Mandel, Pistazie und Haselnuss ­­­- als Rafael Valls begann, in der Küche seiner Eltern Speiseeis herzustellen, beschränkte er sich auf drei Sorten. 86 Jahre ist das nun her. Was als kleine sonntägliche Spielerei begann, hat sich unter Touristen und Einheimischen zu einer Institution in Pollença im Norden von Mallorca entwickelt. Jahrzehntelang führte die Familie die Produktion unter dem Namen Gelats Valls weiter. „Seit ich denken kann, kamen die Leute von der ganzen Insel, um sich bei uns ein Eis zu kaufen", sagt Rafael Martorell Valls, der Enkel des Gründers.

Der 44-Jährige führt seit einigen Wochen zusammen mit seiner Schwester Antonia die Familientradition fort, die im April ein unschönes Ende nahm. Trotz Protesten Hunderter Stammkunden musste man wegen fehlender Lizenzen schließen. „Erst die Verkaufsstelle an der Promenade von Port de Pollença, dann die Bude hier im Ort. Trotz großer Unterschriftenaktionen", sagt Martorell mit bedauerndem Blick. Er erinnert sich noch gut daran, wie er schon als Kind seinem Vater dabei half, Eis herzustellen, neue Sorten auszuprobieren und diese an die Kunden zu verkaufen. „Mir war eigentlich immer klar, dass ich das später mal weiterführen möchte", sagt er. Doch zusätzlich zu den Problemen mit dem Rathaus kam Anfang des Jahres ein Familienstreit auf. Bis zum Frühjahr hatten Martorell und seine Schwester das Unternehmen gemeinsam mit zwei Cousins geführt. „Mit der Schließung trennten sich unsere Wege dann endgültig."

Das neue Geschäft steht nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der bis April noch der hölzerne Kiosk stand, mit dem der Großvater einst Gelats Valls bekannt machte. Es ist ein ansehnliches Lokal, das die Geschwister in einem der alten Stadthäuser errichtet haben. Eine moderne Spiegelwand an der einen, alte Backsteinoptik an der anderen Wand, vier Tische im Inneren, sechs im Außenbereich. „Ca'n Butxaca" prangt auf einem Schild über der Verkaufstheke. „Wir wollten die Marke Gelats Valls nicht beibehalten." Aber die Einheimischen hätten auch den Kiosk schon immer Ca'n Butxaca genannt. „Butxaca heißt Hosentasche. Angeblich war mein Großvater der Erste im Ort, der welche an seinen Hosen hatte, aber vielleicht ist das auch nur eine Legende", sagt Martorell und lacht.

Rund 24 Sorten verkauft er heute, gemeinsam mit seiner 18-jährigen Tochter stellt er im hinteren Bereich des neuen Lokals rund 150 Liter der cremigen Masse her, die noch immer gut ankommt, wenn auch mit leicht verändertem Rezept. „Die Einheimischen wissen ohnehin, dass wir zur Traditionsfamilie gehören. Und Stammurlauber fragen sich schnell zu uns durch." Zwei Euro kostet die Kugel. „Viele Deutsche murren da erst. Aber wenn sie sehen, wie groß die Portion ist, rudern sie zurück."

„Bon dia", sagt ein hochgewachsener Mallorquiner, der gleich drei Kinder im Schlepptau hat. Schon als er klein war, habe er immer bei Gelats Valls gekauft. „Es ist super, dass die Schließung des Kiosks nicht das Ende der Tradition bedeutet", findet er. „Jedes Mal, wenn wir hier vorbeikommen, gibt es eine Kugel." Seine Sprösslinge nicken und strahlen. „Vanille, immer Vanille", flötet der Kleinste.