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Kein Strom und eine ständig zugeparkte Garage: Die schlechte Mieterfahrung auf Mallorca der "Goodbye Deutschland"-Auswanderer Laureen und Tobias Sell

Die dreiköpfige Familie ist offenbar in einen Mietbetrug geraten

Laureen und Tobias Sell glücklich mit ihrer Tochter.

Laureen und Tobias Sell glücklich mit ihrer Tochter. / Sell

Sarah López

Sarah López

Die Mallorca-und-Jamaika-Auswanderer Laureen und Tobias Sell sind auf Mallorca auf Betrüger hereingefallen: Das Haus, das sie auf der Insel angemietet hatten, war nicht das, was sie sich erhofft hatten – kein Strom, kein Wasser und ein Eigentümer, der nie auftauchte. Laureen Sell schildert gegenüber der MZ, was bei ihnen vorgefallen ist, damit keine andere Familie die gleiche Situation durchleben muss.

Zur Erinnerung: Zusammen mit ihrer damals zweijährigen Tochter Isabella erfüllte sich das Paar einen Traum und wanderte nach Jamaika aus, um dort ein Geschäft aufzubauen. Sie planten, Unterkünfte und Rundreisen für Urlauber anzubieten – doch schnell wurde klar, dass das Leben im Paradies teurer ist als erwartet. Seitdem leben die Sells in einem Mallorca-Deutschland-Jamaika-Dreieck. Diesen Sommer stand für die dreiköpfige Familie Mallorca auf dem Plan. Wie auch vor zwei Jahren mieteten sie ihr neue Zuhause über eine ortsansässige Makleragentur – diesmal in Colònia de Sant Pere, 2023 lebten sie in einer Finca in der Nähe von Manacor. "Das kostet zwar etwas mehr, aber wir wollten genau das vermeiden, was passiert ist", erzählt Laureen Sell der MZ.

Laureen und Tobi Sell

Laureen und Tobi Sell / Privat

Eine unerwartete Wendung

Für 1.600 Euro Kaltmiete pro Monat mietete die dreiköpfige Familie die Immobilie: drei Zimmer, großer Balkon und Garage. Sie hatten die Immobilie langfristig – für fünf Jahre – gemietet, um immer wieder zurückzukehren. "Wir wollten die Hunde hier lassen und einen Dogsitter suchen", sagt die Mutter einer Tochter. Mit den Hunden sind ihre fünf geliebten Tiere gemeint.

Die Koffer waren gepackt, der Umzug nach Mallorca geplant, und – wie es vor einem Einzug üblich ist – wollten sie, wie mietvertraglich vereinbart, Strom und Wasser auf ihren Namen anmelden. Doch da kam auch schon die erste Überraschung: "Die Behörden teilten uns dann mit, dass der im Mietvertrag genannte Vermieter gar nicht der Eigentümer der Immobilie war", sagt die Auswanderin.

Vor Ort versuchten die Sells weiterhin, die Anmeldung von Strom und Wasser in den Griff zu bekommen, doch die Behörden lehnten sie weiterhin ab. Anfangs hatte die Familie noch Strom, doch ab August stellte der Versorger ihn komplett ab – "mitten in der Sommerhitze, bei über 30 Grad, mit einem kleinen Kind!", klagt Laureen Sell. Nach vielen Gesprächen mit dem Anbieter war weiterhin keine Erklärung in Sicht. Mal sollte es ein Fehler am Stromkasten gewesen sein, mal lag das Problem daran, dass mehrere Verträge auf denselben Namen liefen, mal sollte ein Techniker kommen und dann hieß es wieder, der fehlerhafte Mietvertrag sei schuld. Das Problem mit dem Strom zog sich zwei Wochen lang hin. "Wir hatten keine Möglichkeit zu kochen und zu arbeiten, da wir Internet für unser Business brauchen", sagt die junge Mutter. Das Paar betreibt eine Reiseagentur auf Jamaika und braucht für seine Arbeit Internet und Stromanschluss.

Dann noch die Mücken

Was das für die Familie sonst bedeutete: keine Klimaanlage, kein Kühlschrank, kein Licht, keine Waschmaschine, kein Warmwasser. Ohne Strom funktionierte auch die Filteranlage des Pools nicht, was dazu führte, dass sich die Mücken vermehrten. "Durch die fehlende Klimaanlage mussten wir die Fenster nachts aufmachen, und dann wurden wir – trotz Moskitonetz – komplett verstochen", sagt Sell.

Doch die Auswanderin berichtet auch von schönen Erlebnissen in der Zeit: "Ohne die Hilfe unserer lieben Nachbarn wären wir in dieser Zeit schlicht aufgeschmissen gewesen", sagte die Mallorca-Jamaika-Auswanderin. Die Nachbarn hätten viel übersetzt und sie unterstützt, indem sie ein Stromkabel bis zu ihrem Haus legten, damit sie eine Mindestversorgung hatten. Von ihnen erfuhren die Sells auch, dass bei den Vormietern ebenfalls etwas faul gewesen sei. "Die lebten vor einem Monat hier", sagt Sell.

War ständig zugeparkt: Die Garage der Sells.

War ständig zugeparkt: Die Garage der Sells. / Privat

Zugeparkte Garage und kranker Hund

Doch die Liste der Probleme, die ihr neues Zuhause mit sich brachte, wurde noch länger. Eines Tages war die Garage, die zu dem Haus gehörte, zugeparkt, und das Paar konnte in einer Notsituation nicht herausfahren – "genau an dem Tag, an dem unsere Tochter sehr hohes Fieber hatte", berichtet die Mutter. Sie alarmierten die Polizei, die jedoch nichts tun konnte, da kein Parkverbotsschild an der Garage angebracht war – etwas, das nur der Eigentümer beantragen kann. Letztendlich fuhr ein Krankenwagen die vierjährige Isabella ins Krankenhaus.

Ein weiterer Schicksalsschlag der Sells: Kaum angekommen, erkrankte ihre Hündin Nala plötzlich an einer schweren Blutanämie. "Es war sehr knapp, aber die Tierärzte in der Klinik in Manacor haben sie gerettet", sagt Sell.

Hündin Nala geht es wieder gut.

Hündin Nala geht es wieder gut. / privat

Auf Wiedersehen, Mallorca – und bis bald

"Nach Wochen der Hoffnung, Anstrengung und Verzweiflung haben wir uns dafür entschieden, unsere Pläne anzupassen und Mallorca vorzeitig zu verlassen", sagt die Auswanderin. So eine Situation sei mit einem Kleinkind nicht tragbar gewesen. "Das Ganze hat uns enorm viel Zeit, aber auch sehr viel Energie und natürlich auch Geld gekostet: Wir mussten jeden Tag essen gehen – was auf Mallorca natürlich nicht günstig ist, vor allem, wenn man sich gesund ernähren möchte. Wir mussten zum Waschsalon fahren oder immer wieder ins Büro zum Stromanbieter", beschreibt die Mallorca-Jamaika-Auswanderin die Situation.

Eine Klage hätten sie eingereicht, aber sie erhoffe sich nicht viel: "Selbst mit Beweisen, Verträgen und Recht auf seiner Seite kann man schutzlos dastehen." Immerhin habe sie die Kaution in letzter Minute zurückbekommen – kurz bevor die Familie zum Fährhafen fahren musste, um zurück nach Deutschland zu ziehen.

Seit Anfang September sind sie wieder in Deutschland; dort bleibt die dreiköpfige Familie bis Ende des Jahres. 2026 soll es dann wieder nach Jamaika gehen. Auch wenn die Zeit auf der Insel kompliziert war, hat sich das Bild, das sie von ihrer dritten Heimat haben, nicht verändert: "Wir lieben Mallorca trotzdem genauso wie vorher. Unsere Freunde leben dort, und wir werden unser Business dort wie geplant weiter betreiben", sagt Sell.

Die Auswanderin hat aus der Situation viel gelernt – der nächste Mallorca-Aufenthalt ist auch schon geplant: "Wir kehren gerne in der nächsten Sommersaison zurück, aber werden dann keinen Festvertrag mehr abschließen, sondern nur noch eine Ferienunterkunft für die Hauptsaison mieten", sagte Sell.

Gemeinsamkeit Jamaika-Faible

Kennengelernt hatten sich Laureen und Tobi 2014 in Köln. 2015 kamen die beiden dann zusammen. Seit Dezember 2020 ist das Paar verheiratet. Im Januar 2021 kam Tochter Isabella zur Welt. Den Traum, irgendwann nach Jamaika auszuwandern, hatten beide unabhängig voneinander schon, bevor sie sich kennenlernten. Im Januar 2023 zogen sie nach der gescheiterten Jamaika-Auswanderung vorerst nach Mallorca. Von hier aus fliegen sie immer wieder auch in ihre dritte Heimat Jamaika.

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