Besitzen Holz und Stein eine Seele? Und wenn ja, kann man diese sichtbar machen? Irgendwie schon, findet Maria Antònia Marqués (34). Zumindest hat jedes Stück eine einzigartige Geschichte zu erzählen. Die Mallorquinerin hat mit ihrem Mann Álvaro Garriga (38) vor sechs Jahren Con Alma Design (Design mit Seele), eine Werkstatt für Möbel und Einrichtungsobjekte gegründet. Ihr Atelier hat das Paar auf der Finca Bellveure in Binissalem eingerichtet, wo Maria Antònia aufgewachsen ist. Die Finca ist seit sechs Generationen in Familienbesitz.

Der Ort könnte nicht passender sein, um inspiriert durch die Natur schöne Dinge zu kreieren. Das Landgut mit dem verwunschenen Innenhof ist über siebenhundert Jahre alt, das Holz für die Möbel wächst auf dem 200 Hektar großen Anwesen. „Wir schlagen kein Holz der Oliven- und Mandelbäume, sondern warten, bis ein Ast herunterfällt", sagt Maria Antònia Marqués. Gut, dass man über die Jahre einen gewissen Vorrat an Holz angesammelt hat. Fällt neues Holz herunter, wird das Material in Scheiben geschnitten und muss bis zu drei bis fünf Jahre trocken. „Das erfordert Geduld, oft möchte man am liebsten sofort etwas aus dem Holz entwerfen", sagt Álvaro Garriga, der aus Barcelona stammt.

Das Paar lernte sich 2011 in Barcelona kennen. Maria Antònia Marqués studierte Innenarchitektur in Burgos, danach nahm sie einen Job in einem Architekturbüro in Barcelona an, um Projekte für Büroräumlichkeiten und Hotels zu verwirklichen. Álvaro Garriga, der sich als Kreativer und Autodidakt beschreibt, arbeitete damals in der Hotel- und Gastronomiebranche, zwischendurch auch in London. Das Paar entschied sich für einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt, zog nach Mallorca und arbeitete fortan zusammen.

Das Atelier, das zugleich als Werkstatt und Büro dient, befindet sich im ersten Stock des alten Gutshofs. Hier hatte schon Maria Antònia Marqués Großvater seine Hobbyschreinerei, die alte Werkbank und ein Schrank mit Werkzeugen stammen von ihm. „Alles fing mit alten Stühlen aus einer Schule an", sagt die Designerin und zeigt auf einen Eisenrohrstuhl, der von ihnen eine Sitzfläche und Lehne aus Olivenholz spendiert bekam.

Der Gedanke war, alten Dingen neues Leben einzuhauchen, doch die Recycling-Idee funktionierte für das Paar nicht. Sie wollten selbst entwerfen. Sie konzentrierten sich auf das Holz, das auf der Finca wächst, neben 30 bis 80 Jahre alten Oliven und Mandeln auch Kiefern. Die Äste und Stämme der Kiefern werden kontrolliert geschnitten, immer an Neumond, das garantiert, dass das Holz nicht fault. Aus Kiefern lassen sich auch große Tische fertigen, was mit Oliven- und Mandelholz kaum möglich ist. Diese Holzstücke sind kleiner und lassen sich zum Beispiel gut für Hocker oder Brettchen verwenden. Eine Serie von Olivenholzbrettern (ab 40 Euro) steht aufgereiht im Atelier, sie werden in den nächsten Tagen zu einem Kunden nach Los Angeles verschickt. „Auf Mallorca werden viele Brettchen aus Olivenholz verkauft", so Álvaro Garriga, das Holz stamme aber zumeist aus Marokko und Griechenland, was auch den niedrigen Preis erkläre.

Ebenfalls Einzelstücke sind die hübschen Steinbrettchen, rund fünf Zentimeter dick (ab 60 Euro), der Stein wird aus dem familieneigenen Steinbruch abgebaut. Je nach Maserung schimmern die Brettchen bläulich, lila, beige oder weiß. „Binissalem wird auch das Dorf der tausendfarbigen Steine genannt", sagt Maria Antònia Marqués. Auf den Steinbrettchen, der deutsche Küchenmöbelhersteller Bulthaup hat gerade eine Reihe geordert, lassen sich gut Frischkäse und Paté servieren. Die Oberfläche wird mit Schleifpapier so lange bearbeitet, bis sie sich weich und glatt anfühlt. Für größere Objekte wie Holztische und -bänke kooperiert Con Alma Design mit Schreinern aus Binissalem und Consell, die die Möbel für sie zusammenbauen. Jedes Stück gibt es nur einmal und wird für den Kunden passend angefertigt. Jedes Projekt beginnt mit einem Gespräch, um herauszufinden, was der Kunde wünscht und wie sich die Wünsche umsetzen lassen. „Für einen drei Meter langen und zwei Meter breiten Esstisch benötigt man beispielsweise europäische oder amerikanische Hölzer wie Eiche und Buche", sagt Álvaro Garriga. Dieses Material kaufen sie auf Kundenwunsch auch hinzu. Oder man entscheidet sich für eine individuelle Lösung, etwa einen Tisch aus drei nebeneinanderliegenden Kiefernholzbrettern, die ihre natürliche Form behalten dürfen und für interessante Linien auf der Tafel sorgen. Die Holzoberfläche wird mit Öl und einer Lasur behandelt, um die Poren zu verschließen und resistent gegen Flecken zu machen.

Ein Unikat ist auch der Tisch aus Mandelholz, für solch ein Stück müsse man Jahre warten, sagt Maria Antònia Marqués. Die Tischplatte hat an einer Stelle ein Loch, das natürlich gewachsen ist. Die verschiedenen farblichen Holzschattierungen kommen besonders gut zur Geltung und man überlegt, ob sich hier die Seele im Holz zeigt. „In Alma stecken auch die Kürzel unserer Vornamen", sagt Álvaro Garriga. Der Name sei eine Anspielung auf die Liebe und Sorgfalt, die sie in ihre Kreationen stecken.

Kontakt: www.conalmadesign.com