Seit ihrem 15. Lebensjahr kauft Marion Hassler Secondhand-Kleidung. Als Jugendliche war das für die mittlerweile 47-Jährige zum einen billiger. Zum anderen fand sie aber auch damals schon, dass man der Umwelt zuliebe nicht ständig neue Kleidung kaufen müsse. Seit Januar nun können auch in ihrem Reformhaus-Laden Herbes y Paraules in Bunyola gebrauchte Kleidung, Schuhe und Taschen abgegeben oder günstig erworben werden. Und am 11. September organisiert die Ellwangerin zusammen mit Gleichgesinnten einen Secondhand-Markt in dem Ort mit buntem Rahmenprogramm. 

Bunyola 2030 am 11. September

Bei dem Event namens Bunyola 2030 wollen die Veranstalter Besucher durch Workshops und Infostände für einen bewussteren Umgang mit Textilien sensibilisieren. Anhand von Jeans wird beispielhaft gezeigt, wie viel Wasser etwa für die Herstellung einer Hose verbraucht wird. 

Für Hassler ist es bereits die zweite Veranstaltung dieser Art. Ein erster Aktionstag im Juni sei überraschend gut angenommen worden. „Viele wollten direkt wissen, wann wir den Markt ein nächstes Mal organisieren“, erzählt Hassler. Neben Ständen, an denen Kinder und Erwachsene Artikel anbieten, untereinander tauschen oder für wenig Geld erwerben können, kann man sich in einem weiteren Bereich auf dem Dorfplatz auch selbst an die Nähmaschine setzen und eigene Kleidungsstücke abändern. 

Zudem erfahren Besucher, wie sie die Etiketten-Aufschriften auf Kleidern zu deuten haben. Wenige Meter weiter kann man einer Künstlerin dabei zusehen, wie sie alte Materialien wiederverwendet, um daraus Bleistifte herzustellen. „Am Ende von jedem Bleistift bringt sie zudem Samen an. So kann man, sobald der Stift einmal aufgebraucht ist, etwas Neues pflanzen“, erklärt Hassler. Die Workshops sind für Besucher kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig. Auch lokale Einzelhändler aus Bunyola und Palmanyola fernab der Textilbranche können am Event teilnehmen und Produkte verkaufen oder gegen andere eintauschen. Die Teilnahme für Standbesitzer ist nach Anmeldung gratis (Tel.: 645-13 00 51). 

Schon vorbei, aber kommt definitiv wieder: Vinokilo

Aktiv in Sachen Secondhand auf Mallorca war im August zudem Vinokilo. Dahinter steckt der deutsche Unternehmer Robin Balser. „Wir sind extrem überwältigt“, sagt der 32-Jährige über den ersten Monat. Mehr als 7.000 Besucher seien auf das Gelände von Sa Possessió in Palma gekommen. Termine für weitere Secondhand-Aktionen auf Mallorca sind derzeit noch in Planung. 

Angefangen hatte alles in Groningen in den Niederlanden, wo Balser in den Jahren 2014 und 2015 studierte. Dort betrieb er zunächst eine Kleidungsbibliothek. „Man hat ein Kleidungsstück hingebracht und durfte sich ein anderes nehmen“, so Balser. Bis der Besitzer das Haus, wo die Aktion stattfand, verkaufen wollte. Innerhalb weniger Tage musste Balser über drei Tonnen Secondhand-Produkte per Kilo-Preis loswerden. Ob Schuhe, Schmuck oder eben Kleidung: Die Aktion sei „komplett durch die Decke gegangen“. 

Vinokilo hat in diesem Jahr auf der Insel Premiere gefeiert. Vinokilo

Zunächst in einer Studenten-Bude

Auch Freunde aus Deutschland baten ihn daraufhin, ein Event zu organisieren, und stellten dafür in Mainz eine 100-Quadratmeter-Studentenwohnung zur Verfügung. Auch eine Weinbar gab es. So war „Vinokilo“ geboren. Etwa 400 bis 500 Besucher seien damals gekommen. Durch die sozialen Netzwerke wurde das Projekt dann zum Selbstläufer. „Nach sechs Jahren haben wir heute hundert Mitarbeiter aus 45 Nationen“, so Balser. 

Eine davon ist Mallorquinerin. Durch sie entstand die Idee, den erfolgreichen Markt auch auf die Insel zu bringen. Bei Vinokilo bekommen Besucher nach Angaben von Balser Secondhand-Unikate zu günstigen Preisen. Der Kilopreis liegt zwischen 40 und 60 Euro. „Im Sommer ist er höher, weil die Artikel leichter sind“, erklärt Balser. Größere Mängel oder Gebrauchsspuren dürfen die Artikel nicht haben. „Wir sind extrem penibel, wenn es um die Qualität geht.“ 

Bunyola 2030: 11. September, 10–14 Uhr, Dorfplatz, Eintritt frei 


Vinokilo: IG Vinokilo, vinokilo.events