Ende einer Saga: Alteingesessene Fischerfamilie in Cala Ratjada hört auf
Seit rund 140 Jahren war die Familie Pere Andreu auf dem Meer aktiv - noch lange, bevor Cala Ratjada zum beliebten Touristen-Hotspot wurde. Jetzt geht der letzte der Linie in Ruhestand

Pedro und Joan Fuster, am Hafen von Cala Ratjada vor ihrem Boot "Hispaniola Dos Mil". / Biel Capó
Immer mehr traditionelle Handwerksberufe auf Mallorca werden kaum noch ausgebübt, weil es an Nachwuchs fehlt. So ist es auch bei den ersten Fischerfamilien, die sich in Cala Ratjada niederließen. Eine von ihnen war die Familie Pere Andreu. Jetzt rollt der Letzte der Linie seine Netze für immer ein.
Es war Ende der 1880er-Jahre, als Pere Andreu Fuster Forteza die Landwirtschaft aufgab, um sich sein Brot auf dem Meer zu verdienen. Er war der erste der Familie, fuhr aber von Anfang an zweigleisig: Neben der Fischerei eröffnete er auch die Bar La Unión in der Nähe des Hafens von Cala Ratjada - einem Ort, der damals nur aus wenigen Straßenzügen rund um den port bestand.
Cala Ratjada vor 140 Jahren - nur ein kleiner Hafenort
Gemeinsam mit der Familie Morey verließ er das Nachbardorf Capdepera, um in den Hafen von Cala Ratjada zu ziehen und dort zu fischen. Sie ließen sich auf neu vermessenen Grundstücken in der Nähe des Strands nieder, um ihre Familien ernähren zu können.
Die Familientradition setzte sich mit seinen Nachkommen fort, die ihr Leben dem Meer widmeten: einige als Fischer, andere in Berufen, die mit der Fischerei verbunden waren, etwa dem Fischverkauf. Pedro Fuster war es, der die Familientradition fortführte, und mit acht Kindern unter seiner Obhut kämpfte er sich weiter durch.
Obwohl einige seiner Söhne schon in jungen Jahren beim Fischen halfen, blieb im Laufe der Jahre nur einer, der die Fischersaga fortsetzte: Manuel Fuster Lareu. Mit 14 Jahren trug er bereits den Titel des Kapitäns eines Fischerbootes – der Hispaniola, die in Cala Ratjada aus Kiefernholz aus der Gegend gebaut worden war.
Keine Nachfolger
Manuel hatte zwei Söhne, Pedro und Joan; beide folgten den Spuren ihres Vaters, der ihnen die Liebe zum Meer vermittelt hatte. Im Jahr 2000 beschlossen sie nach der Pensionierung ihres Vaters, es ihm gleichzutun – und auch das Boot, die Hispaniola, in den Ruhestand zu schicken. Sie erwarben ein neues Schiff, die "Hispaniola Dos Mil", ein modernes, auf der Insel gebautes Boot, das nach ihren eigenen Vorstellungen entworfen und mit allen Geräten und moderner Technologie ausgestattet war, wie sie für heutige Berufsfischer typisch ist.
Pedro, zehn Jahre älter als Joan, ist inzwischen im Ruhestand. Joan plante, sich im kommenden Jahr zur Ruhe zu setzen – jedoch ohne Aussicht auf eine weitere generationelle Nachfolge. Zwar teilen Joans Töchter seine große Leidenschaft für das Meer, entschieden sich aber letztlich gegen den Fischerberuf in Cala Ratjada.
Letztlich kam Joans Abschied von der Fischerei früher als geplant: In diesem Jahr, kurz vor Beginn der Goldmakrelen-Saison, erkrankte Joan schwer, fürchtete zeitweise sogar um sein Leben. Mittlerweile hat er sich etwas erholt, doch klar ist: Er muss die Pensionierung vorziehen. „Ich habe es genossen, auf dem Meer zu arbeiten; das Schönste ist, die Natur zu erleben – den Sonnenaufgang, die Wolken… Schon die Tatsache, im Boot zu sein, ist wunderbar, und wenn man davon auch noch leben kann, dann packt es einen“, versichert Fuster.
Ende einer Saga
In diesen Tagen kann man ihn zusammen mit seinem Bruder Pedro im Hafen von Cala Ratjada sehen, wie sie die letzten Werkzeuge ihrer Fischereigeräte entfernen und das Boot, die Hispaniola 2000, reinigen – das sie nun trotz seines guten Zustands und seiner Ausstattung verkaufen müssen.
Tatsächlich endet hier eine Fischersaga – eine der ersten am Hafen von Cala Ratjada. Eine Handvoll anderer Familien ist weiter aktiv und hofft darauf, auch künftig Nachwuchs zu finden – aus den eigenen Reihen oder durch andere Menschen, die Freude an der Fischereitradition finden könnten. /somo
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