Wieso haben wir Nordeuropäer eigentlich noch nicht verstanden, dass Pádel der perfekte Freizeitsport für Stadtmenschen ist? Lockere Bewegung an der frischen Luft, Spaß haben mit Freunden, schnell Erfolge feiern, auch wenn man nicht besonders sportlich ist – all dies spricht jedenfalls eindeutig für diesen Sport, der Tennis ähnlich ist und mit Tennisbällen auf kleineren Spielfeldern und mit kurzen Kunststoffschlägern (ab 80 Euro) gespielt wird.

Beurteilen kann das natürlich erst, wer das Pádelspiel einmal ausprobiert. Anders als beim Tennisspielen muss man sich vorher nicht überlegen, ob man Pádel in den nächsten fünf Jahren wirklich ausüben möchte. Denn hier machen auch eher unsportliche Menschen sehr schnell Fortschritte. Bereits nach drei Übungsstunden hat man meist die Platzreife erlangt. Die reicht erst einmal für den Ballwechsel mit Freunden aus.

„Um richtig gut und raffiniert zu spielen, braucht man natürlich länger", sagt Adrián Gonzalo, Direktor von Pins Pádel in Palma und seit 18 Jahren leidenschaftlicher Pádel-Spieler. „Die meisten spielen Pádel, um sich zu treffen, Spaß zu haben und zu reden", so der Argentinier. Mit Ehrgeiz und Leistungsdenken ist man bei Pádel, das nur im Doppel gespielt wird, eher fehl am Platz.

Pins Pádel, zu dem auch Palma Pádel gehört, ist aus diesem Grund auch nicht als Club organisiert. Kommen kann, wer Lust hat, einen Vereinsbeitrag gibt es nicht, bezahlt wird nach Einzelstunde oder monatlich pro Kurs. „Am Wochenende organisieren wir kleine Turniere für jedes Niveau", sagt Adrián Gonzalo, „dann werden die Gruppen bunt zusammengewürfelt und man lernt andere Spieler kennen." Auch eine gute Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen.

In seiner Heimat ist Pádel wie in Spanien Volkssport. „In Argentinien begann die Pádel-Welle rund zehn Jahre früher als in Spanien. Im Gegensatz zu hier nimmt sie schon wieder ein wenig ab." Ins Leben gerufen wurde die älteste Form des sogenannten Paddle-Tennis vor rund 100 Jahren aber nicht in Südamerika, sondern in New York. Ein Priester hatte die Idee, für Kinder in Lower Manhattan Freizeitangebote mitten in der Stadt zu schaffen. Durch seinen Einsatz entstanden 1915 die ersten Spielfelder im Washington Square Park in Greenwich Village. 25 Jahre später wurde Paddle-Tennis bereits in 500 amerikanischen Städten gespielt.

Die südamerikanische und spanische Pádel-Geschichte beginnt 50 Jahre später und geht so: Ein gewisser Enrique Corcuera

aus Mexiko baute Ende der 60er Jahre an die Wand seines Hauses ein Tennisfeld und schloss beide Spielfeldseiten mit einem Maschendrahtzaun ab. Er rief ein paar Freunde zusammen und organisierte die ersten Paddle-Turniere, damals noch mit Schlägern aus Holz. Seine Innovation: Er bezog auch die Hauswand ins Spiel mit ein. An diesem Punkt ähnelt das Pádel- dem Squash-Spiel: Trifft der Ball statt aufs Spielfeld zuerst auf die Wand, nimmt man ihn von dort auf und schlägt ihn zurück.

Mitte der 70er Jahre fand das Pádelspiel mit Alfonso Hohenlohe schließlich nach Spanien. Der Adelige war ein Freund Corcueras und Mitbegründer des berühmten Marbella-Clubs. Schnell entstanden die ersten beiden Spielfelder in Marbella, die Regeln wurden ausgebaut, die Turniere organisiert. Innerhalb kürzester Zeit breitete sich Pádel an der gesamten Costa del Sol aus. Und fand von hier zurück nach Südamerika und Argentinien, um die Geschichte kurz zu Ende zu erzählen. Als die argentinische Polo-Mannschaft in Marbella zu Besuch war, nahm sie die Idee mit in die Heimat, wo Pádel heute zum zweitbeliebtesten Sport des Landes gehört. Womit sich der Kreis nach Mallorca schließt. Denn Adrián Gonzalo kam vor 15 Jahren für ein Jobangebot als Pádel-Lehrer auf die Insel.

Anmeldung: Pins Pádel ist Palmas neueste Pádel-Anlage mit 18 Plätzen direkt an einem Pinienwald. Platzmiete ab 10 Euro/Std., Einzelstunde ab 8,75 Euro, Gruppenkurs vier Stunden/Monat ab 53 Euro. Schlägermiete 3 Euro. Carrer Lluís Ferbal, Sa Taulera, Tel: 971-45 05 74, www.pinspadel.com

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 22. März (Nummer 620) lesen Sie außerdem:

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