Sonne, Glaube und Yoga: Mallorca hat eine neue Pfarrerin - und sie ist erst 29
Olivia Scheib ist 29, stammt aus dem Saarland und beginnt ihren Pfarrdienst auf Mallorca. In der evangelischen Auslandsgemeinde möchte sie neue Wege gehen

Alexandra Bosse
Seit einem Monat Pfarrerin und für ihre erste Stelle gleich im Ausland: Olivia Scheib ist seit dem 1. November Teil des Pfarrteams der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde auf den Balearen. Die 29-Jährige strahlt beim Treffen mit der MZ wie die Sonne am wolkenlosen Himmel. „Ich bin erstaunt, dass das Wetter hier noch so angenehm ist. Damit habe ich nicht gerechnet, als ich meinen Koffer in Deutschland für die Wintermonate gepackt habe", freut sich die 29-Jährige, die auf der Insel unter anderem christliches Yoga anbieten will.
Scheib tritt eine sogenannte Auslandsfachstelle bei der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) an und ist gerade mal seit einer Woche auf der Insel. „Im November wohne ich erst einmal im Gästezimmer im Gemeindehaus in Arenal, ab Dezember habe ich eine kleine Wohnung in Sant Agusti gefunden“, erzählt die aus Saarbrücken stammende Deutsche. Vergangenen Sonntag (2.11.) hat sie sich in den Gottesdiensten der Gemeinde in Peguera und Cala Ratjada vorgestellt. „Das war ein so herzlicher Empfang, da kann man sich ja nur wohlfühlen“, sagt sie.

Alexandra Bosse
Vom Saarland nach Mallorca
Olivia Scheib hat ihr Vikariat in zwei Gemeinden in Saarbrücken gemacht, nachdem sie in Mainz und Bonn Theologie studiert hat. „Mir ist die Begegnung mit Menschen in den verschiedenen Stationen ihres Lebens wichtig. Daher ist der Beruf der Pfarrerin für mich genau richtig“, erzählt sie bei einem Café con Leche mit Blick aufs Meer.
Als sie von der Möglichkeit erfuhr, ein Jahr des zweijährigen Probedienstes bei der EKD im Ausland zu absolvieren, war sie sofort begeistert. „Ich bin ungebunden und habe noch keine Kinder, daher passt das momentan für mich", sagt Scheib. Sie schaute sich die Angebote der Kirchengemeinden im Ausland an und blieb gleich bei der deutschen Gemeinde in Mallorca hängen.
„Mich hat sofort angesprochen, wie sich Martje und Homi als Pfarrehepaar mit ihrer Gemeindearbeit auf Mallorca vorgestellt haben. Als wir das erste Mal telefoniert haben, hat es zwischenmenschlich direkt gepasst, sodass für mich die Zusammenarbeit sofort feststand", sagt Scheib. Im Juni besuchte sie die Gemeinde und Mallorca für ein erstes Kennenlernen. Ihr positiver Eindruck bestätigte sich. "Danach konnte ich es mir noch besser vorstellen, das Jahr hier zu verbringen, weil ich einfach nur total liebe Menschen getroffen habe", erzählt Scheib.
Glaube und Kirche als Lebensbegleiter
Die junge Pfarrerin ist mit einem entspannten Glauben aufgewachsen. „Bei uns in der Familie hat der Glaube schon immer eine Rolle gespielt. Aber es war nicht so, dass wir jeden Sonntag in den Gottesdienst gegangen sind. Meine Großeltern waren einfach mit der Kirche verbunden, und meine Mutter war lange Mitglied im Kirchenvorstand." Sie habe in ihrer Kindheit immer sehr positive Erfahrungen mit der Kirche gemacht, sagt die junge Pfarrerin. "Zum Einschlafen haben wir eher ein Kirchenlied gesungen, als ein Kinderlied. So hat sich das im Kopf verankert, ohne dass es so ganz explizit angesprochen wurde", erinnert sich Scheib. Sie ging in einen evangelischen Kindergarten und war bei den Kinderbibelnachmittagen. Später rutschte sie dann in die Gemeindearbeit mit rein und stellte Projekte für Kinder und Jugendliche auf die Beine.
Neue Projekte für die junge Generation
Scheib bringt frische Ideen mit auf die Insel. „Für mich befinden wir uns in einer Zeit des Wandels in der Kirche. Viele Menschen glauben schon an irgendetwas, aber sie machen das lieber im Privaten mit sich selbst aus und wollen nicht irgendeine Institution, die ihnen das vorgibt. Ich glaube aber, dass sich da viel neu strukturiert, und deswegen ist es wichtig, dass wir als Kirche Neues ausprobieren. Es gibt viele Möglichkeiten, auch jüngere Generationen anzusprechen", findet die 29-Jährige.
Als Beispiel nennt sie, dass die "Wüstenväter und -mütter" bereits im vierten Jahrhundert das sogenannte Herzensgebet praktiziert hätten, bei dem der gesamte Körper mitbete. „Die Gebetshaltung, die wir jetzt fast immer in Kirchen einnehmen, wo man einfach nur starr dasitzt und die Hände faltet, ist eigentlich relativ neu", weiß die studierte Theologin.

Die junge Pfarrerin Olivia Scheib tritt ihre erste Stelle auf Mallorca an. / Nele Bendgens
Körper und Geist im Glauben verbinden
So möchte sie auf der Insel auch christliches Yoga anbieten: „Dabei kann ich den sportlichen persönlichen Ausgleich mit dem Glauben verbinden, und damit noch viel mehr Menschen erreichen.“ Es gäbe viele biblische Geschichten, in denen es um körperliche Anstrengung, Arbeit und das Ausruhen danach gehe. „Glauben ist für mich auch, dem Körper und dem Geist etwas Gutes zu tun und eine Ruhepause zu geben.“ Beim Yoga sei das gut machbar, weil Körper und Geist wirklich zu einer Einheit werden und beide herunterfahren.
„Im Psalm 139 heißt es: 'Du bist wunderbar gemacht.' Damit ist gemeint, dass Gott uns mit allen Schwächen, mit allen Stärken und mit allen Grenzen, die wir haben, genauso annimmt, wie wir sind. Ich glaube, wenn man sich so den Gedanken verinnerlicht, kann man ganz viel Kraft daraus schöpfen, auch für Alltagssituationen oder Momente, in denen man vielleicht mal unsicher ist", sagt Scheib.
Hier ist die neue Pfarrerin demnächst im Einsatz
Es gibt viele Gelegenheiten, Olivia Scheib in den nächsten Wochen persönlich kennenzulernen. Am Samstag (8.11.) leitet sie den Konfirmanden-Tag, am Montag (10.11.) ist sie beim "Wandern mit Leib und Seele" dabei und am 1. Advent (30.11.) hält sie ihre ersten eigenen Gottesdienste in der Gemeinde: um 11.30 Uhr in Cala Ratjada (Parròquia de Nuestra Señora, Carrer de l’Agulla, 15) und um 17 Uhr in Peguera (Parròquia del Sant Crist, Carrer dels Pins, 16).
Informationen
Deutschsprachige Evangelische Gemeinde auf den Balearen
Abonnieren, um zu lesen
- Mit Elyas M'Barek auf Mallorca drehen: 1.000 Komparsen für 'Der perfekte Urlaub' gesucht
- Eine Mallorca-Villa für 20 Millionen Euro? Klar, wir zahlen in bar
- Es trifft nur die Deutschen': Urlauber in Santa Ponça fühlt sich diskriminiert
- Flughafen auf Mallorca stoppt Flugverkehr für 90 Minuten wegen militärischer Flugschau
- Warnstufe Orange: Neues Unwetter rollt auf Mallorca zu
- Deutsche Urlauberin in Palma überfallen: Täter würgte sie von hinten
- Ein verregnetes Wochenende: Wann scheint auf Mallorca wieder die Sonne?
- Ladesäulensuche statt Strand: Wie ein E-Auto einen Mallorca-Urlaub auf den Kopf stellte
