Ein Jahr nach dem Einsturz des Medusa Beach Club: Katastrophe an einem lauschigen Frühlingsabend
Am 23. Mai 2024 stürzt plötzlich die Terrasse eines Lokals an der Playa de Palma ein. Ein Rückblick

Feuerwehrleute im Einsatz nach dem Einsturz des Medusa Beach Club. / DM
Der 23. Mai 2024 ist ein lauschiger, vorsommerlicher Abend. Auf Mallorca geht langsam die Saison los, das gesellschaftliche Leben feiert seine ersten Höhepunkte. In Son Vida etwa, auf einem Hügel hoch über den Dächern von Palma, hat Jürgen Klopp beim Wirtschaftsforum Neu Denken seinen ersten öffentlichen Auftritt nach seinem Abschied als Trainer bei Liverpool. Auch an der Playa de Palma brummt das Leben bereits. Ostern ist dieses Jahr früh gefallen. Fast alle Hotels sind eröffnet, Megapark und Bierkönig sind bereits einen Monat zuvor mit ihren mehrtägigen Openings in die Saison gestartet.
Doch dann wird alles anders. Gegen 20 Uhr kracht die Terrasse des Medusa Beach Clubs, eines kleinen, zweigeschossigen Lokals auf Höhe des Balneario 1, herunter. Die Trümmer begraben mehrere Menschen unter sich. Auf Videos ist später zu sehen, wie chaotisch diese Minuten sind. Mehrere Menschen liegen bewusstlos am Boden, werden von eilig herbeigerufenen Rettungskräften reanimiert.
Die Nachrichtenlage ist zunächst unübersichtlich. Schnell ist aber klar: Neben den zahlreichen Verletzten gibt es auch Tote. Später am Abend steht fest: Vier Menschen sind gestorben. Zwei deutsche Urlauberinnen, eine 31-jährige Mutter aus dem Saarland und eine etwa 20-Jährige. Auch eine 23-jährige Spanierin, die als Kellnerin in dem Lokal arbeitet, kommt ums Leben. Bekanntestes Opfer ist wohl Abdoulaye D. Der Senegalese ist seit Jahren an der Playa de Palma als Türsteher angestellt, hat zahlreiche Freunde und Bekannte in der Partyhochburg. 2017 hatte er in einer mutigen Aktion einem ertrinkenden Mann das Leben gerettet, war mit dem Ehrenkreuz der Polizei ausgezeichnet worden. Zum Zeitpunkt des Unglücks ist er im Medusa Beach Club beim Abendessen.

Hauseinsturz an der Playa de Palma: Schaulustige am Ort des Geschehens. / DM
Als ob nichts passiert wäre
MZ-Playa-Reporter Ingo Wohlfeil ist an dem Abend vor Ort. Er beschreibt erschütternde Szenen. Freunde und Angehörige, die verzweifelt nach den Opfern suchen. Und wenige Meter entfernt tobt das ganz normale Partyleben weiter, als sei nichts passiert. Gleichzeitig versammeln sich so viele Schaulustige vor Ort, dass die Polizei für Ordnung sorgen muss. Die Beamten bitten um absolute Ruhe. Es geht darum, Lebenszeichen unter den Trümmern besser zu hören. 16 Personen werden bei dem Unglück verletzt. Die Rettungskräfte bringen sie in Zelte, die in einer Seitenstraße aufgebaut worden sind. Von da geht es in verschiedene Krankenhäuser. Die gute Nachricht: Die meisten von ihnen können schon nach wenigen Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Rettungskräfte versorgen Verletzte. / Jana Wengert
Es ist 23.50 Uhr, als vor dem Unglücksort eine Pressekonferenz abgehalten wird. Mittlerweile sind zahlreiche Kamerateams vor Ort. Der Sprecher der Feuerwehr Palma berichtet von den Bergungsarbeiten, auch Bürgermeister Jaime Martínez spricht ein paar Worte. Ministerpräsidentin Marga Prohens ist ebenfalls vor Ort. Noch in der Nacht bietet Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez die Hilfe der Zentralregierung an.
Am Tag danach wird das Ausmaß des Unglücks sichtbar. Jetzt stehen Kamerateams aus der ganzen Welt vor dem kleinen Lokal. Die Frage, die alle bewegt: Wie konnte so etwas passieren? Ausgerechnet hier, an diesem Ort, an dem die Menschen feiern und glücklich sein wollen. Die Stadt verhängt eine dreitägige Trauer.

Restaurant-Einsturz auf Mallorca: So sieht es am Tag danach im Medusa Beach Club aus / DM
Schockierender Befund
Die Antwort auf diese Frage gibt es erst Tage später. Bürgermeister Jaime Martínez lädt zu einer Pressekonferenz ins Rathaus, um die Ergebnisse der Ermittlungen zu präsentieren. Was er berichtet, schockiert: Das Lokal hatte keine Lizenz für den Betrieb auf der Terrasse. Die Nutzung des Stockwerks war illegal. Die bautechnische Untersuchung ergibt, dass eine zu große Belastung der Terrasse letztlich zum Einsturz führte. Eine Gruppe Urlauber hatte Tische zusammengestellt. Das brachte die illegale Struktur zum Einsturz. Martínez kündigt an, dass die Stadt bei einem Gerichtsverfahren als Nebenkläger auftreten wird.
Der Betreiber des Lokals ist ein bekannter österreichischer Unternehmer. Christian A. wird einen Monat nach dem Unglück festgenommen. Ihm wird fahrlässige Tötung und fahrlässige schwere Körperverletzung vorgeworfen. Er macht von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Nach seinem Auftritt vor dem Ermittlungsrichter wird er auf freien Fuß gesetzt. Er muss Ende März 2025 vor Gericht aussagen, doch der Termin wird auf den 24. Juni verschoben.
Die Untersuchung des Falls gestaltet sich als äußerst umfangreich, da es nicht nur viele Opfer gibt, sondern diese auch aus unterschiedlichen Ländern stammen. Wann ein Prozess beginnen kann, ist ein Jahr nach der Katastrophe weiterhin unklar.
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