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Er lebte vor 270 Millionen Jahren: Neuer Fund erklärt, wie sich der "Säbelzahntiger" von Mallorca fortbewegte

Forscher haben versteinerte Fußabdrücke des sogenannten Gorgonopsiden entdeckt, dessen Überreste in Banyalbufar gefunden wurden und der als ältester Vorfahre der Säugetiere gilt

Eine Nachbildung des "Säbelzahn-Nacktmulls".

Eine Nachbildung des "Säbelzahn-Nacktmulls". / Henry Sutherland Sharpe

Neue Entdeckungen haben das Wissen über den mallorquinischen "Säbelzahntiger" erweitert – wobei es sich nicht um einen Tiger handelte, sondern um ein Raubtier, das mehr Ähnlichkeiten mit einem mittelgroßen Hund hat. Die Knochenreste des Urzeit-Geschöpfs wurden 2019 in Banyalbufar gefunden und ermöglichten es, den Vertreter der ausgestorbenen Gruppe der Gorgonopsia als den ältesten Säugetiervorfahren der Welt zu bezeichnen. Nun konnte eine Gruppe von Wissenschaftlern anhand von versteinerten Fußabdrücken dessen Fortbewegungsart rekonstruieren.

"Wieder einmal liefern die Fossilien aus dem Perm (geologische Periode vor etwa 298,9 bis 251,9 Millionen Jahren, Anm. d. Red) von Mallorca Schlüsseldaten zur Evolution der Säugetiervorfahren, in diesem Fall über deren Gangart", betont Rafel Matamales, Paläontologe und Konservator am balearischen Naturkundemuseum MUCBO in Sóller und Co-Hauptautor dieser Studie. Auch Forscher des Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart, des Institut Català de Paleontologia Miquel Crusafont sowie des Museu d'Isona - Conca Dellà in Lleida, einem weiteren bedeutenden Ausgrabungsort für Urzeittiere, waren daran beteiligt.

Dem Gorgonopsiden zugeschriebener Fußabdruck, mit 3D-Modell und einer interpretativen Zeichnung.

Dem Gorgonopsiden zugeschriebener Fußabdruck, mit 3D-Modell und einer interpretativen Zeichnung. / DM

Eigentümliche Form und unbekanntes Muster

Das Forschungsteam hat einen bisher der Wissenschaft unbekannten Typus von versteinertem Fußabdruck entdeckt, der einem Gorgonopsiden zugeschrieben wird und zwischen 270 und 280 Millionen Jahre alt ist. Der Fund wurde in Banyalbufar gemacht, ganz in der Nähe des Ortes, an dem zuvor die Knochenreste dieses Tieres gefunden wurden, erklärten die Wissenschaftler. "Fußabdrücke und Knochen in denselben Gesteinsschichten zu finden, ist im Fossilbericht extrem selten, und die Tatsache, dass sie zudem korreliert werden können, ist noch seltener", erklärt Eudald Mujal, Co-Hauptautor der Studie und PostDoc am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart.

In ihrem Bericht erklären die Wissenschaftler, dass "Gorgonopsiden furchterregende Säbelzahn-Raubtiere waren, die einem Hund ähnelten, allerdings ohne Ohren und Fell". Sie betonen auch, dass fossile Spuren – oder Ichniten – sehr nützlich sind, um zu verstehen, wie sich ausgestorbene Organismen bewegten und mit ihrer Umwelt interagierten, wie in diesem Fall. "Die auf Mallorca beschriebenen Spuren weisen eine sehr eigentümliche Form und ein Muster auf, die im Fossilbericht bisher unbekannt waren", so die Spezialisten, die dem einen eigenen wissenschaftlichen Namen gegeben haben: Algarpes ferus.

Fußabdrücke und Silouette des Tieres in Bewegung.

Fußabdrücke und Silouette des Tieres in Bewegung. / DM

Eine Körperhaltung, die Säugetieren näher ist als Reptilien

Dank der Analyse dieser Spuren sind die Forscher zu dem Schluss gekommen, dass das Tier deutlich größere Hinter- als Vorderpfoten hatte, mit robusten Zehen, die in markanten Krallen endeten. "Ihre Abdrücke deuten darauf hin, dass das Tier mit vertikal positionierten Beinen ging, die praktisch unter dem Körper lagen, und dass es sehr lange Schritte machte, eine außergewöhnliche Eigenschaft bei so alten Fossilien", erklärt Rafel Matamales. Laut dem Paläontologen wird diese Körperhaltung Tieren zugeschrieben, die Säugetieren näher sind als Reptilien. Bisher sei diese Eigenschaft im Fossilbericht nur bei Abdrücken modernerer Therapsiden (zu denen Gorgonopsiden gehören) identifiziert worden, betonen die Wissenschaftler, die ihren Fund in der Fachzeitschrift "Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology" veröffentlicht haben.

Diese Art zu gehen stelle den Übergang von einer Körperhaltung mit seitlich ausgestreckten Gliedmaßen zu einer Haltung mit vertikal unter dem Körper positionierten Beinen dar. "Sie repräsentiert eine grundlegende Innovation, die mit dem evolutionären Erfolg verschiedener Wirbeltiergruppen, wie den Therapsiden und Dinosauriern, verbunden ist", betonen die Forscher. "Diese anatomische Transformation ermöglichte eine effizientere Fortbewegung, was eine bessere Mobilität und die Nutzung verschiedener Lebensräume erleichterte. Daher ist die Entdeckung dieser neuen fossilen Zeugnisse auf Mallorca entscheidend für das Verständnis der Verbreitung und globalen Ausbreitung der Säugetiervorfahren während des Perms, da sie einen entscheidenden Moment in der Evolution der Bewegung widerspiegeln, der zu ihrem späteren Erfolg beitrug", schließt der Bericht. /bro

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