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Keine ungeteilte Vorfreude auf neuen Weihnachtsmarkt zweier Österreicher in Palma

Ein neues Projekt namens "Christmas in Palma" erhitzt die Gemüter. Kunsthandwerker und Anwohner fühlen sich ignoriert

Nordische Weihnachtsstimmung soll auf dem neuen Markt aufkommen, wie hier in Halle/Saale.

Nordische Weihnachtsstimmung soll auf dem neuen Markt aufkommen, wie hier in Halle/Saale. / Heiko Rebsch/dpa

Im Zentrum von Palma soll es in diesem Jahr einen neuen Weihnachtsmarkt geben: Zwei österreichische Unternehmer haben angekündigt, rund um den Parc Sa Feixina nahe des In-Viertels Santa Catalina einen nordisch anmutenden Weihnachtsmarkt mitsamt Rodel- und Schlittschuhbahn aufzubauen. Das Rathaus von Palma steht hinter der Initiative Was so manche Weihnachtsfreunde freuen dürfte, sorgt auf der Insel auch für scharfe Kritik.

"Nicht inklusiv"

"Wir sind immer dafür, Dinge zu verbessern, und es hätte eine runde Sache werden können. Das Problem ist, dass sich dieser neue Markt nicht in das bestehende Angebot einfügt. Denn es gibt ja schon einen anderen Weihnachtsmarkt in Palma", betont Maite Ramiro vom Kunsthandwerkerzusammenschluss Gremi d'Oficis Artesans auf MZ-Anfrage und spielt auf die Märkte auf der Plaça Major, dem Parc de Ses Estacions und der Rambla an, die allesamt vom Rathaus mitorganisiert werden.

Kunsthandwerker fürchten Konkurrenz

"Wir Kunsthandwerker pochen seit Jahren darauf, Verbesserungen in der Deko und Gestaltung des Weihnachtsmarkts einzuführen", sagt Maite Ramiro. Das Rathaus von Palma habe diese jedoch weitestgehend ignoriert. Dass nun ein privat organisierter Weihnachtsmarkt eben jene Magie ausstrahlen soll, die bisher in Palma etwas zu kurz gekommen sei, könne sich negativ auf den herkömmlichen Weihnachtsmarkt auswirken - und damit auch auf die Kunsthandwerker, die dort ihre Ware feilbieten.

"Wir bleiben in zweiter Reihe zurück. Es wäre schön gewesen, wenn der Veranstalter sich mit uns abgesprochen hätte, die wir seit Jahrzehnten hier unsere Stände aufbauen", so Ramiro weiter. Stattdessen habe sie erst davon erfahren, als das Projekt bereits abgesegnet und die Liste der Anbieter bereits voll gewesen sei. Keine Chance also für die herkömmlichen Kunsthandwerker der Insel, beim neuen Weihnachtsmarkt mitzumischen. Das bestätigt eine auf Mallorca ansässige deutsche Goldschmiedin der MZ. Auch sie wurde nicht gefragt.

Für Palma sei die Zerrissenheit nicht gut, glaubt Ramiro. "Man hätte ein inklusiveres Projekt anstreben können, einen Weihnachtsmarkt mit verschiedenen Standorten, aber einheitlicher Dekoration und gemeinsamem Marketing."

"Zwölf Stunden täglich Weihnachtslieder - das hält doch niemand aus"

Der Kunsthandwerker-Zusammenschluss ist nicht die einzige Vereinigung, die das Vorhaben kritisch betrachtet. Auch die Anwohner der angrenzenden Viertel Santa Catalina und Es Jonquet haben ihren Widerstand gegen den neuen „Christmas in Palma“, wie das Projekt heißen soll, zum Ausdruck gebracht. Die Anwohnervereinigung Barri Cívic kritisiert eine Veranstaltung, die „ambitioniert, überlaufen und von langer Dauer“ sei und „starke Auswirkungen“ auf das tägliche Leben der Nachbarschaft haben werde.

Der neue Weihnachtsmarkt soll vom 21. November bis zum 6. Januar stattfinden und „zwischen zehn und zwölf Stunden Musik täglich über 45 Tage“ beinhalten. Das entspricht „etwa 520 Stunden“ Musik. „Können Sie sich vorstellen, 45 Tage hintereinander zwölf Stunden täglich Weihnachtslieder hören zu müssen? Das hält doch niemand aus!“, beklagen sich die Anwohner.

Zudem betont Barri Cívic, dass das aus anderen Ländern übernommene Format „die eigenen Märkte und Traditionen verdrängt“. Eine derartige Veranstaltung in einem Wohnviertel sei „unvereinbar“ mit den Bedürfnissen der Anwohner. Die Initiative fordert, dass der Markt – falls er tatsächlich stattfinden soll – in geeignetere Bereiche verlegt wird, etwa auf Messegelände oder in andere, nicht von Wohnhäusern umgebene Zonen.

Das soll geboten sein

Nach MZ-Informationen ist auf dem Weihnachtsmarkt unter anderem eine 20 Meter lange Rodelbahn und eine Schlittschuhbahn geplant. Hinter dem Projekt stehen zwei österreichische Gastronomen, die beide schon mehr als 20 Jahre auf Mallorca sind. Ihr Büro befindet sich an der Playa de Palma. Dort arbeitete einer der beiden Geschäftspartner vor längerer Zeit bereits als Gastro-Manager im Megapark. Parallel führte er eine Kette von Wurstbuden, die ebenfalls zur Unternehmensgruppe Cursach gehörte.

Die beiden Geschäftspartner arbeiten offenbar schon seit Längerem an dem Projekt. Bereits 2024 standen sie kurz davor, die entsprechende Genehemigung zu erhalten - der geplante Standort war damals direkt unterhalb der Kathedrale. Weitere Details wollen die beiden Initiatoren nicht nennen, für Freitag (31.10.) kündigen sie nähere Informationen an.

Mallorquinische Firma beteiligt

Die Stadt sieht den Weihnachtsmarkt offenbar als einen weiteren Baustein der Bewerbung von Palma zur Europäischen Kulturhauptstadt 2031.Auch deshalb dürften sich die beiden Österreicher mit Werbung für den Markt bisher zurückhalten. Man will wohl warten, bis alles unter Dach und Fach ist.

Verbindungen zu mallorquinischen Firma bestehen: Die MZ hat mit einem Unternehmer gesprochen, dessen Firma den Aufbau des Marktes stemmen soll. Er verweist auf eine Vertraulichkeitsklausel, erzählt aber dann doch, dass seine Firma den Organisatoren zumindest einen Kostenvoranschlag für den Aufbau hat zukommen lassen.

Das sagt die Stadt zu dem Markt

Bei der Stadt Palma äußert man sich auf die konkrete Frage, ob denn der Markt bereits eine Genehmigung hat, noch ausweichend. Eine Sprecherin der Stadt Palma teilte mit, dass der Markt in Zusammenarbeit mit dem Rathaus von den beiden Einzelhandelsverbänden Afedeco und Pimeco vorangetrieben werde.

Es sei ein Angebot für die Bewohner der Stadt und solle das festliche Ambiente der Vorweihnachtszeit verstärken sowie den Verkauf lokaler Produkte fördern, so die Sprecherin. Selbstverständlich nehme man die Kritik der Anwohner ernst und werde dafür sorgen, dass diese keinen Ruhestörungen ausgesetzt seien.

Zuspruch von den Einzelhändlern

Die großen Einzelhandelsverbände Afedeco und Pimeco begrüßen als Mitorganisatoren wenig verwunderlich das Vorhaben von "Christmas in Palma". Ein weiterer attraktiver Weihnachtsmarkt führe dazu, das Stadtzentrum in der Vorweihnachtszeit zu beleben, begünstige den Einzelhandel und verhindere, dass die Unternehmer zu viele Kunden an die großen Einkaufszentren außerhalb der Stadt verlören.

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