Schicke Locations gibt es viele auf Mallorca. Und auch ein paar alternative. Das Restaurant Hortella d'en Cotanet ist eine ungewöhnliche Mischung aus beiden. Vor allem donnerstags nachts im Sommer. Denn dann geht hier hochwertiges Abendessen in lässig-träumerische Konzert­atmosphäre über.

„Ja, so ganz normal sind wir nicht", sagt María Garí mit einem frechen Grinsen. Die 29-Jährige sieht mit ihrem Nirvana-T-Shirt nicht gerade wie die typische Kellnerin in einem noblen mallorquinischen Landrestaurant aus. Doch wenn man genau hinguckt, zählen auch die Gäste, die unter dem romantisch beleuchteten Blätterdach auf der Terrasse des Anwesens sitzen, nicht zur typischen upper class, die sehen und gesehen werden will. Das wäre wohl auch schwierig, hier an diesem abgeschiedenen Ort in der Pampa von Vilafranca, der nur über einen

unbeleuchteten, mäßig gut befestigten Schotterweg erreichbar ist.

Was sich sehen und vor allem schmecken lassen kann, ist das Essen. Mediterrane Küche, angepasst an die jeweilige Reifesaison der Zutaten. Ein älterer Mallorquiner mit grauem Bart grillt auf einem großen Rost im Freien mehrere Fleischsorten. „Das hier ist Kaninchen", sagt er und deutet auf brutzelnde Tierleiber. „Alle Produkte, die wir hier verwenden, kommen von der Insel", sagt María Garí. „Und das Gemüse stammt aus unserem Garten dort ­drüben", sagt sie und deutet in die Dunkelheit. „Alles öko."

Besser zu sehen ist der große Gartenabschnitt, der an die Restaurantterrasse angrenzt. Lichterketten hängen in den Bäumen und werfen gelblich-buntes Licht auf farbige Stoffgirlanden und Sitzkissen auf dem Rasen. Scheinwerfer zielen auf die ebenerdige Bühne, die noch ­verlassen ist.

„Ja, es verzögert sich immer etwas", sagt María Garí und blickt auf die Uhr. Es ist bereits 23 Uhr. Eine feste Anfangszeit gibt es nicht. Macht aber nichts, man kann sich einfach mal Zeit lassen. Viele der überwiegend jüngeren, alternativen, mallorquinischen Konzertbesucher trudeln ohnehin erst langsam ein und verwandeln den Parkplatz in ein horizontales Tetris-Feld.

„Der Eintritt zu den Konzerten ist gratis, man muss auch nichts essen, deshalb kommen viele erst jetzt", sagt Toni Josep Garí. Er ist ein entfernter Cousin von María, Sohn der Gründer des Restaurants und Initiator der sommerlichen Konzertreihe „Hortella Fest", die dieses Jahr zum dritten Mal statt­findet. „Wir wollen auch bei der Musik auf Lokales setzen, das passt ins Konzept", so der langhaarige 30-Jährige. Von Rock über Independent bis Blues und Reggae ist donnerstags nachts alles möglich. Zwei bis drei Bands spielen meist. Diese Woche macht die Blues-Gruppe Big Yu Yu den Anfang. „Das wird ein guter Abend", sagt Toni Josep, als die ersten Töne erklingen. Und er wird lang. „Bis zwei oder drei Uhr bestimmt." Wir nehmen uns die Zeit.

hortelladencotanet.com

facebook.com/hortellafest