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Monsters World Tour auf Mallorca: Hinter der Autoshow steckt eine deutsch-spanische Familie

Es ist quasi ein Familienzirkus auf Rädern in dritter Generation, der dieser Tage in Palma gastiert. Zur Ruhe kommen die Brüder und ihre Eltern allenfalls im Winter

Die Männer des Familienunternehmens von li. nach re.: Christopher, David, Patrick und Peter Stey.

Die Männer des Familienunternehmens von li. nach re.: Christopher, David, Patrick und Peter Stey. / Nele Bendgens

Simone Werner

Simone Werner

Während David Stey in hoher Geschwindigkeit in einem Auto auf dem engen Gelände in Son Fusteret in Palma driftet und jederzeit gegen die Betonklötze an der Publikumstribüne crashen könnte, bibbert seine Frau auf Fuerteventura aus der Ferne mit. Hoffentlich geht alles gut! „Wenn die Autogrammstunde nach der Show beendet ist, laufe ich immer direkt zu meinem Wohnmobil und schreibe ihr, dass alles ins Ordnung ist“, erzählt David Stey. Angst um ihren Partner und den Vater der zwei gemeinsamen Kinder habe die Spanierin dennoch bei jeder einzelnen Show. Kein Wunder: David Steys Berufsrisiko als Stuntman ist hoch, obwohl er seinen Job schon seit Jahrzehnten macht.

David Stey stand schon mit zwei Jahren zum ersten Mal auf einem Benzin-Motorrad mit Stützrädern. Mit sechs fuhr er einen Sechs-Tonnen-Bulldog, mit etwa neun lernte er auf den Showgeländen Autofahren. Auch sein Vater Peter Stey und dessen Vater waren Stuntmänner. Sie haben das Familienunternehmen, das mittlerweile Monsters World Tour heißt, in vielen Ländern der Welt bekannt gemacht. Zu der Truppe gehören außerdem die Brüder des 46-Jährigen, Christopher und Patrick.

Wie eine Art Zirkusfamilie ziehen die Steys mit ihren Motorhomes, Wohnmobilen und Lkw-Sattelaufliegern durch Europa. Auch in der Karibik, auf Martinique und Guadeloupe waren sie schon. Den Winter, meist Dezember bis April, verbringen sie dann bei ihren Familien an unterschiedlichen Orten in Andalusien und auf den Kanaren.

Fernab der eigenen Kinder

David Stey etwa sieht seine Frau und die Kinder ansonsten nur einmal im Monat für etwa fünf Tage. Bei einem der letzten Besuche habe er sich anfangs so gefühlt, als gehöre er gar nicht dazu. „Meine Frau und die Kinder sind einfach schon ein eingespieltes Team,“, erzählt der Deutsche mit spanischer Mutter. Er habe schon oft überlegt, seinen Job aufzugeben, um bei ihnen sein zu können. Doch so einfach ist das nicht. „Wir sind selbst unsere größten Fans. Alles, was wir machen, gefällt uns auch selbst“, betont er. Und überhaupt: Auch ein Familienunternehmen gibt man nicht einfach so auf.

Das Beste der Show kommt zum Schluss: Wenn die Stuntmänner mit Monster Trucks über kaputte Autos springen, jubelt die Menge.

Das Beste der Show kommt zum Schluss: Wenn die Stuntmänner mit Monster Trucks über kaputte Autos springen, jubelt die Menge. / Nele Bendgens

Während des MZ-Interviews auf dem Veranstaltungsgelände Son Fusteret sind auch die Eltern von Stey fleißig am arbeiten. Davids Mutter, die so jung aussieht, dass sie als seine Schwester durchgehen könnte, putzt, bereitet Essen vor, macht Einkäufe und Besorgungen. „Früher wurde auch sie als Stuntfrau hinter Autos her geschleift oder ist Autorodeo geritten“, erzählt ihr Sohn David.

"Die Piloten aus der Hölle"

Gegründet haben das Familienunternehmen David Steys Opa und dessen Brüder. Die ersten Shows fanden 1964 in den USA und Kanada statt, damals noch unter dem Namen „Hell Drivers“. Ab Mitte der 70er-Jahre war die Familie unter anderem als „Los pilotos del infierno“ (Die Piloten aus der Hölle) vorwiegend in Europa unterwegs: Deutschland, Italien, Spanien, Griechenland. Über die Jahre schieden Familienmitglieder aus und Angestellte kamen hinzu.

1976 machte sich David Steys Vater als Stuntman selbstständig. Als die Familie 1979 zum ersten Mal auf Mallorca war, damals auf der Pferderennbahn Son Pardo, war Steys Mutter mit David hochschwanger. „Um ein Haar wäre ich auf Mallorca geboren“, erzählt der 46-Jährige. Letztlich sei er aber nach dem Übersetzen mit der Fähre in Valencia zur Welt gekommen. 1987 kam Steys Bruder Christopher zur Welt, 1985 Patrick. Zeit für ihre Tätigkeit als Stunt-Gehilfin blieb der Familienmutter durch die Kinder damit erst einmal keine mehr. Sie kümmerte sich fortan vor allem um Haushalt und Erziehung. Die drei Brüder bekamen Homeschooling, haben alle einen Hauptschulabschluss.

David Stey in einem der Monster Trucks.

David Stey in einem der Monster Trucks. / Nele Bendgens

1994 kam schließlich noch die Schwester der Stey Brothers zur Welt. „Ab und an nimmt auch sie an den Shows teil, fährt etwa Quad oder auch mal einen der Monster Trucks“, sagt David Stey. So involviert wie der Rest der Familie sei sie aber nicht.

Eine Tournee auf den Kanarischen Inseln 2008 veränderte für zwei der Stey Brüder vieles. David und Christopher lernten dort ihre aktuellen Partnerinnen und die späteren Mütter ihrer Kinder kennen. „Davor wussten wir nicht, wo wir zu Hause sind“, erzählt David Stey. Er hat zwei Kinder (9 und 11 Jahre), Christopher Stey drei (4, 7, 11 Jahre). Der Liebe und der Familie wegen ließ sich David Stey auf Fuerteventura nieder, sein Bruder Christopher Stey auf Teneriffa. Patrick Stey wiederum lebt in Marbella, die Eltern der Stey-Brüder in Marbella und Ronda (Málaga).

Plötzlicher Familienbesuch

Während des MZ-Besuchs auf dem Veranstaltungsgelände verschwindet Christopher Stey plötzlich hastig, aber strahlend. Dabei wollte die Fotografin die Familie gerade für Fotos zusammentrommeln. „Er holt seine Frau und seine Kinder vom Flughafen ab“, erklärt David Stey. Als der Bruder wieder da ist, fällt die Fotosession kurz aus. Jede Minute mit den Liebsten zählt hier eben mehr denn je.

Nach Mallorca geht es nur noch nach Vigo. Dann ist die Saison 2025 zu Ende. „Da die Shows unter freiem Himmel stattfinden, sind wir auf gutes Wetter angewiesen. Im Winter pausieren wir“, sagt David Stey.

Bei der Flut in Valencia

Wie schnell ein Unwetter den Freys das Familienunternehmen, oder noch schlimmer, das eigene Leben nehmen kann, erlebte die Familie vor einem Jahr bei der Flutkatastrophe in Valencia. „Wir waren in Alfafar gerade am aufbauen. Nach zwei Stunden stand das Wasser 1,80 Meter hoch. Alles, was einen Motor hatte, war kaputt. Selbst die Monster Trucks sind weggeschwommen. Zwei haben wir ganz verloren, die Sattelzugmaschinen mussten wir verschrotten. Der Schaden betrug Hunderttausende von Euro“, sagt David Stey, während er Handyfotos des Unglücks zeigt, das für die Familie auch tödlich hätte ausgehen könne. „Drei von uns waren im Wasser, konnten sich Gott sei Dank noch retten. Wir wussten lange nicht, ob die Firma überleben wird“, so der Stuntman.

David Stey ist gleichzeitig auch Mechaniker, wenn auch nicht vom Fach. Zum Fuhrpark der Frey Brothers gehören auch zwei Minis, mehrere Quads, drei BMW, ein Traktor, zwei Nissan und fünf Monster Trucks. „Ob Wartung, Ölwechsel, Schweißnähte kontrollieren: Wir haben alles selbst gelernt“, sagt David Stey. Das alles fresse viel Zeit. „Die Leute denken immer, wir machen nur die Shows und haben ansonsten ein schönes Leben.“ Besonders wenn an den Monster Trucks etwas kaputtgeht, hätten sie ein echtes Problem. „In Europa kommt man kaum an Ersatzteile für sie“, so Stey.

Szenen wie bei „Alarm für Cobra 11“.

Szenen wie bei „Alarm für Cobra 11“. / Nele Bendgens

Nur dreimal Knochenbrüche

Wirklich lebensgefährlich verletzt hat sich bisher noch niemand, auch das könnte schnell das Aus des Familienunternehmen bedeuten. In all den Jahren sei es nur dreimal zu Brüchen gekommen, erzählen die Steys. Jeden von ihnen habe es einmal erwischt. „Bei 220 Veranstaltungen pro Jahr ist das doch ein guter Schnitt“, findet David Stey.

Einen Teil der Show gebe es schon seit 1964. Die Männer hätten also Übung. Da jede Show die Brüder aber auch körperlich herausfordert, gehen alle einmal pro Woche zum Physiotherapeuten. Nach der letzten Show in Vigo am 7. Dezember ist Frey dann, hoffentlich unverletzt, erst einmal wieder mehr Familienvater als Stuntman. „Einen perfekten Job und gleichzeitig ein perfektes Familienleben haben, geht nicht“, ist er sich sicher.

Monsters World Tour: Voraussichtlich noch bis zum 16. November, verschiedene Daten und Uhrzeiten, Veranstaltungsgelände Son Fusteret, Palma, Karten: 18 Euro (Kinder), 22 Euro (Erwachsene), VIP-Tickets (auf der Tribüne mittig): je vier Euro Zuschlag, monstersworldtour.com.

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