu konzentrieren: Der Mensch stehe im Fokus – das Individuum mit seinem persönlichen Lebensweg, dem es bestmöglich und frei von Verurteilung zu helfen gelte. "Das Datum der Preisverleihung ist perfekt ausgewählt, da heute der Welttag für psychische Gesundheit ist", freute sich Oberguggenberger. Er wiederholte seine Worte im Anschluss selbst auf Spanisch, bevor er die Bühne für die dritte Preisträgerin des Abends freimachte.
Preisträgerin für unternehmerische Leistung
Daraufhin pries der Chefredakteur der MZ die Durchsetzungskraft, das Verantwortungsbewusstsein und den Ehrgeiz, mit dem die in eine deutsche Unternehmerfamilie auf Mallorca hineingeborene Corinna Graf seit dem Tod ihres Vaters im Jahr 2014 die Geschicke des Unternehmens lenkt und den Ausbau des Hafens Puerto Portals vorantreibt. "Die Deutsch-Mallorquinerin steht nun vor ihrer wohl größten Herausforderung: unter Beweis zu stellen, dass eine Luxusmarina dieser Größenordnung auch nachhaltiger betrieben werden kann. Corinna, go for it!", sagte Krauthausen.
Die 44-Jährige bedankte sich ebenfalls zweisprachig für den Preis für unternehmerische Leistung. Dabei stellte sie sowohl die Verdienste ihrer Eltern Margarita und Klaus Graf ins Zentrum, die damals „den Mut hatten, ins kalte Wasser zu springen und in ihren Traum zu investieren“, als auch das Engagemente ihrer Mitarbeiter, „die mit Liebe und Freude zur Arbeit gehen und ihr Bestes geben.“ Auch ohne die Kunden wäre der Erfolg nicht möglich, so Graf. „Und mit Kunden meine ich die Bootseigner, aber auch die Restaurants, die Geschäfte und die Gäste, die uns täglich besuchen, an uns glauben und den Hafen genießen möchten.“
Es sei ihr eine Ehre, Freude und Herzensangelegenheit, den Traum ihrer Eltern weiterzuführen. Als Antwort auf Krauthausens Appell verwies die Unternehmerin auf das Projekt „Blue Marina“, mit dem Puerto Portals unter Mithilfe der Bootseigner, Gewerbetreibenden und Besucher nachhaltiger aufgestellt werden soll, um sich so „für dieses wunderschöne Insel und für die Umwelt einzusetzen.“
Die Rede des Inselrats-Dezernenten
Vor der abschließenden Rede des für Tourismus zuständigen Inselrats-Dezernenten José Marcial Rodríguez erfreute Magí Garcías die Anwesenden mit einem letzten Stück. Der Pianist spielte einen Ausschnitt aus einem fröhlichen Sonett von Beethoven, mit dem Satz "Liebst du mich?" als zentrales Motiv. Als José Marcial Rodríguez die Bühne betrat, griff er das Thema der Sichtbarkeit auf und versprach, in dieser Hinsicht als öffentlicher Sektor für Verbesserung sorgen zu wollen. Er freute sich, an diesem Abend deutsche Initiativen, Unternehmern und Menschen kennenzulernen, die er bislang nicht gekannt hatte.
Der Inselrats-Dezernent sagte: "Jetzt ist der richtige Moment, um uns mit Verantwortungsgefühl zusammenzusetzen, um das Miteinander auf dieser Insel neu zu organisieren." Dabei sei touristische Aktivität nicht das Problem, sondern habe das Potenzial, ein Teil der Lösung zu sein, um die Schönheit von Mallorca zu erhalten. Zudem betonte er, dass es keine Nachhaltigkeit ohne individuelle Verantwortung geben könne. Er schloss mit einem Zitat von Peter Drucker: "Langfristige Planung kümmert sich nicht um zukünftige Entscheidungen, sondern um die Zukunft mit heutigen Entscheidungen."
Nach der Preisverleihung genossen die Preisträger, Gäste, Partner und die Redakteure der MZ bei anregenden Gesprächen, vorzüglichem Wein und Flying Buffet im Außenbereich der Bodega den Rest des Abends.
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