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Gabriela Sabatini zu Gast im Mallorca Country Club - ein Gespräch

Die ehemalige Profi-Tennisspielerin über Rivalität, ihr Karriereende und ihre besondere Beziehung zu Mallorca

Tennisturnierveranstalter Edwin Weindorfer im Gespräch mit Tennis-Star Gabriela Sabatini im Mallorca Country club

Tennisturnierveranstalter Edwin Weindorfer im Gespräch mit Tennis-Star Gabriela Sabatini im Mallorca Country club / Starpress / Kay Kirchwitz

Alexandra Bosse

Alexandra Bosse

Die Argentinierin Gabriela Sabatini (55) war Mitte der Achtziger bis Mitte der Neunziger Jahre eine der erfolgreichsten Tennisspielerinnen der Welt. Größen wie Steffi Graf oder Monica Seles waren in der Zeit ihre Gegnerinnen auf dem Platz. 1996 beendete sie mit nur 26 Jahren ihre Profikarriere und ist seitdem als erfolgreiche Geschäftsfrau tätig. So entwickelte sie beispielsweise mit dem traditionsreichen deutschen Parfümunternehmen Mülhens (bekannt für die Herstellung des Duftes „4711 Echt Kölnisch Wasser“) eine Parfümlinie unter ihrem Namen, die sich bis heute noch gut verkauft. Sabatini war am Freitag (10.10.) bei den Mallorca Women’s Championships, einem WTA-125-Turnier, im Mallorca Country Club in Santa Ponça zu Gast. Nachdem sie bei den Single-Quarterfinals zugeschaut hatte, gab es ein Pressegespräch mit ihr und dem österreichischen Tennisturnierveranstalter Edwin Weindorfer. Die MZ war vor Ort und protokolliert hier einige der Fragen.

Edwin Weindorfer (EW): Mich interessiert die Rivalität, die Sie zu Ihrer aktiven Zeit mit Steffi Graf hatten. Sie haben insgesamt 40 Mal gegeneinander gespielt und Steffi hat Sie dabei 29 Mal geschlagen. Aber Sie haben gleichzeitig auch 11 Mal gegen sie gewonnen. Das ist eine ähnliche Konkurrenzsituation wie zwischen Rafa und Federer. Steffi wohnt jetzt in Las Vegas und Sie haben auch einen Wohnsitz in den USA. Sind sie noch miteinander in Kontakt?

Viele Leute finden, dass ich in einer schwierigen Zeit gespielt habe, weil es damals so viele gute Spielerinnen gab. Aber ich sehe das anders – ich glaube, ich hatte Glück, in dieser Zeit dabei zu sein, zusammen mit Steffi. In den Spielen, die ich gegen Steffi gespielt habe, habe ich mit Abstand mein bestes Tennis gespielt. Sie war die Art von Spielerin, die einen bis zum Schluss immer an deine Grenzen bringt, und so hat sie das Beste aus mir herausgeholt. Natürlich waren wir Rivalinnen, aber danach waren wir auch Freundinnen und sind es bis heute geblieben. Im Laufe der Jahre wird einem bewusst, was Steffi für den Tennissport bedeutet und geleistet hat. Das ist unglaublich und ich bewundere sie für ihre Karriere. Wir sprechen ab und zu miteinander und planen auch, uns zu treffen.

EW: Die WTA (World Tennis Association) veranstaltet derzeit viele WTA-125er-Turniere, bei denen die jungen Spielerinnen versuchen, in der Rangliste aufzusteigen. Wie schätzen Sie die jungen argentinischen Spielerinnen ein?

In Argentinien gab es viele Jahre lang keine Turniere, weder kleine noch große, was an den wirtschaftlichen Problemen lag. Argentinien liegt weit entfernt und das macht es für die Spielerinnen und Spieler sehr schwierig, ins Ausland zu reisen. Dadurch konnten sie fast keine Wettkämpfe bestreiten und ihr Spiel kaum wirklich verbessern und sich mit anderen messen. Jetzt, da wir endlich mehr Turniere haben, ist es viel einfacher, weil sie sich zu Hause weiterentwickeln können. Aber es ist noch mehr notwendig, um gute Tennisspieler hervorzubringen. Man muss Schritt für Schritt von vorne beginnen, mit dem Unterricht und dem Aufbau von Schulen. Wenn es dann erfolgreiche Spieler gibt, werden andere Spieler diesen Spielern nacheifern wollen. Man muss in das Frauentennis investieren, und genau das geschieht derzeit.

EW: Wir alle hier lieben die Balearen und besonders Mallorca. Wie ist Ihre Beziehung zu der Insel?

Ich kam bereits mit 15 Jahren das erste Mal nach Mallorca, um mich auf das Roland-Garros-Turnier bei den French Open vorzubereiten und hier zu trainieren. Das war vor allem wegen des Wetters, aber auch wegen der entspannten Atmosphäre und noch dazu wegen der Nähe zu Paris. Dann gab es ein paar Jahre, in denen ich nicht mehr hier war. Aber irgendwann wurde mir wieder bewusst, wie schön die Insel ist. Mittlerweile komme ich sehr oft, jedes Jahr mehrmals, unter anderem, weil es so tolle Fahrradstrecken durch die Natur gibt. Ich liebe es, in den Bergen zu fahren. Außerdem gefallen mir das gute Essen, die tollen Strände und die schönen kleinen Städte hier.

MZ: Warum haben Sie Ihre Profikarriere bereits so früh beendet? Hatten Sie Ihre Motivation verloren?

Ich habe mit 26 Jahren aufgehört zu spielen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war ich noch ziemlich jung. Aber damals fühlte ich mich sehr alt, so wie 40, denn ich hatte schon mit 14 Jahren angefangen, professionell zu spielen. Es war also eine lange Karriere, ich war viele Jahre lang Profi, und ehrlich gesagt kam irgendwann der Punkt, an dem ich mich erschöpft und müde fühlte, immer auf Tour zu sein und zu spielen. Ich hatte einfach keine Freude mehr daran. Es war eine sehr schwierige Entscheidung, weil ich nicht genau wusste, ob es nur eine vorübergehende Phase oder ein definitives Gefühl war. Also habe ich damals viel mit einem Psychologen zusammengearbeitet, der mir bei der Entscheidung geholfen hat. Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich mich dazu entschlossen habe. Ich spielte seit meinem sechsten Lebensjahr Tennis und dann plötzlich nicht mehr, das war ein sehr großer Schritt. Aber danach fühlte ich mich befreit und erleichtert. Es war die richtige Entscheidung und ich habe es nie bereut. Ich hatte nie das Bedürfnis, wieder auf einen Tennisplatz zurückzukehren. Vielleicht habe ich manchmal das Reisen und die Orte vermisst, aber nicht das Training, die Vorbereitung und den Wettkampf.

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