Der Streik der Frauen zum Internationalen Frauentag am 8. März sorgte auf Mallorca für viel Gesprächsstoff. Doch es ist nicht das erste Mal, dass Frauen auf Mallorca kollektiv ihre Arbeit niederlegen.

Im Oktober 1932 stellten die collidores (Olivenpflückerinnen) in Calvià die Erntearbeit ein. Zu wenig Gehalt, zu schlechte Arbeitsbedingungen, skandierten sie. „Ein Meilenstein der Frauenbewegung, auch wenn ihn kaum jemand kennt", sagt Manel Suárez, Lehrer an der Gesamtschule Bendinat, der schon häufiger öffentlich über Mallorcas erste Feministinnen ­referiert hat.

Tatsächlich waren die Umstände, unter denen die Erntehelferinnen damals schuften mussten, unwürdig. Vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang waren sie zwischen den olivos im Einsatz, ackerten für 1,75 Peseten am Tag - einen Hungerlohn. Spe­zielle Schutzanzüge oder wetterfeste Kleidung stellten ihnen die Plantagenbesitzer nicht, oft litten die Frauen unter den kühlen Temperaturen. „Teilweise war es so kalt, dass sie Feuer machen mussten, in das sie Steine warfen", so Geschichtslehrer Suárez. „Die aufgeheizten Steine steckten sie sich dann in die Taschen, um sich aufzuwärmen."

Bevor sie streikten, suchten die Arbeiterinnen das Gespräch mit ihren Vorgesetzten. Umgerechnet 50 Cent pro Tag wollten sie mehr verdienen. Mithilfe der Arbeitervertretung von Calvià begannen die Verhandlungen mit den Landbesitzern - und blieben erfolglos. Die Gutsherren spotteten über die Aufständlerinnen. Was konnte das Weibsvolk ihnen schon anhaben?

Einiges, wie sie kurz darauf erfahren sollten. Denn am kommenden Tag blieben rund 70 Frauen, die vor allem auf den Ländereien in Torà, Ses Barraques und ­Mofarès tätig waren, von ihrer Arbeit fern. Genau wie am ­nächsten und übernächsten Tag. Eine Woche lang zogen die collidores ihren Streik durch. Die Verluste der Gutsherren häuften sich.

„Den Großgrundbesitzern blieb nichts anderes übrig, als den Regierungspräsidenten einzuschalten", sagt Manel Suárez. Der versuchte zwischen beiden Seiten zu vermitteln und erreichte, dass die Arbeitgeber einer Gehaltserhöhung zustimmten. Es war ein Triumph, der auch die Frauen selbst überraschte - schließlich war ihnen zu dieser Zeit nicht einmal die Teilnahme an politischen Wahlen gestattet, geschweige denn, sich gegen die Männerwelt aufzulehnen.

Doch das Gefühl des Sieges hielt nicht lange an. Manel Suárez: „Einige Landeigentümer missachteten schon kurz darauf die Vereinbarung. Manche kündigten auch das Arbeitsverhältnis mit den Streikenden." Kurzum: Die Spannungen zwischen den Erntehelferinnen und den Großgrundbesitzern wuchsen nach der kurzen Feuerpause weiter an.

Vier Jahre später, im Juni 1936, streikten die Olivenpflückerinnen wieder, diesmal stellten sie neben der Gehaltserhöhung noch weitere Forderungen: den Achtstundentag und die Versicherung durch den Arbeitgeber. Wie nicht anders zu erwarten, gab es wieder keine Einigung. Im Gegenteil. Mit dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs lösten sich die kleinen, hart ­erkämpften Fortschritte in Luft auf. „Viele Olivenpflückerinnen, die maßgeblich an den Streiks beteiligt waren, wurden hart bestraft, als Francos Regime die Herrschaft übernahm", so Manel Suárez.

Von da an blieb es ruhig um die collidores, Lebensmittelknappheit und Unterdrückung ließen die Probleme auf den Plantagen in den Hintergrund rücken. Trotzdem: Allein die zwei Streiks zeigten, dass die Calvianerinnen ihrer Zeit damals voraus waren und Mut bewiesen. „Sie sind ein wichtiger Teil unserer Geschichte, der nicht gänzlich in Vergessenheit geraten sollte", findet Suárez. Er jedenfalls wird weiterhin den jungen Generationen von den Olivenpflückerinnen erzählen.