Zum 25. Mal küren die Bürger von Son Servera im Osten von Mallorca ihren fleißigsten Hahn. Am Dienstag (14.6.) nach Untergang der Sonne (ab 22 Uhr) findet auf dem Dorfplatz eine der schrägsten Traditionen der Insel statt: "la nit del cant de galls" (die Nacht des Hahnenschreis). Wettbewerber jeden Alters bringen ihre Hähne auf die Bühne, damit diese eine Stunde lang um die Wette krähen. Gekürt wird nicht etwa der schönste oder lauteste Hahnenschrei. Belohnt wird der fleißigste Gockel, also das Federvieh, dass innerhalb einer auf die Sekunde genau gestoppten Stunde am häufigsten kräht.

Bei der Tradition, die in diesem Jahr ein Vierteljahrhundert alt wird, gab es schon alle möglichen Pleiten und Pannen. Gern erzählt Pep Prieto - der die Veranstaltung seit Jahrzehnten organisiert - davon, wie einmal eine verblüffend echt aussehende Hahnen-Attrappe auf der Bühne stand und die Jury sehr lange brauchte, um den frevelhaften Scherz zu bemerken. Ein anderes Mal weigerten sich alle teilnehmenden Gockel, auch nur einen einzigen Mucks von sich zu geben. In anderen Jahren wiederum krähten die stolzen Tiere so wild durcheinander, dass die Kampfrichter mit dem Zählen nicht hinterherkamen.

Den absoluten Rekord stellte Hahn Messi (der Besitzer trägt den ganz gewöhnlichen Namen Miquel Amer) mit 188 Kikirikis auf - das sind etwa dreieinhalb Schreie pro Minute. Da dieser Rekord erst ein Jahr zurückliegt, darf man gespannt sein, ob Messi auch in diesem Jahr antritt, um seinen Titel lauthals zu verteidigen.

Insgesamt nahmen in den 25 Jahren rund 500 Hähne von etwa 200 Besitzern teil. Den Ensaïmada-Preis - den ungerechterweise nicht die Hähne, sondern deren Eigentümer erhalten - bekamen schon kleine Kinder oder auch eine über 80-jährige Seniorin überreicht. /tg