Ich packe meinen Turnbeutel und nehme Kopfschmerztabletten mit...

Katharina (28), Marco (31) und Tobi (23) sind Freunde aus dem Raum Neustadt an der Aisch bei Nürnberg und Turnbeutel-Touristen - ein Phänomen, das am Ballermann seine Runde macht. „Die Flüge sind so günstig, dass wir für 26 Stunden nach Mallorca fliegen, durchfeiern und uns das Hotel sparen", sagt Tobi. Das macht er nicht zum ersten Mal.

Urlaub ohne Hotel am Ballermann

„Vor drei Jahren habe ich jemanden im Bierkönig kennengelernt, der hatte so eine Art Turnbeutel mit Zahnbürste, Handtuch, Badehose dabei und war nur für eine Nacht hier. Da wollte ich das auch mal ausprobieren." Seitdem macht er auf Party-Hopper, in diesem Jahr war er im Juni drei Tage am Ballermann, ohne ein Hotel zu buchen. „Mittlerweile kenne ich so viele Leute hier, da kann ich mal duschen. Wenn es zu schlimm wird, pennt man kurz auf einer Liege am Pool." Dafür braucht es die Kondition eines 23-Jährigen. Als die MZ Tobi und den 31-jährigen Marco am Samstag (18.8.) vier Stunden nach ihrer Ankunft um 14.30 Uhr am Megapark trifft, ist die Welt für Marco eine schwankende Angelegenheit. Langsam geht es zum Bierkönig, wo sich Marco eine Maß Cuba Libre bestellt. „Man muss ab und zu ein Wasser trinken", sagt Tobi und bestellt ein Bier.

Was kostet der Partytrip für eine Nacht?

Sehr viel passt in die Turnbeutel nicht hinein, die Frau der Gruppe vertraut neben Wasser auf Schminkzeug und Bikini, falls es doch einmal kurz zum Strand geht. Das Budget für die Nacht liegt zwischen 120 Euro bei Katharina und den 300 Euro, die der Industriemechaniker Tobi auf den Kopf hauen will. Die Flüge haben ihn 35 Euro gekostet, Katharina hat 80 Euro gezahlt. „Bei der Arbeit haben mich Kollegen eine Umweltsünderin genannt", sagt sie. „Aber die Flugzeuge fliegen sowieso, ob ich jetzt darin sitze oder nicht." Schnell entbrennt am Tisch eine Diskussion, ob man als Einzelner überhaupt Einfluss nehmen kann auf den Flugmarkt. Eine Lösung gibt es nicht, stattdessen kommt eine Runde Hochprozentiges. „Ich mache mir darum nicht so einen Kopf", sagt Tobi. „Ich bin halt Malle-verrückt und möchte mein Leben genießen."

Den nächsten Trip hat er schon gebucht, zum Closing vom Bierkönig kommt er fünf Tage. Diesmal aber mit Hotel.

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im August 2018